Fundamentale Daten spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Wie an den Aktien- und Rohstoffmärkten auch, bestimmt vor allem Panik die Preisentwicklung. Auch die globalen Exportpreise für Weizen und Gerste geben kräftig nach. Das sorgt auch am Kassamarkt für erheblichen Preisdruck. Hinzu kommt die kräftige Aufwertung des Euros. Diese verteuert die Getreideexporte und drückt damit zusätzlich auf die Preise am Binnenmarkt.
"Angst kennt keinen Grund. Dies ist eine panikartige Reaktion", beschreibt der US-Analyst Jim Gerlach die Situation. "Die Menschen müssen zwar trotzdem essen, aber die Lebensmittelpreisepreise werden von einem angstbasierten Marktes dennoch mit nach unten gezogen."
Der Weizenmarkt wurde aber auch durch eine Prognose des Internationalen Getreiderat (IGC) unter Druck gesetzt. Dieser schätzte die globale Weizenproduktion in der nächsten Saison 2020/21 auf einen Rekordwert von 769 Millionen Tonnen. Hauptgrund ist ein Flächenanstieg von 2 Prozent, sagte der IGC am Donnerstag. In ihrer monatlichen Prognose erhöhten die Analysten außerdem auch ihre Prognose für die aktuelle Weizenernte 2019/20 um 2 Millionen Tonnen auf 763 Millionen Tonnen. Das gab den Weizenpreisen am Freitag den Rest.
Exportpreise ebenfalls im Rückwärtsgang
Die Exportpreise für Weizen und Gerste stehen massiv unter Druck. Ende der vorigen Woche wurde französischer Weizen am wichtigsten Exporthafen Rouen (ohne Fracht) für 213 USD je Tonne (194 Euro) verladen. Das waren 5 USD weniger als in der Woche zuvor und zugleich die niedrigsten Preise seit Dezember.
Am Schwarzen Meer wurden hingegen noch 217 USD je Tonne (197 Euro) verlangt. Das waren 3 Euro weniger als in der Woche zuvor, jedoch 5 USD mehr als man in Frankreich verlangt. Damit bleibt Frankreich mit Abstand der Preisführer am globalen Weizenmarkt. Allerdings ist der Euro von zuletzt 1,08 USD auf zeitweise 1,11 USD je Tonne gestiegen und hat die Exporte der Europäer damit erheblich verteuert.
Futtergerste wurde Ende der vorigen Woche an den französischen Exporthäfen für 183 USD je Tonne (166 Euro) verladen und damit 6 USD (!!!) billiger als in der Woche zuvor. Am Schwarzen Meer wurde für Gerste 187 USD je Tonne (170 Euro) verlangt. Das ist ein Abschlag von 5 USD je Tonnen zur vorigen Woche.
Preise auch am Kassamarkt unter Druck
Heute können sich die Kurse im laufenden Handel zunächst behaupten. Am Freitag ging es jedoch kräftig nach unten. An der MATIF fiel der vordere Weizenkontrakt am Freitag auf 187,50 Euro je Tonne. Das waren 4,25 Euro weniger als am Vortag. Die neue Weizen-Ernte 2020 wurde nur noch mit 178,50 Euro je Tonne gehandelt. Ein Preisbaschlag von 2,25 Euro und gleichzeitig 9 Euro weniger als der vordere Märzweizen kostet.
Am Kassamarkt haben die Preise ebenfalls nachgegeben. Brotweizen wurde am Hamburger Großmarkt und Exporthafen am Freitag mit 194 Euro je Tonne notiert. Das waren 4 Euro weniger als zum Beginn der Woche. Die Preise für Futterweizen lagen in Hamburg mit 192 Euro eben so hoch wie in Südoldenburg mit 192 Euro je Tonne. Im Wochenverlauf ist dies ebenfalls ein Rückgang von 4 Euro.
Futtergerste wurde in Hamburg am Freitag mit 169 Euro je Tonne notiert. Ein Rückgang von 2 Euro. Importmais vom Schwarzen Meer wurde am Hamburger Hafen (fot Brake) am Ende der vorigen Woche mit 191 Euro je Tonne gehandelt. Ein Minus von einem Euro. Auch hier dürften die Preise diese Woche weiter zurückgehen.
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