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Getreidemarkt und Getreidepreise

Getreidepreise brechen drastisch ein: Ukraine-Exporte scheinen möglich

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am Mittwoch, 22.06.2022 - 08:17 (4 Kommentare)

Die Weizenpreise stürzten am Dienstag weit nach unten. Ursache sind mögliche Lösungen beim Ukraineexport und hohe Ernteprognosen aus Russland. Hinzu kommen Erntedruck aus den USA und Europa sowie Rezessionsängste.

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Die europäischen Weizenpreise fielen am Dienstag für die neue Ernte (September) um 16 Euro auf nur noch 372,50 Euro je Tonne. Mitte Mai notierte der Weizen immerhin noch bei 441,50 Euro je Tonne. Seitdem haben die Kurse 69 Euro bzw. rund 16 Prozent an Wert eingebüßt. Der US-Weizen in Chicago fiel am Dienstag um 5,7 Prozent auf den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Monaten.

Händler begründen dies mit dem Druck der bereits laufenden frühen Ernte in den Vereinigten Staaten und Europa sowie neuer Aktivitäten, die die Menge der Getreideexporte aus der Ukraine deutlich erhöhen könnte. Der Beginn der Weizenernte in den USA und Europa erzeugt ebenfalls beträchtlichen Preisdruck", versuchten die Analysten den Preissturz zu erklären.

Deutlich größer dürften jedoch die Folgen von größeren Getreideexporten aus der Ukraine für die Märkte sein, sollten diese denn wirklich zustande kommen. Offenbar bemüht sich eine Delegation aus der Türkei diese Woche in Moskau darum, Details eines möglichen sicheren Seekorridors im Schwarzen Meer zu klären, um ukrainisches Getreide zu exportieren, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Gespräche über Seekorridor aus Odessa

Die russische Agentur TASS bestätigte Pläne und Inhalte der Gespräche über die Wiederaufnahme der ukranischen Schwarzmeer-Getreideexporte. Die Vereinten Nationen hatten bereits mehrfach an Russland und die Ukraine sowie an die Türkei appelliert, sich auf einen Korridor zu einigen. Ankara hat bisher Gespräche mit Moskau und den Vereinten Nationen über den geplanten Korridor geführt.

Nun wird berichtet, dass in den kommenden Wochen in Istanbul ein Treffen zwischen der Türkei, der Ukraine, Russland und den Vereinten Nationen stattfinden soll, möglicherweise unter Beteiligung des türkischen Präsidenten Erdogan und des UN-Generalsekretärs Guterres.

Reuters berichtet zudem, der Plan sehe vor, drei Korridore vom ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa zu schaffen, so dass sowohl ukrainische als auch russische Agrarprodukte von dort aus verschifft werden könnten.

Sowohl die Ukraine als auch Russland haben aber offenbar eine Reihe von Bedingungen gestellt, damit sie dem Plan zustimmen können. Moskau will, dass einige westliche Sanktionen aufgehoben werden, um seine Getreide- und Düngemittelexporte zu erleichtern. Die Ukraine möchte hingegen Sicherheitsgarantien für seine Häfen haben.

Russland erwartet Rekordernte bei Weizen

Russland ist der weltweit größte Weizenexporteur und außerdem auch ein bedeutender Produzent und Exporteur von Gerste. Analysten erwarten, dass Russland in diesem Sommer eine sehr große Getreideernte und möglicherweise eine rekordhohe Weizenernte einfahren wird. Das erwarten jedenfalls immer mehr Analystenhäuser - auch das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) und der Internationale Getreiderat (IGC).

Die russische Agrarberatung Sovecon sagte am Dienstag, dass sie ihre Prognose für die russische Weizenernte 2022 um weitere 0,6 Millionen Tonnen auf ein neues Rekordhoch von 89,2 Millionen Tonnen angehoben habe, da sich die Aussichten für die Sommerweizenernte verbessert hätten. Man erwartet außerdem, dass die russischen Landwirte in den kommenden Tagen in den südlichen Regionen mit der Weizenernte beginnen werden.

Die nächsten Wochen werden für die neue russische Weizenernte extrem wichtig sein. Wir werden bald die ersten Ergebnisse aus den südlichen Regionen zu sehen bekommen, sagte Andrey Sizov, der Chef von Sovecon. Die Sovecon-Analysten erhöhten insbesondere ihre Schätzung zur russischen Sommerweizen-Aussaatfläche von zuletzt 12,10 Millionen auf jetzt 12,65 Millionen Hektar und erhöhten zudem die Prognose für die Sommerweizen-Erträge, da sich das Wetter in der Wolgaregion und im Ural verbessert hat.

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