Getreidepreise: Crash auf Raten oder wird Weizen richtig teuer?


Die Weizenpreise sind in kurzer Zeit um 30 Euro gefallen. Zuletzt ging es wieder nach oben. Die Preise schwanken weiter stark. Am Mittwoch kommt der neue USDA-Report.

An den Getreidemärkten schwanken die Preise extrem stark. Hauptgrund ist die Ukrainekrise. Die meisten Händler und Analysten halten eine russische Invasion derzeit jedoch nicht für sehr wahrscheinlich. Die Verhandlungen zwischen dem Westen und den beiden Schwarzmeer-Ländern gehen weiter.
Mögliche Wirtschaftssanktionen gegen Russland hätten ebenso schwere Folgen für die globalen Getreidemärkte wie für den internationalen Düngerhandel und die Energiepreise. Europäische Landwirte und Unternehmen wären von den Folgen wohl ganz besonders betroffen.
Auf der anderen Seite berichten Analysten über eine Belebung der europäischen Getreideverkäufe. Aus Frankreich melden Händler umfangreiche Verladungen nach China. Analysten berichten zudem über eine stärker belebte europäische Nachfrage bei Weizen in Mühlenqualität. Auch die Nachfrage nach Futterweizen und Gerste am Binnenmarkt und im Export zieht nach dem Preisrutsch wieder stärker an.
Auf der anderen Seiten führen die starken Preisschwankungen auch zu großer Verunsicherung über die richtige Verkaufsstrategie. Viele Landwirte, aber auch Mühlen und Getreidehändler, ziehen sich wegen der hohen täglichen Preisschwankungen immer wieder vom Markt zurück und warten die weitere Preisentwicklung ab.
Anhaltende Unsicherheit über die Größe der kommenden südamerikanischen Ernten befeuert derzeit die Preise für Soja und Mais. Die Getreidebörse von Buenos Aires senkte ihre Prognose für die argentinische Sojabohnenernte von zuvor 44 Millionen auf 42 Millionen Tonnen. Vor dem monatlichen Getreide- und Ölsaatenbericht des USDA, der am Mittwochabend fällig ist, erwarten Analysten, dass das USDA seine Schätzungen der Mais- und Sojabohnenernte sowohl in Argentinien als auch in Brasilien senken wird.
China kauft mehr Weizen in Russland – Exportpreise deutlich gefallen

Die jüngste Ausschreibung der staatlichen ägyptischen Importbehörde GASC endete mit dem Kauf von 420.000 Tonnen Schwarzmeerweizen. Frankreich ging bei dieser Ausschreibung wegen zu hoher Frachtkosten erneut leer aus. Der ausgehandelte Weizenpreis fiel mit knapp 349 USD je Tonne C&F auf den niedrigsten Stand seit letztem September.
Den Zuschlag erhielten am Ende die Ukraine über 180.000 Tonnen, Russland über 120.000 Tonnen sowie Rumänien über 120.000 Tonnen. Die russischen Analysten von SovEcon haben das russische Exportziel für die laufende Saison um 200.000 Tonnen auf 34,3 Millionen Tonnen angehoben, mit der Begründung, dass die Ausfuhren sich in den letzten Wochen spürbar beschleunigt haben.
China will künftig den Import von Weizen und Gerste aus allen Regionen Russlands erlauben, teilte am vorigen Freitag die russische staatliche Landwirtschaftsaufsicht mit. Das wäre ein großer Getreideexporterfolg für Russland, und dürfte zu einer größeren Konkurrenz für andere chinesische Lieferanten wie etwa Frankreich, Australien und auch die Ukraine führen.
Deutschland: Weizenexporte jetzt bei 2 Millionen Tonnen
Die Länder der EU exportierten bis zum 30. Januar 2022 rund 17,5 Millionen Tonnen Weichweizen in Drittländer – etwa 1,3 Millionen Tonnen mehr als im vorigen Jahr zur gleichen Zeit. Größter Exporteur ist bislang Frankreich mit knapp 4,9 Millionen Tonnen, vor Rumänien mit Ausfuhren von 4,5 Millionen Tonnen.
Deutschland verkaufte bis dahin 1,96 Millionen Tonnen Weizen in Drittländer und rangiert damit auf Position drei der europäischen Top-Exporteure. Wichtigste Abnehmer von europäischem Weizen waren in der laufenden Saison: Algerien, Ägypten, China, Nigeria und Südkorea.
Den Export von Futtergerste gibt die Kommission bis zum 30. Januar 2022 mit rund 5,1 Millionen Tonnen an – das sind 490.000 Tonnen mehr als im vorigen Jahr zur gleichen Zeit. Größter Exporteur ist auch hier Frankreich mit 2,3 Millionen Tonnen, vor Rumänien mit 1,6 Millionen Tonnen.
Deutschland verkaufte bisher 712.000 Tonnen Gerste in Drittländer und rangiert damit - wie schon bei Weizen - auf Position drei der europäischen Top-Exporteure. Wichtigste Abnehmer von europäischer Gerste war bislang China, mit reichlich 2 Millionen Tonnen. Deutlich dahinter kommen dann Saudi-Arabien, Jordanien, die Türkei und Algerien.
Kassapreise schwanken stark – steigen aber wieder

Die Weizenpreise für den Frontmonat März 2022 sind am europäischen Terminmarkt in den letzten 10 Tagen um rund 30 Euro je Tonne gefallen, auf nur noch 261 Euro je Tonne. Bereits am Freitag haben sich die Preise jedoch wieder um rund 4 Euro erholt. Am heutigen Montag geht es im laufenden Handel weiter nach oben. Am Montagnachmittag notiert der März-Weizen im laufenden Handel bei 268 Euro je Tonne – das sind knapp 3 Euro mehr als am Freitag, jedoch immer noch 22 Euro weniger als vor wenigen Tagen.
Der nachfolgende Mai-Termin 2022 notierte am Montagnachmittag bei 267,25 Euro je Tonne und damit 2,25 Euro höher als am Freitag. Die neue Weizenernte 2022 wurde am Terminmarkt in Paris am Montag mit 250,75 Euro gehandelt. Ein Plus von 1,75 Euro zum Freitag.
Am Großmarkt und Exporthafen Hamburg wurde der Brotweizen am vorigen Freitag mit 280 Euro je Tonne notiert. Das waren 14 Euro mehr als am Terminmarkt – jedoch 24 Euro weniger als zur letzten Preisspitze vor 10 Tagen.
Die Preise für Futtergerste lagen in Hamburg am Freitag bei 255 Euro je Tonne.
Am wichtigsten französischen Großmarkt und Exporthafen Rouen wurde Brotweizen am heutigen Montag mit 262 Euro je Tonne notiert, ein Plus von 4 Euro zum Freitag, jedoch 26 Euro weniger als vor 10 Tagen. Die fob-Preise für den Export lagen in Rouen am Montag bei 313 Euro je Tonne - ein Preisrückgang von 23 Euro in 10 Tagen.
Futtergerste wurde in Rouen am Montag für 249 Euro je Tonne angeliefert.
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