
Zwei Ereignissen beschäftigen die Märkte besonders: zum einen der massenhafte Zustrom von billigem ukrainischem Getreide auf den europäischen Markt. Und zum anderen das mögliche und von Russland angedrohte Ende des Exportdeals am Schwarzen Meer. Letzteres würde zwar für eine Unterbrechung/Behinderung der ukrainischen Exporte über die Seehäfen am Schwarzen Meer führen, gleichzeitig aber den Druck auf den Binnenmarkt der Europäer zusätzlich erhöhen.
Die Europäische Kommission sagte am vorigen Mittwoch, sie werde nach einer gemeinsamen Beschwerde von Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei Ende März „vorbeugende Sofortmaßnahmen“ für Weizen, Mais, Sonnenblumen und Rapssamen ergreifen. Ein EU-Beamter sagte, die EU wolle das Getreide nur dann aus der Ukraine in die fünf Länder einführen lassen, wenn es für den Export in andere EU-Mitglieder oder in den Rest der Welt vorgesehen sei.
Auch Deutschland droht eine Überlagerung größerer Getreidemengen aus der Ernte 2022 in die nächste Saison. „Aktuell liegen noch 10 % bis 20 % der alten Getreideernte auf den Höfen“, berichtete Jan Heinecke von der Agravis Raiffeisen AG bei der diesjährigen Agrarfinanztagung in Berlin. Diese Restbestände könnten logistisch kaum noch im Markt untergebracht werden, erklärte Heinecke.
EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis hatte vorigen Mittwoch mit Ministern aus Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei sowie mit ukrainischen Amtskollegen eine Lösung diskutiert. „Wir haben vereinbart, dass wir die Gespräche fortsetzen werden.
Das nächste Treffen wird Anfang dieser Woche stattfinden – Montag, Dienstag“, sagte der polnische Landwirtschaftsminister Robert Telus dem staatlich kontrollierten Sender TVP Info, berichtet Reuters.
Am europäischen Terminmarkt sind die vorderen Weizenpreise in der vorigen Woche um 18,25 Euro auf knapp 243 Euro je Tonne gefallen, den niedrigsten Stand seit September 2021. Die neue Ernte 2023 wurde mit 244 Euro gehandelt.
Russland will Getreidedeal platzen lassen

Die Landwirtschaftsminister der Gruppe der Sieben (G7) haben ihre entschlossene Unterstützung für die Umsetzung, Verlängerung und Ausweitung des Getreideabkommens zum Ausdruck gebracht, wie aus dem Kommuniqué der Minister nach ihrem Treffen in der südwestjapanischen Stadt Miyazaki am 22. und 23. April hervorgeht.
Russland sieht indessen keine Ergebnisse der Umsetzung des zweiten Teils der Schwarzmeerinitiative zur Aufhebung der Beschränkungen für russische Exporte. Der stellvertretende Außenminister Sergej Werschinin wiederholte dies in der Sendung des Fernsehsenders Rossija-24, berichtet die russische Nachrichtenagentur TASS.
„Während der erste Teil dieser Schwarzmeer-Initiative umgesetzt wird und wir Ergebnisse sehen, kommt der zweite Teil, der das Memorandum zwischen Russland und dem UN-Sekretariat betrifft, unserer Einschätzung nach zu kurz“, sagte Werschinin.
Am 18. März kündigte Russland eine Verlängerung des Abkommens um nur 60 Tage an und warnte davor, dass dieser Zeitrahmen zeigen würde, ob das von der UNO unterzeichnete Memorandum auch für die Russland gemachten Zusagen umgesetzt werde.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.