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Getreidemarkt und Getreidepreise

Getreidepreise fallen auf Vorkriegsniveau – Preisdruck ist heftig

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am Montag, 05.12.2022 - 12:55 (1 Kommentar)

In der vorigen Woche sind die Weizenpreise in den USA auf den niedrigsten Stand seit dem Beginn des Ukrainekriegs gefallen. In Europa nähern sich die Weizenpreise immer schneller der 300-Euro-Marke an. Der Grund ist ein großes Getreideangebot vom Schwarzen Meer – sowohl aus Russland als auch aus der Ukraine, sagen jedenfalls Analysten.

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Der auslaufende Dezemberweizen fiel am Terminmarkt in den USA am Freitag um 21 Cent auf 737 Cent je Bushel. Auslöser für den Preisrutsch waren die schwachen wöchentlichen US-Exportdaten. Händler begründeten die Exportschwierigkeiten mit der großen Konkurrenz durch billigere Lieferungen vom Schwarzen Meer.

Eine Rekordernte in Russland und der Getreideexport über die Schwarzmeerhäfen aus der Ukraine, haben den Wettbwerb an den Exportmärkten deutlich verschärft und die Preise unter Druck gesetzt. Hinzu kommen große Ernten bei anderen Exporteuren wie Kanada und Australien.

 „Wir machen uns Sorgen wegen der Ukraine und Russland. Sie überschwemmen den Weltmarkt derzeit mit Weizen und ihre Preise sind weitaus günstiger als unsere“, sagte Jack Scoville, Vizepräsident des US-Analystenhauses Price Futures Group, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) gab am Donnerstag bekannt, dass sich die Exportverkäufe von US-Weizen in der Woche zum 24. November auf insgesamt 162.500 Tonnen beliefen und damit weit unter den Prognosen der Analysten von 300.000 Tonnen bis 725.000 Tonnen lagen.

Und auch die Europäer können preislich nicht mit dem Weizen von Schwarzen Meer mithalten, zumal der Euro zuletzt aufgewertet hat und sich die Exporte so zusätzlich verteuerten. Der vordere Dezember-Weizen am europäischen Terminmarkt in Paris beendete den Handel am Freitag mit 5 Euro im Minus bei 320 Euro je Tonne und fällt im laufenden Handel am Montag um weitere 3 Euro auf 317 Euro je Tonne.

Der nachfolgende Märzkontrakt wird am Montag nur noch mit 306 Euro je Tonne gehandelt.

Ukraine liefert viel Getreide nach Europa, in die Türkei und nach China

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Die Ukraine teilte mit, dass die Landwirte in diesem Jahr etwa 51 Millionen Tonnen Getreide geerntet haben, verglichen mit einem Rekord von 86 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Bis zum 2. Dezember hat die Ukraine 18,08 Millionen Tonnen Getreide und Hülsenfrüchte exportiert, davon bisher 199.000 Tonnen im November, teilte das Ministerium für Agrarpolitik mit. Zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr belief sich der Export auf 25,7 Millionen Tonnen.

Von August bis November verließen 506 Schiffe die Häfen von Groß-Odessa, die insgesamt mehr als 12,3 Millionen Tonnen ukrainischer Lebensmittel transportierten. Mais dominiert die Exportstruktur mit einem Anteil von 43 % (5,3 Mio. t). Weizen machte 29 % der Exporte über den „Getreidekorridor“ aus (3,6 Mio. Tonnen), und Raps 7,5 % (926 Tsd. Tonnen) sowie Pflanzenöl 6,5 % (799 Tsd.Tonnen).

Ukrainische Lebensmittel wurden in 43 Länder geliefert. Die Hauptexportziele waren Spanien (18 % bzw. 2,3 Mio. Tonnen), die Türkei (14 % bzw. 1,7 Mio. Tonnen) und China (12 % bzw. 1,5 Mio. Tonnen). Diese Länder wurden aufgrund des massiven Imports von Mais zu den führenden Käufern ukrainischer Lebensmittel.

Die fob-Angebotspreise für ukrainischen Mais und Weizen gingen auf dem ukrainischen Exportmarkt zuletzt zurück, berichtete die Leiterin der Abteilung für lokale Märkte bei APK-Inform, Anna Tanskaja. Ihrer Meinung nach wurden die Preise durch die wachsende Zahl von Angeboten und die starke Konkurrenz aus den USA und Brasilien (bei Mais) sowie durch den allgemeinen Rückgang der Importnachfrage unter Druck gesetzt.

„Trotz der Verlängerung des „Getreideabkommens“ blieb die Nachfrage der Importeure für den See-Export schwach, und die Lagerkapazitäten der Häfen sind voll, da das Angebot die Nachfrage übersteigt und die Logistik kompliziert ist. Die Angebotspreise der Importeure waren niedriger als die Marktpreise, und die Importeure warten auf größere Rabatte, sagte Tanskaya.

Russland mit hoher Exportprognose und Riesenernte

Der staatliche russische Getreidehändler United Gurain Company (UGC) erwartet, dass Russland in der Saison 2022/23 etwa 53 bis 54 Millionen Tonnen Getreide exportieren wird, sagte die stellvertretende Leiterin Ksenia Bolomatova auf einer Landwirtschaftskonferenz.

Vom 1. bis 27. November hat Russland 4,4 Millionen Tonnen Weizen verschifft, fast 1,7mal mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, berichtet Bolomatova unter Berufung auf die Russische Getreideunion. Die Direktorin der Analyse-Abteilung der Getreideunion, Elena Turina, stellte fest, dass die täglichen Getreidelieferungen letzte Woche vor allem witterungsbedingt auf 160.000 Tonnen zurückgingen, verglichen mit 180.000 Tonnen in der Woche zuvor.

In diesem Zusammenhang reduzierte sie die Prognose für Weizenexporte im November von 5,3 bis 5,5 Mio. Tonnen auf 4,9 bis 5 Mio. Tonnen. „Aber es sind immer noch 70 % mehr als im November 2021", fügte sie hinzu. In der letzten Woche gingen die täglichen Lieferungen aller Getreidearten um durchschnittlich 20.000 Tonnen zurück. „Das lässt sich mit den Wetterbedingungen der vergangenen Woche erklären“, sagte Turina.

Am 24. November hatte das russische Landwirtschaftsministerium eine Erntemenge von 155 Mio. Tonnen Getreide und Hülsenfrüchte gemeldet, ein Plus von 30,3 Mio. Tonnen im Jahresvergleich.

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