
Ein Mangel an Regen in Teilen Südeuropas setzt den Getreidepflanzen vor der Wachstumssaison im Frühjahr zu, teilte die Monitoring-Agentur der Europäischen Union (MARS) am Montag in ihrem Februarbericht mit. Europa erlebte im vorigen Sommer eine schwere Dürre mit massiven Folgen vor allem für die Maisernte. Nun schürt das trockene Wetter im vergangenen Monat in etlichen Ländern die Sorge, dass sich die Wasserreserven in diesem Jahr nicht erholen werden.
In Spanien und Italien ist das Problem für die Feldfrüchte der anhaltend niedrige Wasserstand in den Stauseen und die fehlenden Schneedecken in den Bergen (insbesondere in Norditalien). Dieses Wasser wird für die Bewässerung im Frühjahr und Sommer benötigt. „Die Wasserstände in Stauseen bleiben in Zentral- und Südspanien besorgniserregend niedrig“, sagte MARS in einem monatlichen Bericht. „In Italien wird ein starkes Niederschlagsdefizit in nordwestlichen Regionen beobachtet, wo sich die Bodenfeuchtigkeit noch nicht von der Dürre des letzten Jahres erholt hat.“
In Frankreich, dem größten Getreideproduzenten der EU, wurden das Regendefizit bislang noch nicht so bedrohlich angesehen, nachdem es in einigen Regionen im Frühwinter zu einem Regen-Überschuss gekommen war, fügte MARS hinzu. Das Landwirtschaftsbüro FranceAgriMer hatte am vorigen Freitag gesagt, dass fast alle Wintergetreidepflanzen in gutem Zustand seien und die Aussaat von Sommergerste schneller als gewöhnlich vorankomme.
„In Frankreich lässt die aktuelle Trockenheit Zweifel am Potenzial der Nutzpflanzen aufkommen. Regen wird in den kommenden Wochen nach einem außergewöhnlich trockenen Monat Februar sehr wichtig sein“, sagen hingegen die Analysten von Agritel.
Noch sind die Ernteprognosen hoch

Das europäische Analystenhaus Strategie Grains hat Anfang Februar seine Prognose für die Weichweizenproduktion in der Europäischen Union in diesem Jahr angehoben und dabei auf bisher relativ gute Wachstumsbedingungen verwiesen. Strategie Grains erwartet eine Weichweizenproduktion in der EU von 129,7 Millionen Tonnen in der Saison 2023/24, gegenüber 129,3 Millionen im Januar und einer anfänglichen Prognose von 128,7 Millionen im Dezember, hieß es in einem Getreidebericht. Das wäre mehr als 3 % mehr als die Produktion 2022/23, die auf 125,6 Millionen Tonnen veranschlagt wurde.
Ähnlich wie MARS sagt jedoch auch Strategie Grains, dass die Bedingungen in Frankreich und Spanien sehr trocken sind, wobei es nach Einschätzung der Analysten noch zu früh ist, um die Ertragserwartungen zu reduzieren. Der erwartete Anstieg der Ernte könnte zu einem Anstieg der EU-Weizenexporte in der nächsten Saison beitragen, hieß es. Die Exportkonkurrenz in der laufenden Saison könnte die EU mit relativ großen Lagerbeständen zurücklassen, bevor die nächste Ernte eintrifft, sagte das Beratungsunternehmen.
Strategie Grains senkte die Prognose für die laufenden Weichweizenexporte der EU im Jahr 2022/23 um 1,7 Millionen Tonnen auf 30,1 Millionen Tonnen, erhöhte jedoch die Prognose für die Exporte 2023/24 um 0,4 Millionen Tonnen auf 30,6 Millionen. „Wir gehen davon aus, dass europäisches Getreide insgesamt während der verbleibenden Saison einer harten Konkurrenz aus Russland und Australien auf den Exportmärkten ausgesetzt sein wird, während importierter ukrainischer Weizen und Mais weiterhin nach Europa gelangen“, sagte Strategie Grains.
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