
Aufgrund der deutlichen Kürzungen bei Mais und Weizen liegt die Prognose für die globale Gesamtgetreideproduktion 2022/23 gewaltige 24 Mio. t unter dem IGC-Bericht vom April. Da der prognostizierte Verbrauch um den gleichen Betrag gesenkt wurde, ist die weltweite Lagerbestands-Schätzung nur um 1 Mio. t niedriger als zuvor. Hauptsächlich aufgrund eines deutlichen Rückgangs beim Mais wird außerdem ein niedrigeres Handelsvolumen bei Getreide prognostiziert, was den zweiten Rückgang in Folge bedeuten würde.
Nach unten korrigierten Ernten bei Weizen, Mais und Sorghum werden voraussichtlich die weltweite Gesamtgetreideproduktion 2022/23 auf 2.251 Mio. t begrenzen: Das sind 40 Mio. Tonnen weniger als im noch laufenden Wirtschaftsjahr 2021/22, sagt der IGC. Da der Futterverbrauch von Getreide durch die sehr hohen Marktpreise spürbar gedrosselt wird, schrumpft jedoch auch der Gesamtverbrauch von Getreide gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um 8 Mio. t.
Das wäre dann der erste globale Verbrauchs-Rückgang seit dem Jahr 2015/16. Verursacht durch die schrumpfenden Lagerbeständen bei den wichtigsten Exporteuren, werden die globalen Getreidevorräte mit insgesamt 580 Mio. t um 5 % niedriger sein als in der laufenden Saison. Der Welthandel wird voraussichtlich um 3 % auf 404 Mio. t zurückgehen, hauptsächlich wegen schrumpfender Mais- und Gerstenexporte.
Mais: Ukraine verliert die Hälfte der Ernte – Wetter drückt US-Produktion

Der International Getreiderat hat seine Prognose 2022/23 für die weltweite Maisproduktion um 13 Millionen Tonnen auf 1.184 Millionen Tonnen gesenkt. Dahinter steckt unter anderem eine kräftige Abwärtskorrektur der erwarteten neuen Ernte in den Vereinigten Staaten, dem weltweit größten Maisproduzenten.
In seinem monatlichen Update senkte der IGC seine Prognose für die Maisernte in den Vereinigten Staaten – wo übermäßige Regenfälle und Kälte die Aussaat im Mittelwesten deutlich verlangsamt haben – um 9,3 Millionen Tonnen auf 367,3 Millionen. Im vorigen Jahr (2021) ernteten die Farmer 383,9 Millionen Tonnen.
Die (schlechte) Prognose für die Maisernte 2022/23 in der Ukraine – dem viertgrößten Getreideexporteur der Welt – blieb bei 18,6 Millionen Tonnen unverändert. Das wäre weniger als die Hälfte der Rekordernte von 42,1 Millionen Tonnen in der zu Ende gehenden Saison. Ein starker Rückgang der Anbaufläche für Sommerkulturen wie Mais und Gerste in der Ukraine war in dieser Saison nach der russischen Invasion erwartet worden.
Für die Europäische Union erwartet der IGC eine Maisernte von 70,7 Millionen Tonnen – nach 71,0 Millionen Tonnen in der vorigen Prognose und 70,3 Millionen Tonnen im vorigen Jahr. Gleichzeitig erwarte man einen Rückgang der europäischen Importe von 14 auf 10 Millionen Tonnen.
Mit einem deutlichen Anstieg der Maisproduktion – der die hohen Verluste in den USA und der Ukraine etwas ausgleicht – rechnet der IGC vor allem in Brasilien und auch in Argentinien. Für China gehen die Analysten von einer fast unveränderten Produktion und rückläufigen Importen aus.
Weizen: Russland mit Riesenernte – Europa mit Rekordexporten

Die Prognose für die globale Weizenproduktion für 2022/23 senkte der IGC gegenüber der vorigen Schätzung um 11 Millionen Tonnen auf 769 Millionen Tonnen. Ursachen sind eine deutlich niedrigere Prognose für die Vereinigten Staaten - jetzt 46,8 Millionen gegenüber 49,9 Millionen im Vormonat.
Hinzu kommt und ein witterungsbedingt (Hitzewelle) scharfer Produktionsrückgang für Indien, auf jetzt 105 Millionen gegenüber zuvor erwarteten rekordhohen 111,3 Millionen Tonnen - und 109,6 Millionen Tonnen im vorigen Jahr. Der erwartete Produktionsrückgang reduziert auch die indischen Exportmöglichkeiten von zunächst erwarteten 9,5 Millionen auf nur noch 4,9 Millionen Tonnen – nach 7,9 Millionen Tonnen im laufenden Jahr.
Für die Ukraine lassen die Analysten des IGC ihre Weizenernteprognose für 2022/23 unverändert bei 19,4 Millionen Tonnen. Das sind 13,6 Millionen Tonnen oder 42 % weniger als im vorigen Jahr.
Für Russland, den weltgrößten Weizenexporteur, hat der IGC seine Ernteprognose für 2022/23 von 82,5 Millionen auf 84,7 Millionen Tonnen angehoben. Russische Analysten sehen die russische Ernte noch deutlich größer bie fast 90 Millionen Tonnen. Die russischen Weizenexporte hat der IGC um gut eine Millionen Tonne auf 44,3 Millionen Tonne angehoben. Das wäre ein neuer Rekord.
Die Prognose für die Weizenernte in der Europäischen Union – dem nach Russland zweitgrößten Weizenexporteur der Welt – liegt bei 134,9 Millionen Tonnen, und damit (witterungsbedingt) 0,6 Millionen Tonnen niedriger als in der vorigen Schätzung. Außerdem sind das 3,2 Millionen Tonnen weniger als im vorigen Jahr mit 138,1 Millionen Tonnen geerntet wurden.
Die europäischen Weizenexporte sieht der IGC dennoch bei 40 Millionen Tonnen und damit 2 Millionen höher als bei der vorigen Prognose und sogar 6,2 Millionen größer als in der laufenden Saison. Das dürfte nur zu Lasten der Bestände möglich sein - und zu Gunsten anhaltend hoher Weizenpreise.
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