Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Getreidemarkt und Getreidepreise

Getreidemärkte im Krisenmodus: Preisschocks und Panikwellen

Weizen.
am Montag, 28.02.2022 - 11:02 (Jetzt kommentieren)

Die Getreidepreise steigen am Montag erneut steil an. Versorgungsängste und heftige Marktschocks treiben die Preise.

weizenpreise.

Im vorbörslichen Handel steigen die Weizenpreise am Terminmarkt in Chicago am Montag erneut um fast 7 %. Das ist der größte eintägige Preissprung am Weizenmarkt seit 10 Jahren, berichten Analysten, weil Russlands Invasion in der Ukraine die Lieferungen aus einer der größten Exportregionen der Welt unterbrochen hat. Auch die Maispreise legen im vorbörslichen Handel um mehr rund 4 % zu, während die Preise für Sojabohnen um 3 % steigen.

Russische Exporte aller Rohstoffe, von Öl und Metallen bis hin zu Getreide, werden durch neue westliche Sanktionen ernsthaft gestört oder unterbrochen, was der russischen Wirtschaft einen schweren Schlag versetzt, im Westen aber zu einem starken Anstieg der Getreide- und Rohstoffpreise führt und die Inflation anheizt, sagten Händler und Analysten.

Getreideexporteure suchen verzweifelt nach alternativen Quellen für den Bezug von Weizen und Mais, da eine russische Invasion die ukrainischen und russischen Lieferungen unterbricht. Auf die beiden Länder entfallen rund 29 % der weltweiten Weizenexporte, 19 % der weltweiten Maislieferungen und 80 % der weltweiten Sonnenblumenölexporte.

Die Ukraine habe den Internationalen Währungsfonds um Notfinanzierung gebeten, sagte die geschäftsführende Direktorin des IWF, Kristalina Georgieva, am Freitag und fügte hinzu, dass der IWF alle Optionen auslote, um dem vom Krieg heimgesuchten Land zu helfen.  Die Invasion Moskaus veranlasste die Ukraine, ihre Häfen zu schließen, während Russland die Handelsschifffahrt im Asowschen Meer stoppte, was die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass Importeure alternative Versorgungsquellen finden müssen.

Weizenpreise steigen am Montag erneut steil an

Weizenpreise.

Der Preis für Mahlweizen schloss am vorigen Donnerstag auf einem Rekordhoch auf dem europäischen Markt mit einem Preis von 316,50 Euro pro Tonne für den März 2022. „Das war ein historischer Höchststand“, sagte Michel Portier von der Firma Agritel am Ende eines Tages. Der vorherige Schlussrekord für Weizen datiert vom  23. November 2021, als die Kurse 311,50 Euro erreichten, sagte der Analyst.

Auch die Preise für den Maitermin übertrafen das bisherige Rekord-Niveau und schlossen bei 315 Euro. In der Spitze erreichten die Weizenpreise am Donnerstag zeitweise 344 Euro. Am Donnerstag korrigierten die Kurse in Europa und den USA dann zunächst nach unten – doch am heutigen Montag geht es mit den Getreidepreisen erneut steil nach oben. Der vordere Weizen beginnt den Handel am Montag bei 310,50 Euro und damit 20,25 Euro im Plus. Der vordere Mais startet bei 320 Euro und damit 30,25 Euro im Plus.

Analysten sagen, dass es derzeit unmöglich ist Vorhersagen für die Getreidemärkte zu treffen. Aktuell und in nächster Zeit werde am Schwarzen Meer wohl kein Getreide mehr verladen. Die Häfen seien geschlossen, so Michel Portier. „Die Märkte sind sehr nervös und im aktuellen Umfeld ist die Volatilität beispiellos“, schrieb das Beratungsunternehmen Agritel in einer Mitteilung.

Schwarzmeerhäfen geschlossen – andere Lieferanten gesucht

Maispreise.

„Die weiteren Auswirkungen des Konflikts am Schwarzen Meer sind schwer einzuschätzen, da sie von der Dauer des Konflikts und den Auswirkungen von Sanktionen abhängen, die gegen Russland verhängt werden könnten,“ heißt es weiter. Auf Russland und die Ukraine entfallen 29 % der weltweiten Weizenexporte, 19 % der weltweiten Maisexporte und 80 % der weltweiten Sonnenblumenölexporte.

Die Invasion veranlasste die Ukraine, ihre Häfen zu schließen, während Russland die Handelsschifffahrt im Asowschen Meer stoppte, was die Aussicht erhöhte, dass große Importeure alternative Versorgungsquellen finden müssen.

Am vorigen Donnerstag stornierte der führende Weizenimporteur Ägypten seine letzte Ausschreibung, nachdem er nach der Invasion nur ein Angebot erhalten hatte. Tunesien, das etwa die Hälfte seines Getreidebedarfs aus Russland und der Ukraine deckt, teilte mit man habe vor der Invasion die notwendigen Getreidekaufaufträge abgeschlossen. Der Libanon, der 60 % seines Weizens aus der Ukraine importiert, sagte, er sei in Gesprächen mit Indien, um mehr zu importieren.

Rumänien und Frankreich als Erzsatzlieferanten

Vor allem  die großen europäischen Exporteure könnten als  Ersatzlieferanten einspringen, wenn Getreideexporteure nach alternativen Quellen für Weizen und Mais suchen. Dabei kommt neben Frankreich vor allem auch Rumänien in Frage, wobei das Land seien Exporte jedoch auch über das  seine Schwarzmeerhäfen abwickelt und es hier zu Störungen und Beeinträchtigungen kommen könnte. Rumänien, ist in diesem Jahr nach Frankreich und vor Deutschland der  zweiweitwichtigste europäische Getreidelieferant.

Von vielen Händlern wird das Land als Ersatzoption angesehen. Händler sagten, dass seit Beginn der Kämpfe in der Ukraine erhebliche Mengen rumänischer Weizen und rumänischer Mais gekauft wurden, hauptsächlich für den sofortigen Versand oder die Verladung im März und April. Die Ukraine ist ein wichtiger Weizenexporteur für Importeure aus dem Nahen Osten und dem Mittelmeerraum, darunter Ägypten, die Türkei, Italien und afrikanische Länder.

Gekauft haben offenbar große multinationalen Händler, die eine schnelle Versorgungsdeckung suchten, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Die umfangreichen Maisexporte der Ukraine beliefern Kunden wie China, Spanien, die Niederlande, den Iran und Südkorea. Neben rumänischem Mais hatten Handelsfirmen auch mehrere Schiffe mit französischem Mais gebucht, um Lieferungen in die Nähe von EU-Destinationen wie der iberischen Halbinsel und den Benelux-Ländern abzudecken, sagten Händler gegenüber Reuters.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...