Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Futtergerste - Preise und Ernte

Gerstenpreise fallen vor der Ernte – Absatzwege sind verstopft

Gerste-AdobeStock_107544819
am Donnerstag, 08.06.2023 - 13:03 (Jetzt kommentieren)

Die Gerstenpreise sind zuletzt deutlich gefallen. Hohe Ernteprognosen bei Weizen und eine schwächere Nachfrage aus dem Futtersektor sind nur zwei Ursachen. Hinzu kommt der vergleichsweise schwache Export und die gleichzeitig hohen Importe.

gerstenpreise.

Die Preise für Futtergerste sind seit Mai deutlich gefallen. Am Hamburger Großmarkt und Exporthafen werden aktuell noch rund 204 Euro je Tonne geboten. Im Mai waren es noch 225 Euro und im April 235 Euro. Zwischenzeitlich waren die Kurse aber auch schon unter die Marke von 200 Euro gefallen – hatten sich jedoch zuletzt wieder etwas erholt.

Aus Frankreich werden aktuell vom wichtigsten Exporthafen Rouen Gerstenpreise von rund 218 Euro je Tonne (fob) gemeldet und damit rund 10 Euro mehr als vor einer Woche. Grund ist offenbar der wieder etwas anziehende Export der Franzosen – unter anderem nach China.

Im noch laufenden Wirtschaftsjahr bis zum 04. Juni haben französische Exporteure 2,96 Millionen Tonnen Gerste in Drittländer verkauft. Deutschland kommt auf Ausfuhren von 1,5 Millionen Tonnen Gerste und Rumänien verkaufte 1,1 Millionen Tonnen Gerste am Weltmarkt. Insgesamt bleiben die europäischen Gerstenexporte jedoch weit hinter den beiden Vorjahren zurück.

Hauptabnehmer von europäischer Gerste waren in der aktuellen Saison China, Saudi-Arabien, Tunesien und der Iran.

Neue Ernte größer - Futterbedarf kleiner

gerstenernte.

Für die neue Ernte 2023 geht die Kommission derzeit von einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 570.000 Tonnen auf 52,5 Millionen Tonnen (Sommer- und Wintergerste) aus. Dabei sind die deutlichen Produktionskorrekturen in Spanien (dem größten Produzenten von Sommergerste) schon berücksichtigt.

Für Deutschland rechnet die Kommission mit einer Gerstenernte von 11,2 Millionen Tonnen. Das wäre etwa so viel wie im vorigen Jahr. Der Deutsche Raiffeisenverband kam in seiner letzten Prognose auf etwas kleinere Erntemengen von 9,15 Millionen Tonnen Wintergerste (Vj. 9,2) und 1,75 Millionen Tonnen Sommergerste (Vj. 1,97) – insgesamt also nur 10,9 Millionen Tonnen. Hintergrund sind offensichtlich die witterungsbedingt deutlich schwächer erwarteten Erträge bei Wintergerste.

Auch aus Frankreich meldete das Landwirtschaftsministerium Agreste für dier Ernte 2023 eine deutliche Ausweitung des Wintergerstenanbaus und einen ebenso so deutlichen Rückgang der Sommergerstenfläche. Die Kommission schätzt die neue französische Gerstenernte vor diesem Hintergrund auf 11,8 Millionen Tonnen – im Vergleich zu 11,4 Millionen Tonnen im vorigen Jahr.

Größere Gerstenernten als 2022 erwartet die Kommission außerdem auch in Polen, Rumänien und Tschechien.

Harter Wettbewerb im Export

Optimistisch ist die Kommission indessen bei den Exporten. Hier rechnen die Kommission-Experten für die neue Saison mit einem Anstieg von etwa 9 Millionen Tonnen in der noch laufenden Saison auf 10 Millionen Tonnen in 2023.

Gleichzeitig sollen die Importe – vor allem aus der Ukraine und dem Vereinigten Königreich - von insgesamt 2,0 Millionen Tonnen auf 1,5 Millionen Tonnen zurückgehen, da die Gerstenproduktion in der Ukraine voraussichtlich sinken wird und die Exportkapazitäten des Landes von der Fortsetzung der Schwarzmeer-Getreideinitiative der Vereinten Nationen abhängen. Wenn die britische Gerstenproduktion ihr Niveau hält, dürften die Importe aus dem Vereinigten Königreich jedoch hoch bleiben.

Spanien wird voraussichtlich größere Mengen ukrainischer und britischer Gerste importieren, um die geringere inländische Getreideernte auszugleichen. Große Mengen russischer und australischer Gerste auf dem Weltmarkt drücken weiterhin auf die Preise. Im noch laufenden Wirtschaftsjahr verzeichneten die EU-Exporte deshalb einen erheblichen Rückgang im Vergleich zur Saison 2021/22, was auf Exportrückgänge bei französischer Gerste nach China und den Verlust der Märkte Rumäniens im Nahen Osten und Bulgariens in der Türkei und in Tunesien zurückzuführen ist sowie auf den Rückgang der Exporte Deutschlands in den Iran.

Ein Anstieg der deutschen Gerstenexporte nach Saudi-Arabien und eine Wiederaufnahme der Verkäufe Rumäniens und Frankreichs nach Indien, Iran und Tunesien, reichten nicht aus, um den starken Rückgang in anderen Märkten auszugleichen. Russische und australische Gerste sind zude sehr konkurrenzfähig und verdrängen EU-Herkünfte aus den Märkten Nordafrikas und des Nahen Ostens.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...