
Die Weizenpreise wurden vorige Woche wegen der des knappen globalen Angebots und den Erwartungen einer steigenden Nachfrage weit nach oben getrieben. Der in Paris notierte europäische Weizen-Futures erreichten am Mittwoch historische Höchststände von knapp 312 Euro je Tonne. Gleichzeitig fiel der Euro gegenüber dem Dollar auf ein 16-Monatstief und verbilligte so die europäischen Exporte.
In Australien hatte anhaltender Regen die erwartete Rekordernte erneut zum Stillstand gebracht. Gleichzeitig wachsen die Sorgen über minderwertige Ernte-Qualitäten weiter an. Auf der anderen Seite sind die Weizenpreise beim Top-Exporteur Russland weiter gestiegen und Lieferungen aus Westkanada waren wegen der dortigen Überflutungen weiter unterbrochen. Die Konditionen beim Winterweizen in den USA haben sich ebenfalls weiter verschlechtert.
Am Freitag kan es dann jedoch zu einer scharfen Preiskorrektor an den europäischen Getreidemärkten. Ein Grund ist die sich auch in Europa weiter ausbreitende Coronakrise mit scharfen Lockdowns. Hinzu kam die Entdeckung einer neuen Variante in Südafrika.
Der Preis für eine Tonne Weichweizen fiel am Freitag an der Euronext wieder unter die 300-Euro-Marke, wobei der Schock alle Märkte der Welt traf, Die Rohölpreise stürzten um fast 10 Prozent ab und rissen auch die Agrarrohstoffe nach unten.
Corona-Lage dürfte Märkte weiter beeinflussen
Bei Getreide lässt die Corona-Lage "Befürchtungen einer möglichen Abschwächung der Nachfrage ab dem ersten Quartal 2022 aufkommen", schreibt das Analystenhaus Agritel in einer Mitteilung. Das Unternehmen stellt auch fest, dass die Schwäche des Euro ein günstiges Signal für die Exporttätigkeit ist. Getreide mit Ursprung aus Nord- und Westeuropa "sollte angesichts der guten verfügbaren Qualitäten von einem erneuten Interesse am Export besonders profitieren", betont Agritel.
In der Ukraine blieben die Weizen- und Maispreise nach den Prognosen über weiter steigende Exporte jedoch fast stabil, trotz des Preisrutschs in Europa. Gleichzeitig kaufte die Türkei für Januar 385.000 Tonnen Weizen – vermutlich aus Russland – und Jordanien startete eine Ausschreibung für den Kauf von 120.000 Tonnen Futtergerste, berichtet das Handelsunternehmen Inter-Courtage.
In Australien, wo der Regen die laufende Weizenernte weiterhin ständig unterbricht, waren Ende November etwa 30 % der Ernte eingebracht. Analysten schätzen, dass die australische Weizenproduktion zwischen 34,6 und 37 Millionen Tonnen liegen könnte.
Die letzte offizielle Prognose von September lag "nur" bei 32,6 Millionen. Die große Frage wird sein, wie die Qualität dieses Weizens ist und wie hoch der Futteranteil sein wird.
Australische Ernte im Regen – Russland mit höheren Steuern

Am europäischen Markt scheint der Preisanstieg nachhaltig zu sein, denn nach der Korrektur am Freitag steigen die Preise zum Beginn der neuen Wochen erneut an. Nach den Regenfällen in Australien, die vor allem die Qualität der australische Ernte bedrohen, beobachten Analysten derzeit das gegenteilige Risiko in Südamerika.
„In einem typischen Fall des sogenannten meteorologischen La Nina-Effekts sind die Regenfälle in dieser Zeit in Australien häufig und dieses Phänomen könnte in den kommenden Wochen ein Wasserdefizit auf dem südamerikanischen Kontinent erzeugen“, schreiben die Analysten von Agritel. Vor allem südostasiatische Käufer beobachten mit Sorge die Ernteverzögerungen und den Qualitätsverlust in Australien.
Die anhaltende Erhöhung der russischen Exportsteuern und eine voraussichtliche Einführung von Exportkontingenten ab dem kommenden Januar dürfte die Weltmarktpreise in der zweiten Saisonhälfte weiter nach oben treiben. Aus Russland meldet man zudem verschärfte Exportkontrollmaßnahmen und eine weitere Erhöhung der Export-Steuer um 1,20 USD je Tonne auf 78,30 USD je Tonne.
Gleichzeitig ist die internationale Nachfrage nach wie vor sehr stark, insbesondere gab es unter Händlern Gerüchte über chinesische Einkäufe französischer Ware in der vergangenen Woche. Zugleich hat Algerien in den letzten Wochen eine geschätzte Menge von 700.000 bis 800.000 Tonnen Mahlweizen gekauft hat, darunter etwa 270.000 Tonnen russischen Ursprungs.
Die anderen Lieferungen dürften deutschen, polnischen oder argentinischen Ursprungs sein, was den Verlust dieses Marktes für französische Exporteure erneut bestätigt.
Am Kassamarkt geben Getreidepreise etwas nach

Der Dezember-Weizen notierte am europäischen Terminmarkt am vorigen Mittwoch auf einem neuen Rekordstand von 312 Euro je Tonne – sackte dann am Freitag jedoch bis auf 299 Euro je Tonne nach unten – das war dann etwa der Vorwochenstand.
Am heutigen Montag (29.11) beginnt der Handel etwas höher bei 300 Euro je Tonne. Der nachfolgende März-Termin 2022 notiert zum Wochenbeginn bei 304 Euro – das ist im Wochenvergleich immerhin ein Plus von 7 Euro. Für die Weizenernte 2022 wird am Terminmarkt in Paris ein Preis von 268 Euro notiert. Trotz der Korrektur ist das ein Aufschlag von 4 Euro zur Vorwoche.
Am Großmarkt und Exporthafen Hamburg wurde der Brotweizen am Freitag mit 307 Euro je Tonne gehandelt – das waren 5 Euro mehr als eine Woche zuvor. Am vorigen Mittwoch waren die aktuellen Preise in Hamburg zeitweise bis auf 315 nach oben geschossen. Für die Anlieferung zum Märztermin wurden in Hamburg am Freitag 311 Euro je Tonne geboten.
Die Preise für Futtergerste lagen in Hamburg am Freitag bei 280 Euro je Tonne – und damit mehr als 10 Euro höher als ein Wiche zuvor. Für Brot-Roggen boten die Händler in Hamburg sogar 284 Euro je Tonne – gut 10 Euro mehr als in der Woche zuvor. Für Hafer bekamen die Lieferanten (unverändert) 250 Euro gezahlt.
Am wichtigsten französischen Großmarkt und Exporthafen Rouen wurde Brotweizen am Freitag mit 300 Euro je Tonne notiert – ein Preisanstieg von 5 Euro zur Vorwoche – jedoch 6 Euro weniger als zur Preisspitze am Mittwoch. Die fob-Preise für den Weizen-Export lagen in Rouen bei rund 349 Euro je Tonne!!
Futtergerste wurde in Rouen für 268 Euro je Tonne angeliefert – ein Plus von 1 Euro niedriger als in der Vorwoche und 6 Euro billiger als Mittwoch.
Am heutigen Montag legen die Preise im vorbörslichen Handel in den USA wieder zu. Das dürfte auch in Europa zu steigenden Preisen führen.
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