
Die europäischen Landwirte haben den Anbau von Weizen für die Ernte 2022 nur wenig ausgedehnt. Deutlich stärker ist der Flächenzuwachs für Gerste und Mais. Anders als bei Winterweizen bestand dort die Möglichkeit, auf den Ukrainekrieg durch die Ausweitung der Sommergerstenfläche und der Körnermaisfläche zu reagieren. Auch die Raps- und Sonnenblumenfläche ist deutlich größer.
Die Kommission hat auf der Grundlage der aus den EU-Ländern gemeldeten Anbaudaten erste Ernteschätzungen vorgenommen. Gleichzeitig wurden die möglichen Exporte und Importe von Getreide und Ölsaaten prognostiziert. Hintergrund ist hier der weitgehende Ausfall der Ukraine als Exporteuer und die zunehmenden Schwierigkeiten Russlands Getreide zu exportieren.
In ihrer ersten Prognose für 2022/23 erwartet die Kommission, dass die Produktion von Weichweizen in den 27 EU-Ländern von 130,0 Millionen Tonnen im Jahr 2021/22 auf 131,3 Millionen Tonnen steigen könnte. Dem liegt die Annahme zu Grunde, dass die Weizenfläche um rund 200.000 Hektar auf 21,9 Millionen Hektar nur sehr moderat ausgeweitetet wurde - trotz der sehr hohen Preise. Für Deutschland wurde eine Weizenernte von 21,6 Millionen geschätzt (Vj. 21,45), für Frankreich von 34,9 Millionen Tonnen (Vj. 35,2) und für Rumänien von 10,3 Millionen Tonnen (Vj. 11,3).
Gleichzeitig rechnet die Kommission damit, dass die EU-Weichweizenbestände bis Ende 2022 auf 12,2 Millionen Tonnen schrumpfen, von 13,2 Millionen Tonnen, die am Ende dieser Saison erwartet werden. Außerdem geht die Kommission davon aus, dass die Exporte von Weichweizen aus der Europäischen Union in der im Juli beginnenden Saison 2022/23 auf 40 Millionen Tonnen zunehmen werden. Dem stehen 33,0 Millionen Tonnen Weichweizenexporte gegenüber, die nach den derzeitigen Daten in der laufenden Saison 2021/22 ausgeführt werden.
In einer kurzen Notiz zu ihren Prognosen sagte die Kommission außerdem, der für 2022/23 erwartete starke Anstieg der Weizenexporte spiegele „die weltweite Nachfrage bei einem geringeren Angebot aus der Ukraine“ wider.
Gerstenanbau wird am stärksten ausgeweitet

Für Gerste insgesamt (Sommer- und Wintergerste) prognostizierte die Kommission für 2022/23, dass die Produktion in den 27 EU-Ländern von 51,96 Millionen im Jahr 2021/22 auf 53,63 Millionen Tonnen zunehmen könnte. Dem liegt die Annahme zu Grunde, das die Gerstenfläche um rund 526.000 Hektar auf 10,84 Millionen Hektar ausgeweitet wird.
Für Deutschland wurde eine Gerstenernte von 10,5 Millionen geschätzt (Vj. 10,4), für Frankreich von 11,2 Millionen Tonnen (Vj. 11,5) und für Rumänien von 2,1 Millionen Tonnen (Vj. 2,4). Außerdem geht die Kommission davon aus, dass die EU-Gerstenbestände Ende 2022 relativ moderat auf 4,5 Millionen Tonnen zunehmen, von 4,1 Millionen, die am Ende dieser Saison erwartet werden.
Weiterhin rechnet die Europäische Kommission damit, dass die Exporte von Gerste aus der Europäischen Union in der im Juli beginnenden Saison 2022/23 auf 9,6 Millionen Tonnen ganz leicht zunehmen. Dem stehen 9,5 Millionen Tonnen Gerstenexporte gegenüber, die nach den derzeitigen Daten in der laufenden Saison 2021/22 ausgeführt werden.
Ausweitung des Maisanbaus – mehr Raps und Sonnenblumen

Die Europäische Kommission prognostizierte außerdem auch einen starken Rückgang der Maisimporte in die EU in der nächsten Saison auf 9 Millionen Tonnen von 14 Millionen, die jetzt für 2021/22 erwartet werden, und verwies auf die knappe globale Verfügbarkeit – bzw. die fehlenden Exporte aus der Ukraine. Die EU ist einer der weltweit größten Nettoimporteure von Mais für Viehfutter, und die Ukraine ist normalerweise einer ihrer größten Lieferanten.
Die Kommission prognostiziert, dass die Verwendung von Getreide in Viehfutter in der nächsten Saison zurückgehen wird, wobei der Weizenverbrauch von 38,8 Millionen in dieser Saison auf 37,6 Millionen Tonnen und der Maisverbrauch von 64,2 Millionen auf 62,6 Millionen Tonnen sinken soll.
Die Kommission erwartet auch eine Ausweitung des Maisanbaus in der EU. Sie sagt außerdem, die Entscheidung, den Landwirten die Nutzung von Brachflächen für den Anbau zu erlauben, würde das Angebot erhöhen. Die Produktion von Körnermais im Jahr 2022/23 wurde auf 74,0 Millionen Tonnen geschätzt, gegenüber 72,5 Millionen im Jahr 2021/22. Dem liegt die Annahme zu Grunde, das die Maisfläche um rund 200.000 Hektar auf 9,4 Millionen Hektar ausgeweitete wird.
Für Deutschland wurde eine Maisernte von 4,3 Millionen geschätzt (Vj. 4,46), für Frankreich von 14,3 Millionen Tonnen (Vj. 15,34) und für Rumänien von 15,4 Millionen Tonnen (Vj. 15,19).
Bei Ölsaaten wurde die Rapsproduktion in der neuen Saison auf 18,1 Millionen Tonnen gegenüber 17,0 Millionen in 2021/22 geschätzt, wobei die Rapsimporte in die EU von 4,9 Millionen auf 4 Millionen Tonnen zurückgehen sollen, wegen geringerer Importe aus der Ukraine. Die Produktion von Sonnenblumensamen wurde deutlich größer auf 11,2 Millionen Tonnen gegenüber 10,5 Millionen Tonnen in dieser Saison prognostiziert.
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