Gegenüber dem vorigen Jahr beträgt der Rückgang immerhin 10 % bzw. rund 500.000 Hektar. Ursache für den Anbaueinbruch sind die massiven Regenfälle im vorigen Herbst. Zu diesem Ergebnis kommt die französische Analystenfirma Sigma Conseil in einer Umfrage.
Im übrigen ist die Weizenfläche auch in Deutschland rund 7 Prozent kleiner als im vorigen Jahr. Das heißt: Bei den beiden europäischen TOP-Erzeugern dürfte damit auch die Produktion kräftig schrumpfen.
Die Weizenpreise am europäischen Terminmarkt zeigen für die neue Ernte ein Niveau von knapp 188 Euro je Tonne an – dass sind fast 10 Euro weniger als für die aktuellen Termine.
Regen verhinderte die Aussaat
Die Aussaatfläche für Winterweizen für die Ernte 2020 beträgt nur 4,47 Millionen Hektar. Im vorigen Jahr hatten französische Getreidebauern noch 4,97 Millionen Hektar mit Weizen bestellt. Ermittelt haben den Anbaurückgang die Markt-Analysten von Sigma Conseil in einer Umfrage. Ähnlich wie im Vereinigten Königreich und in Teilen Deutschlands hat es in Frankreich im Herbst massiv geregnet, was die Aussaat von Weizen und Gerste erheblich beeinträchtigte.
Das französische Landwirtschaftsministerium hatte im Dezember geschätzt, dass die Weizenfläche für die Ernte 2020 um 5 Prozent zurückgegangen wäre. Händler und Analysten hatten jedoch einen zweistelligen Rückgang erwartet.
Sigma Conseil meldete nun, dass die Landwirte nach Weihnachten nur noch etwa 120.000 Hektar bestellt hatten, nachdem sich die Wetterbedingungen verbessert hatten. Das wäre deutlich weniger als das französische Landwirtschaftsministerium im Dezember erwartet hat.
Daten sind noch vorläufig
Allerdings ist auch die Schätzung von Sigma Consail vorläufig, da in Südwestfrankreich auch später noch einige Aussaatarbeiten fortgesetzt wurden. Gleichzeitig ist zu befürchten, dass einige bestellte Flächen noch umgebrochen werden müssen und durch Sommersaaten ersetzt werden, sagte Sigma Conseil.
Die neue französische Weizenernte 2020 wurde zunächst auf 33,3 Millionen Tonnen geschätzt, nachdem im vorigen Jahr 39,5 Millionen Tonnen Weizen geerntet wurden. Das war die zweitgrößte Weizenernte überhaupt.
Die bisherigen Ertragsschätzungen für 2020 gingen von 7,45 Tonnen pro Hektar aus, was dem Durchschnitt der letzten Jahre entspricht, sagte Sigma Conseil und fügte hinzu, dass es noch zu früh sei, die Auswirkungen der Aussaatprobleme auf den Ertrag vorherzusagen.
Ausweitung bei Sommergerste – und Mais?
Französische Getreideunternehmen erwarteten jedoch, dass die schwierigen Aussaatbedingungen die Erträge beeinträchtigen werden. Dabei sind die größten Aussaatverluste in westlichen Regionen zu verzeichnen, in denen die Erträge tendenziell unter dem nationalen Durchschnitt liegen.
Die Schätzungen basierten auf einer ersten Umfrage bei Getreidefirmen vom 15. bis 17. Dezember und einer weiteren Umfrage vom 10. Januar bis 15. Januar. Nach dem Rückgang der Weizenfläche und der erwarteten Abnahme der Wintergerste- und Rapsfläche ist in Frankreich mit einer deutlichen Zunahme des Sommergerstenanbaus zu rechnen, so Sigma Conseil.
Angesichts der Aussicht auf einen großen Überschuss an Sommergerste, ermutigten die Getreidefirmen die Landwirte jedoch, sich auch für andere Sommerkulturen zu entscheiden, heißt es. In einigen Regionen sei deshalb mit einem Anstieg des Maisanbaus zu rechnen.
Weniger Weizen in Frankreich und Deutschland
Das französische Analystenhaus Strategie Grains hatte die europäische Erntefläche für Weizen in diesem Jahr nur auf knapp auf 23,2 Mio. Hektar geschätzt. Das wären gut 600.000 Hektar weniger als zur Ernte 2019. „Eine Ursache für diesen Anbau-Rückgang sind die starken Regenfälle im vorigen Herbst und Überflutungen im Vereinigten Königreich und im Nordwesten Frankreichs“, sagt Strategie Grains.
Die französischen Statistiker von Agreste meldeten im Dezember einen Anbaurückgang von 240.000 Hektar bei Winterweizen und von 56.000 Hektar bei Wintergerste. Deutlich wenierg als jetzt Sigma Conseil.
In Deutschland ist die Winterweizenfläche für die Ernte 2020 rund 7,1 Prozent bzw. 216.000 Hektar kleiner als im Jahr zuvor. Das heißt: Die europäische Weizenernte und das Angebot dürfte spürbar schrumpfen. Strategie Grains schätzte die europäische Weizenernte 2020 im Januar nur noch auf 139,8 Mio. Tonnen. Das waren nochmals fast 1,0 Mio. t weniger als man im Dezember erwartet hat. Außerdem fiele die neue Ernte 6,0 Mio. Tonnen kleiner aus als 2019. Selbst das könnte jedoch immer noch zu hoch sein.
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