Getreideernte als Lotteriespiel – Probleme mit der Qualität


Die Getreideernte schätzt das BMEL auf 42,2 Millionen Tonnen. Wo es starke Niederschläge gab, litt vor allem beim Weizen die Qualität. Darauf weisen die bisherigen Erhebungen hin.Ohne Körnermais wurde 2023 insgesamt nur leicht unterdurchschnittlich viel geerntet. Die Ernte bleibt hier mit erwarteten 38 Millionen Tonnen um etwa vier Prozent unter dem Vorjahres- und um etwa 2,1 Prozent unter dem Fünfjahresmittelwert zurück.
Im nun ersten vorläufigen Ernteergebnis aus der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung für 2023 sind noch nicht alle witterungsbedingten Einflüsse aus diesem Sommer berücksichtigt. Teilweise wurde ein nennenswerter Anteil der Probeschnitte bereits vor der langanhaltenden Regenperiode vorgenommen. Des Weiteren liegen – abgesehen von der Wintergerste – auch erst vergleichsweise wenig Druschergebnisse vor.
Gegenüber den jetzt vorliegenden Angaben wird es daher beim zweiten vorläufigen und beim endgültigen Ergebnis stellenweise zu größeren Abweichungen kommen können, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war.
Die Getreideernte insgesamt (ohne Körnermais) wird sich voraussichtlich auf rund 38 Millionen Tonnen belaufen und fällt damit in diesem Jahr um 4,1 Prozent kleiner als im Vorjahr aus. Gegenüber dem sechsjährigen Durchschnitt ergibt sich eine Abnahme um 2,1 Prozent.
Nur in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen (+7,8 Prozent), Sachsen-Anhalt (+1,8 Prozent), und Sachsen (+1,1 Prozent) wurde der mehrjährige Vergleich übertroffen. Den stärksten Rückgang haben das Saarland (-9,9 Prozent), Brandenburg (-9,6 Prozent) und Hessen (-7,9 Prozent) zu verbuchen.
Schlechteste Weizenernte seit 2018
Die wichtigste Getreidekultur ist in Deutschland nach wie vor Winterweizen, mit einem Anteil von 46 Prozent an der gesamten Getreidefläche. Die Anbaufläche verringerte sich gegenüber dem Vorjahr leicht um 2,7 Prozent auf 2,81 Millionen Hektar. Im Durchschnitt liegt der Hektarertrag bei 73,9 Dezitonnen und damit 3,4 Prozent unter dem Vorjahr. Die Erntemenge an Winterweizen erreicht voraussichtlich 20,8 Millionen Tonnen.
Im Vergleich zum Vorjahr wäre das eine Abnahme um 6,0 Prozent. Das Ergebnis bleibt um 5,2 Prozent hinter dem mehrjährigen Durchschnitt zurück.
Die Winterrapsernte 2023 fällt, ausgehend von den aktuell vorliegenden Zahlen, mit voraussichtlich fast 4,2 Millionen Tonnen zufriedenstellend aus. Gegenüber dem sehr erfreulichen Vorjahr bedeutet dies einen Mengenrückgang um drei Prozent. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2022 sind es 13 Prozent mehr.
Hinsichtlich der Qualität der Getreideernte 2023 sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur sehr vorsichtige Einschätzungen möglich. Von den BEE-Proben, die dem Max Rubner-Institut (MRI) von den Ländern zur Untersuchung zur Verfügung gestellt werden, ist bisher nur eine zufällige Auswahl analysiert worden; repräsentativ für die deutsche Ernte sind diese Ergebnisse insofern noch nicht.
Weizen: Eiweiß bei 11,7 % - Fallzahl bei 361
Beim Weizen weisen die bis dato analysierten Proben einen Rohproteingehalt, der nach wie vor eine wesentliche Rolle bei der Bezahlung spielt, von 11,7 Prozent auf; bei der letztjährigen Ernte wurden im Schnitt 11,9 Prozent erreicht. Bezüglich des Kriteriums Fallzahl sind die bisher eingegangen Probender Weizenernte unproblematisch; sie liegt im Mittel bei 361 Sekunden (Vorjahr 355 Sekunden).
Es ist jedoch zu erwarten, dass bei den noch eingehenden Proben eine erheblich niedrigere Fallzahl aufgrund des andauernden Niederschlags während der langen Ernteunterbrechung zu beobachten sein wird. Im Mai und Juni sorgten dann vielerorts Trockenheit und Hitze insbesondere für das Sommergetreide für Stress und schlechte Vegetationsbedingungen. Lückige Bestände und kleine Ähren waren die Folge.
Wintergerste ging vereinzelt in die Notreife. Ende Juni setzten dann wieder Niederschläge ein und sorgten für Entspannung bei den später zu dreschenden Getreidearten. Anfang Juli begann die Ernte der Wintergerste verbreitet einige Tage vor dem langjährigen Mittel.
Auch die Winterweizen und -roggenernte startete im Juli. In der letzten Juliwoche setzte jedoch fast bundesweit ein sehr regnerisches kühles Wetter ein, welches die Ernte abrupt unterbrach. Die andauernden Niederschläge sorgten vielfach dafür, dass das Getreide ins Lager ging und teilweise auswuchs.
Maisernte wird größer

Da die Ernte von Körnermais deutlich später stattfindet als bei anderen Getreidearten, sind Ertragsschätzungen im August noch mit einer größeren Unsicherheit behaftet, zumal es in stark von der Frühsommertrockenheit betroffenen Gegenden wahrscheinlich ist, dass zum Teil Körnermaisflächen vorzeitig gehäckselt werden und damit überhaupt nicht in Körnerform geerntet werden.
Nach derzeitigem Stand, der sich auf Schätzungen aus sieben Bundesländern stützt, zeichnet sich ein durchschnittlicher Hektarertrag von rund 89 Dezitonnen ab. Damit würde zwar das schwache Vorjahresergebnis von 84 Dezitonnen um knapp sechs Prozent übertroffen, der sechsjährige Mittelwert aber um 4,4 Prozent verfehlt.
Dank der vergrößerten Anbaufläche wäre eine Körnermaisernte von rund 4,2 Millionen Tonnen zu erwarten. Dies wären 9,5 Prozent mehr als im Vorjahr und 5,6 Prozent mehr als im sechsjährigen Durchschnitt.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.