
Der Septemberreport des USDA (WASDE) schaffte es gestern nicht, den aktuellen Abwärtstrend auf dem Getreidemarkt umzukehren, sagen die Analysten von agritel. Im Gegenteil: Bei Soja und Raps sind die Preise massiv eingebrochen und auch bei Mais ging es mit den Preisen steil nach unten.
Die Weizenpreise reagierten auf die USDA-Daten, trotz einer schlechteren globalen Versorgungslage, in Chicago eher neutral und in Europa mit einem Rückgang. Dabei verschärft sich die weltweite Versorgungslage bei Weizen nach Angaben des USDA sogar noch. Denn die Produktionsschätzungen für die EU27, Kanada, Australien und Argentinien wurden nach unten gesetzt. Lediglich für die Ukraine ging es mit der Ernte nach oben.
Nach drei Jahren mit Rekordproduktionen wird für 2023/24 nun ein Rückgang der weltweiten Weizenproduktion prognostiziert. Vor dem Hintergrund des Rückgangs der am Weltmarkt verfügbaren Weizenmengen müssen wohl auch die Importländer ihre Lagerbestände abbauen, sagt das USDA.
Infolgedessen wurden die weltweiten Weizenvorräte für 2023/2024 deutlich nach unten korrigiert, und zwar um 7 Mio. t innerhalb eines Monats auf 258,6 Mio. t, verglichen mit 267,1 Mio. t für 2022/2023.
Überwältigende Handelsdominanz Russlands
Der offensichtliche Angebotsrückgang spiegelt jedoch nicht die aktuelle Marktlage wider, die von einer schwachen globalen Nachfrage und einer „überwältigenden Handelsdominanz“ Russlands geprägt ist. Die russische Weizenernte im Jahr 2023 wird von russischen und internationalen Analysten derzeit auf mehr als 90 Mio. t geschätzt, verglichen mit den 85 Mio. t, die das USDA in seinem Septemberreport unverändert gelassen hat.
Das USDA geht davon aus, dass die Weizen-Produktion in den großen Exportländern Australien, Kanada, Argentinien und der EU unter dem Vorjahr liegt. Auch der Welthandel wird voraussichtlich sinken, da die Exporte dieser Länder stärker zurückgehen dürften.
Bei den zehn größten globalen Exporteuren kam es im Jahresvergleich zu Ernteeinbußen. Die Ausweitung der Exporte durch Russland, Kasachstan, der Türkei und der Ukraine wurden dadurch mehr als ausgeglichen.
Die Importe werden voraussichtlich niedriger ausfallen, denn die Nachfrage aus China, Indonesien und Marokko dürfte zurückgehen. Der weltweite Verbrauch ist nahezu unverändert.
Weizenpreise fallen weltweit
Die Weizenpreise der großen Exporteure sind in den letzten Wochen unter anderem aufgrund der anhaltenden und starken Konkurrenz durch Russland und der Ukraine massiv gesunken. Am stärksten sind die kanadischen Weizenpreise zurückgegangen, sagt das USDA, obwohl die Produktion aufgrund ungünstiger Erntebedingungen ebenfalls rückläufig ist.
Die EU-Notierungen fielen aufgrund des langsamen Exporttempos und der starken Konkurrenz mit Russland ebenfalls deutlich. Auch die argentinischen Notierungen gingen zurück, obwohl die Regierung eine geringere Anbaufläche prognostizierte. In den USA fielen die Weizenpreise aufgrund der beschleunigten Fortschritte bei der Sommerweizenernte und schleppenden Exportverkäufen.
Die Exportpreise in Australien und die russischen Notierungen blieben praktisch unverändert.
Unterdessen wird prognostiziert, dass der weltweite Weizenverbrauch im Jahr 2023/24 einen Rekordwert erreichen und die globale Produktion übersteigen wird. Um diese Nachfrage angesichts des knapperen Angebots zu befriedigen, werden viele große Exporteure ihre Weizenvorräte abbauen.
Die größten Rückgänge im Jahresvergleich dürfte es in der EU und in Russland geben. Die Lagerbestände der Exporteure sind eine wichtige Kennzahl bei der Bestimmung der möglichen Lieferungen für den Weltmarkt.
Maisproduktion größer – Exportpreise steigen dennoch

Die weltweite Maisproduktion wird voraussichtlich geringfügig höher sein, wobei die Produktion in der Ukraine und in den Vereinigten Staaten größer ausfallen wird, als im Vormonat erwartet. Dieser Anstieg gleicht einen Rückgang der Produktion in der Europäischen Union mehr als aus.
Die Prognosen für globale Importe und Exporte sind im Wesentlichen unverändert. Die weltweite Maisproduktion wurde durch eine erhöhte Produktion in Brasilien gesteigert. Die Mais-Exporte werden voraussichtlich höher ausfallen, wobei die Exporte aus Argentinien, Brasilien, Kanada und Russland stärker ausfallen.
Den zu erwartenden Durchschnittspreis für Mais in den USA lässt das USDA unverändert. In den letzten Wochen sind die Preisforderungen aller großen Exporteure indessen gestiegen. Die US-Gebote lagen bei 236 US-Dollar pro Tonne, 19 US-Dollar höher als letzten Monat. Niedrige Wasserstände im Mississippi-Flusssystem wirken sich auf die Frachtkosten für Binnenschiffe aus und erhöhen die US-Exportpreise.
Die Gebote in Brasilien lagen bei 225 US-Dollar/Tonne, 10 US-Dollar höher als im Vormonat. Große Lieferungen nach China stützen in Brasilien die Preise. Die argentinischen Preise lagen bei 235 USD/Tonne und damit 19 USDA höher als im Vormonat. Da die südamerikanische Ernte abgeschlossen ist, spiegeln sich die Preise weitgehend die globale Stimmung wider, sagt das USDA.
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