
An den Getreidemärkten herrscht Unsicherheit über die Folgen des geplatzten Getreidedeals. Russlands hat seit gestern seine Teilnahme an dem Abkommen ausgesetzt, das den Export ukrainischen Getreides über drei Schwarzmeerhäfen ermöglicht.
Der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow sagte, Russland sei bereit, das Abkommen wieder aufzunehmen, allerdings erst, wenn sein Teil bezüglich der Verpflichtungen gegenüber Moskau erfüllt sei. Nach drei Verlängerungen und einem Export von 33 Mio. Tonnen Getreide und Ölsaaten seit August 2022 hat Russland seine Teilnahme zunächst beendet.
Diese neue Phase der Unsicherheit sorgte zunächst für einen kräftigen Anstieg der Getreidepreise, die im Laufe des Handels dann jedoch überraschend nachgaben. Der ukrainische Präsident kündigte an, dass sein Land daran arbeite, die Exporte auch ohne Zustimmung der Russen fortzusetzen.
Der Schwarzmeerexport bleibt deshalb ein zentrales Thema und wird die Märkte in den nächsten Tagen sicherlich weiter beschäftigen.
Die Getreide-Preise in den USA zeigten gestern, dass für die Nichterneuerung des Getreidedeals ein gewisser Risikoaufschlag schon eingepreist war. Weizen und Mais schlossen sogar in den roten Zahlen, da die Märke offensichtlich nicht glauben, dass die Aussetzung des Abkommens erhebliche Auswirkungen auf den Welthandel haben würde.
Ukraine will auch ohne Russland exportieren

Die Ukraine werde ihr Bestes tun, um trotz des Rückzugs Russlands aus dem Getreideabkommen weiterhin Getreide zu exportieren, sagte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskyj am Montag. „Auch ohne Russland ist es notwendig, keine Mühen zu scheuen, damit wir diesen Schwarzmeerkorridor nutzen können“, sagte er in einem Interview mit afrikanischen Journalisten, welches sein Sprecher Sergej Nikiforow dann teilweise auf Facebook veröffentlichte.
Laut Selenskyj hätten ihm viele Schiffs-Reeder versichert, dass sie bereit seien, weiterhin Getreide aus ukrainischen Häfen zu verschiffen, „wenn die Ukraine sie durchlässt und die Türkei sie durchlässt“. „Ich habe unser Außenministerium nach der offiziellen Mitteilung Russlands angewiesen, unsere offiziellen Botschaften an die Vereinten Nationen und die Türkei vorzubereiten, damit sie mir als ukrainischem Präsidenten mitteilen, dass sie bereit sind, unsere Initiative fortzusetzen“, fügte er hinzu.
Russland startete indessen über Nacht Raketen- und Drohnenangriffe auf die Süd- und Ostukraine, die die Infrastruktur im Schwarzmeerhafen Odessa beschädigten, sagten ukrainische Beamte am Dienstag. Odessa ist einer der wichtigsten Häfen der Ukraine für den Getreideexport.
Russland will seine Getreidekunden beliefern

„Moskau wird seinen Verpflichtungen zur Lieferung von Getreide an Kunden nachkommen“, sagte Dmitri Poljanski, Erster Stellvertretender Ständiger Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen, auf einer Sitzung des Sicherheitsrats und kommentierte die Beendigung des Getreideexportabkommens, berichtet TASS.
„Wir unsererseits sind bestrebt, alle vertraglichen Verpflichtungen zur russischen Getreidelieferung an Kunden zu erfüllen und trotz aller Hindernisse weiterhin Hilfe in Entwicklungsländern zu leisten“, betonte er. „Wir würdigen die Bemühungen des UN-Generalsekretärs und seines Teams, die weiterhin versucht haben, westliche Länder davon zu überzeugen, den Verpflichtungen gegenüber Russland nachzukommen, die sich aus dem Russland-UN-Memorandum ergeben“, sagte Polyanski.
Die Führung der Vereinten Nationen habe es versäumt, die Umsetzung des Teils des Getreideabkommens zu garantieren, der den Export russischer Agrarprodukte betrifft, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Montag als Begründung für die Aussetzung der Getreidedeals.
Darüber hinaus hat Moskau wiederholt betont, dass der Großteil des Getreides, das für die Lieferung an die ärmsten Länder bestimmt war, in westliche Länder und nach China verschifft wurde. Der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow sagte, Moskau sei bereit, das Abkommen wiederzubeleben, allerdings erst, nachdem der Teil, der sich auf die Verpflichtungen gegenüber Moskau beziehe, erfüllt sei.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.