
Diese Woche starten die Weizenpreise im vorbörslichen Handel erneut schwächer, nachdem es bereits in der vorigen Woche um etwa 30 Euro je Tonne auf rund 315 Euro je Tonne nach unten ging. Das sind die niedrigsten Weizenpreise seit Februar, als der Krieg in der Ukraine die globalen Getreidemärkte komplett durcheinanderwirbelte und die Preise auf immer neue Rekordhöhen trieb. Die Maispreise fielen zeitweise sogar unter 310 Euro je Tonnen – obwohl die Mais-Ernte in Europa katastrophal wird.
Derzeit drücken jedoch der wieder begonnene Getreide-Export vom Schwarzen Meer und die Erwartung eines größeren globalen Angebots mächtig auf die Preise für Weizen, Mais und Gerste. Am heutigen Montag beginnt der vorbörsliche Handel in den USA erneut etwas schwächer. Das dürfte auch hierzulande zum Wochenstart zunächst einmal eher für nachgebende oder allenfalls stabile Getreidepreise sorgen. Doch das kann sich angesichts der extrem unsicheren Aussichten auch sehr schnell wieder ändern.
Am Großmarkt und Exporthafen Hamburg notierte der Weizen am vorigen Freitag jedenfalls bei 314 Euro je Tonne. Für Gerste wurde den Lieferanten nur noch 288 Euro je Tonne geboten. Die Preise für Brotroggen lagen in Hamburg am Freitag bei 295 Euro je Tonne.
Am wichtigsten französischen Exporthafen Rouen werden am Montagmorgen (22.08) für Brotweizen 315 Euro je Tonne geboten – das sind immerhin 4 Euro mehr als am Freitag. Für Futtergerste bekommen die Lieferanten in Rouen am Montag 276 Euro Tonne – das sind ebenfalls 4 Euro mehr als am Freitag.
Schwarzmeerexporte drücken Getreidepreise – Große Skepsis bleibt

Analysten und Händler blieben jedoch weiterhin sehr skeptisch, dass der Schwarzmeerkonflikt in naher Zukunft gelöst werden kann, obwohl die laufende Verschiffung von Getreide am Schwarzen Meer mächtig auf die Preise drückt. „Auf den ersten Blick entwickeln sich die Angebotsaussichten positiv, obwohl sie weiter mit großen Unsicherheiten behaftet sind, was gegen einen weiteren deutlichen Rückgang der Weizenpreise spricht“, sagen Rohstoff-Analysten die Commerzbank in einer Mitteilung gegenüber Reuters.
Andere Analysten erwarten hingegen, dass die auf vollen Touren laufenden Ernte- und Exportaktivitäten in Russland und der Ukraine das globale Angebot deutlich verbessern werden, was sich dann natürlich negativ auf die Preise auswirken dürfte. Ende Juli wurden jedenfalls drei Schwarzmeerhäfen im Rahmen eines von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelten Abkommens zwischen Moskau und Kiew freigegeben.
Die Daten des ukrainischen Landwirtschafts-Ministeriums zeigen, dass im August bislang 1,29 Millionen Tonnen Getreide vomn diesen Häfen exportiert wurden. Im gleichen Zeitraum im August 2021 waren es jedoch 3,14 Millionen Tonnen.
Am Samstag haben zwei weitere Getreide-Schiffe den Hafen von Chornomorsk in der Ukraine verlassen, teilte das türkische Verteidigungsministerium mit, womit sich die Gesamtzahl der abgefahrenen Getreide-Schiffe damit auf 27 erhöht.
Ukrainische Weizenernte fast abgeschlossen
Die ukrainische Regierung teilte am Samstag mit, dass das Land in diesem Jahr mindestens 50 Millionen Tonnen Getreide ernten könnte, verglichen mit dem Rekord von 86 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Die ukrainische Weizenernte 2022 ist trotz der anhaltenden Kampf-Handlungen in den östlichen und südlichen Regionen mit 17,4 Millionen Tonnen bereits zuetwa 91 % abgeschlossen, teilte der Verband der ukrainischen Getreidehändler UGA am Freitag mit.
Weiter heißt es in der Mitteilung, dass die ukranischen Landwirte bisher insgesamt 25,7 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten geerntet hätten. Darunter waren neben den 17,4 Millionen Tonnen Weizen auch noch 5,3 Millionen Tonnen Gerste und 3 Millionen Tonnen Raps.
Die Ukraine hatte im Jahr 2021 eine Rekordernte von 86 Millionen Tonnen Getreide eingebracht, davon waren 42,1 Millionen Tonnen Mais und 32,2 Millionen Tonnen Weizen und 9,9 Millionen Tonnen Gerste.
Schlimme Dürre in China, Notstand und Ernteschäden
Chinesische Regierungsbeamte kündigten am Wochenende den ersten landesweiten Dürrealarm für 2022 an, da Flüsse austrocknen und erhebliche Ernteschäden gemeldet werden. Der Alarm wurde als „gelb“ eingestuft, was bedeutet, dass er nur zwei Kategorien von der gefährlichsten Warnstufe für Chinas Wettersystem entfernt ist.
Laut dem chinesischen Staatssender CCTV sind mindestens 66 Flüsse in 34 Bezirken in der chinesischen Provinz Chongqing im Südwesten des Landes ausgetrocknet. Beamte in Chongqing entsenden bereits Teams, um Ernteschäden zu bewerten und den Landwirten eine Entschädigung für ihre Verluste aufgrund der Hitze zu zahlen.
Während Chinas Mais- und Sojabohnenkulturen hauptsächlich in den nördlichen Regionen des Landes angebaut werden, wird aufgrund der Dürre dennoch mit Schäden an der Mais-, Sojabohnen- und Weizenernte gerechnet das könnte Chinas Abhängigkeit von Importen in den kommenden Monaten erhöhen.
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