Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Getreidemarkt und Getreideernte 2022

Getreideernte wird kleiner: Trockenheit fordert Tribut

Trockenheit.
am Donnerstag, 12.05.2022 - 12:33 (Jetzt kommentieren)

Die anhaltende Trockenheit drückt die deutsche Getreideernte nach unten. Sollte es nicht bald regnen, dürfte es jedoch noch deutlich schlimmer werden. Auch in Frankreich führt die Trockenheit zu deutlich schlechteren Ernteschätzungen.

Getreideernte in Deutschland.

Fehlende Niederschläge in Teilen Deutschlands könnten zu Einbußen bei der Getreideernte führen. „Wenn in den kommenden Tagen insbesondere in Ostdeutschland keine ergiebigen Niederschläge fallen, sind spürbare Ertragseinbußen wahrscheinlich“, erklärt der Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), Guido Seedler.

Er macht deutlich: „Im Osten Deutschlands fiel teilweise seit fünf Wochen kein nennenswerter Regen. Die Wasservorräte im Oberboden sind nahezu aufgebraucht.“ Auch im Norden und Westen Deutschlands werde das Wasser langsam knapp.

Im Süden sei die Wasserversorgung in der Summe noch befriedigend bis gut. Vor diesem Hintergrund hat der DRV seine Ernteprognose leicht nach unten angepasst. Aktuell geht der Verband von einer Getreideernte in Höhe von 42,9 Millionen Tonnen und einer Rapsernte von 3,8 Millionen Tonnen aus. Das ist weiterhin ein durchschnittliches Ergebnis.

Weltweite Versorgung zeigt große Lücke

Weizenernte in Deutschland.

Kritisch bewertet der DRV die globale Entwicklung: Die ersten weltweiten Prognosen für die neue Getreideernte beinhalten ein Defizit von zirka 30 Millionen Tonnen. Diese Menge entspricht dem Wert des Dürrejahrs 2018. Grund für dieses schlechte Ergebnis sind in erster Linie die zu erwartenden Ernteausfälle in der Ukraine. Das Defizit könnte sich ausweiten, denn in den Versorgungsbilanzen werden noch erhebliche Getreideexporte aus der Ukraine berücksichtigt.

„Ob die Mengen tatsächlich auf den Weltmarkt gelangen, ist aufgrund des andauernden Kriegs mehr als fraglich“, betont Seedler. Er macht deutlich: „Täglich wird weitere Transportinfrastruktur zerstört, und die Angriffe auf den wichtigen Umschlaghafen Odessa nehmen zu.“ Außerdem könnte die Ernte in anderen wichtigen Anbauregionen der Welt trockenheitsbedingt geringer ausfallen als prognostiziert.

In Indien, weiten Teilen der USA, aber auch in europäischen Staaten wie Frankreich herrscht Wasserknappheit. Für Deutschland und Europa erwartet der DRV abgesehen von einzelnen Produkten wie Sonnenblumenöl derzeit keine Versorgungsengpässe. „In Dritte-Welt-Staaten mit einem hohen Importbedarf an Getreide befürchten wir allerdings Versorgungsengpässe“, erklärt Seedler.

Trockenheitsbedingte Ernteausfälle in Frankreich

Anhaltend trockenes Wetter und hohe Temperaturen in Frankreich wirken sich ebenfalls negativ auf die diesjährige Produktion von Wintergetreide aus, weil sich das Ertragspotenzial verringert, teilte das französische Landwirtschaftsministerium (Agreste) am Montag mit. Geringe Niederschläge in Frankreich, dem größten Getreideproduzenten der Europäischen Union, haben die Sorgen über die globale Versorgung angesichts der kriegsbedingten Unterbrechung der ukrainischen Exporte nochmals verstärkt und die europäischen Getreidepreise in der Nähe ihrer Rekordhöhen gehalten.

„Aufgrund des ausbleibenden Regens und besonders trockener Bedingungen wissen wir bereits jetzt, dass es Auswirkungen auf die  französische Getreideproduktion geben wird“, sagte ein Beamter des Ministeriums. Während Winterkulturen wie Weizen ihre ausgebildeten Wurzeln bereits nutzen können, um Feuchtigkeit aus tieferen Bodenschichten aufzunehmen, wurde erwartet, zunächst vor allem Sommerkulturen Ertragsverluste durch Trockenheit erleiden würden, sagte der Beamte.

Die Aussagen entsprachen denen, die das Getreideinstitut Arvalis vorige Woche gegenüber Reuters gemacht hatte. Arvalis hatte gesagt, das warme und sehr trockene Wetter würde der französischen Getreideernte irreversiblen Schaden zufügen. Unterdurchschnittliche Niederschläge im Winter und im Frühjahr haben in einigen Teilen Frankreichs bereits zu lokalen Wassernutzungsbeschränkungen geführt.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...