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Getreidemarkt und Getreidepreise

Getreidepreise vor der Ernte – zwischen Angebotsschock und Dürreangst

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am Montag, 05.06.2023 - 14:24 (Jetzt kommentieren)

Ende Mai sind die Weizenpreise zeitweise unter 220 Euro gefallen. Hintergrund sind die hohen Ernteprognosen aus Europa und vom Weltmarkt. Außerdem drücken hohe und weiter wachsende Lagerbestände auf die Getreidepreise.

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Anfang Juni können sich die Getreidepreise wieder etwas erholen – doch der Preisrückgang gegenüber den Vormonaten ist immer noch beträchtlich und die Aussichten auf eine deutliche Preis-Erholung sind trotz teilweise widriger Witterungsbedingungen derzeit eher gering.

Am heutigen Montag kostet die neue Weizenernte am europäischen Terminmarkt im laufenden Handel 226 Euro je Tonne. Das sind zwar 8 Euro mehr als vor einer Woche, jedoch immer noch rund 20 Euro weniger als vor einem Monat und reichlich 30 Euro weniger als im April.

Futtergerste wird am Großmarkt und Exporthafen Hamburg aktuell mit 200 Euro gehandelt und damit knapp 20 Euro billiger als noch im Mai. Die Maispreise steigen mit der Angst vor anhaltender Trockenheit heute zwar deutlich um 10 Euro je Tonne an – notieren mit rund 200 Euro je Tonne jedoch immer noch 10 Euro niedriger als vor vier Wochen.

Die Europäische Kommission hatte Ende Mai ihre monatliche Prognose für die diesjährige Weichweizenernte in der Europäischen Union deutlich erhöht und gleichzeitig die Schätzungen für Gerste und Mais leicht gesenkt. Für Weichweizen, das wichtigste Getreide in der EU, wurde die Produktion für die neue Ernte 2023/24 auf 131,5 Millionen Tonnen angehoben. Das ist ein Anstieg von 1,3 Millionen Tonnen gegenüber den 130,2 Millionen, die Ende April prognostiziert wurden. Außerdem liegt die Prognose jetzt weit über den 125,7 Millionen Tonnen, die im letzten Jahr geerntet wurden.

Gleichzeitig senkte die Kommission ihre Prognosen für die Gerstenproduktion von 52,2 Millionen leicht auf 52,0 Millionen Tonnen. Die erwartete Maisproduktion wurde ebenfalls von 64,4 Millionen Tonnen auf jetzt 64,1 Millionen Tonnen nach unten korrigiert.

Ingesamt besteht jedoch weiterhin große Unsicherheit hinsichtlich der weltweiten Weizenproduktion und des weltweiten Weizenhandels, insbesondere vom Schwarzen Meer, da die Getreideernte 2023/2024 noch lange nicht eingebracht ist und die geopolitische Lage instabil und kaum vorhersehbar ist. Auch das Wetter bleibt ein anhaltender Riskofaktor.

Weizenbestände und drücken mächtig auf die Preise

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Die revidierten Prognosen für 2023/24 für  Gerste und Mais liegen damit jedoch immer noch über den Erntemengen von 2022/23 von 51,5 Millionen Tonnen Gerste und 52,1 Millionen Tonnen Mais. Außerdem teilte die Kommission mit, dass sie ihre Ernteschätzung für Spanien, das unter einer schweren Dürre leidet, erneut stark reduziert habe, und zwar um fast 13 %, nachdem man die Produktion im April um fast 20 % gesenkt hatte.

Gleichzeitig erhöhte die Kommission die Ernte-Prognosen für den Top-Produzenten Frankreich um über 1,2 % und für Rumänien um 4 %. Für die Deutschland, Polen und Ungarn blieb die Ernte-Prognose zum Vormonat indessen nahezu unverändert und für Italien ging es leicht nach oben.

Die erwarteten EU-Weichweizenexporte für das Jahr 2023/24 wurden von 32,5 Millionen im Vormonat auf 32,0 Millionen Tonnen gesenkt, während die Weichweizenexporte für die zurückliegende Saison 2022/23 unverändert bei 31 Millionen Tonnen belassen wurden. Die EU-Gerstenexporte für das Jahr 2023/24 hat die Kommission auf 10 Millionen geschätzt, während die Gerstenexporte in der zurückliegende Saison 2022/23 nur bei 9 Millionen Tonnen lagen.

Die prognostizierten Weichweizenbestände im zurückliegenden Jahr 2022/23 wurden von 19,6 Millionen im vorigen Monat auf 19,9 Millionen angehoben, was eine weitere Aufwärtskorrektur der (ukrainischen) Importe um 0,5 Millionen gegenüber den nun erwarteten 8,5 Millionen Tonnen widerspiegelt. Für die nächste Saison 2023/24 rechnet die Kommission mit einem weiteren Zuwachs bei den Beständen auf 23,94 Millionen Tonnen – was erheblichen zusätzlichen Preisdruck bedeuten dürfte.

Die erwarteten Maiseinfuhren für diese Saison wurden von 24,0 Millionen zuvor auf 24,5 Millionen Tonnen angehoben, während die prognostizierten Maiseinfuhren für die nächste Saison bei 17 Millionen Tonnen belassen wurden.

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