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Getreidemarkt und Getreidepreise

Getreidepreise fallen auf Vorkriegsstand – minus 30 Euro

Getreidernte.
am Freitag, 19.08.2022 - 11:05 (2 Kommentare)

Die Getreidepreise fallen diese Woche auf den niedrigsten Stand seit sieben Monaten. Allein in dieser Woche ging es um fast 30 Euro je Tonne nach unten.

getreidepreise fallen.

Die ukrainischen Getreideexporte haben weiter an Fahrt aufgenommen. Dies setzt die weltweiten Weizenpreise massiv unter Druck, sagen Analysten. Die Getreideexporte der Ukraine in der Saison 2022/23 werden vom USDA jetzt auf 30,4 Millionen Tonnen geschätzt, verglichen mit der Juli-Prognose von 22,6 Millionen Tonnen. Der Weizenpreis am europäischen Terminmarkt rauschte im Wochenverlauf um fast 30 Euro bzw. 8 % nach unten – auf zuletzt knapp 314 Euro je Tonne für den vorderen Septemberkontrakt.

Am Großmarkt in Hamburg wurden für den dort angelieferten Brotweizen am Donnerstag 317 Euro je Tonne notiert und für Futtergerste lagen die Preisangebote nur noch bei 290 Euro je Tonne. Vom wichtigsten französischen Handelsplatz und Exporthafen Rouen, meldete man am Freitagmorgen Weizenpreise von 314 Euro je Tonne - und für Gerste wurden am selben Handelsplatz nur 272 Euro je Tonne geboten.

Insgesamt fallen die Getreidepreise wegen der Zunahme der Getreideexporte vom Schwarzen Meer – aber auch wegen der hohen Ernteprognosen aus Russland und Indien, sagen Analysten. Am Mittwoch wurden offenbar fünf weitere Getreide-Schiffe am urkrainischen Schwarzmeer-Hafen Tschornomorsk beladen. Dabei geht es um mehr als 70.000 Tonnen Weizen, Mais und Sonnenblumenöl, und den bisher größten Konvoi im Rahmen des von den Vereinten Nationen vermittelten Getreideexportabkommens. 25 Getreide-Schiffe haben die Schwarzmeerhäfen im Rahmen dieses Abkommens bislang verlassen, berichtet die in Istanbul ansässige Kontrollstelle.

Russland riesige Weizenernte – weltweit aber weniger Mais

maispreise.

Die Weizenpreise wurden auch durch die unerwartet starken Ernten in Russland und Indien gedrückt, trotz anhaltender Unsicherheiten über die Exporte aus beiden Ländern. Indien, der zweitgrößte Weizenproduzent der Welt, erhöhte seine Produktionschätzungfür die Ernte 2022 diese Woche auf knapp 107 Millionen Tonnen Weizen, gegenüber der vorigen Prognose von 106 Millionen Tonnen. Das USDA hatte die indische Ernte zuletzt nur auf 103 Millionen Tonne geschätzt.

Das Beratungsunternehmen Sovecon schraubte am Dienstag seine Prognose für die russische Weizenernte 2022 von 90,9 Millionen auf 94,7 Millionen Tonnen nach oben. Das wäre ein neuer Produktionsrekord und würde Exporte von deutlich mehr als 40 Tonnen Weizen ermöglichen – im Vergleich zu 33 Millionen Tonnen in der letzten Saison. Das USDA hatte die russische Ernte zuletzt auf 88 Millionen Tonnen geschätzt - und die Exporte auf 42 Millionen Tonnen. 

Der Internationale Getreiderat (IGC) hat am Donnerstag seine Prognose für die globale Maisproduktion 2022/23 indessen deutlich gesenkt. Grund sind die verringerten Aussichten für Ernten in der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten. Insgesamt korrigierte der IGC die Weltmaisernte 2022/23 um 10 Millionen Tonnen auf 1.179 Millionen Tonnen nach unten.

Gleichzeitig erhöhte der IGC die Prognose für die globale Weizenproduktion in der Saison 2022/23 um 8 Millionen Tonnen auf 778 Millionen Tonnen.

Deutschland exportiert wenig Weizen – Frankreich sehr viel

Das Analystenhaus Strategie Grains hat seine europäische Exportprognose für die laufende Saison wegen der wachsenden Schwarzmeerexporte um 1,4 Millionen Tonnen auf 29 Millionen reduziert. Doch bislang laufen die Exporte vor allem aus Frankreich äußerst dynamisch. Zwischen dem 1. Juli und dem 14. August haben die europäischen Länder ingesamt rund 3,7 Millionen Tonnen Weizen exportiert. Das sind fast 430.000 Tonnen mehr als im vorigen Jahr zur gleichen Zeit.

Mit Abstand größter europäischer Einzelexporteur ist bisher Frankreich, mit Weizenausfuhren von mehr als 1,5 Millionen Tonnen. An zweiter Stelle liegt der Schwarzmeer-Anrainer Rumänien – mit Ausfuhren von 852.000 Tonnen Weizen. Polnische Exporteure haben immerhin schon 541.000 Tonnen Weizen in Drittländer verkauft und aus Bulgarien flossen 435.000 Tonnen Weizen auf den Weltmarkt.

An den deutschen Exporthäfen wurden bislang erst 78.000 Tonnen Weizen verladen. Hauptabnehmer von europäischem Weizen waren bis dahin Marokko und Algerien - sowie mit deutlichem Abstand Ägypten, Pakistan und Nigeria.

Was den europäischen Export von Futtergerste betrifft, so wurden bis zum 14. August erst 1,2 Millionen Tonnen in Drittländer verschifft – im Vergleich zu 2,1 Millionen Tonnen im vorigen Jahr. Das ist ein Rückgang der Ausfuhren von mehr als 40 %. Frankreich kommt bei Gerste auf Ausfuhren von 438.000 Tonnen – gefolgt von Deutschland mit 389.000 Tonnen und Rumänien mit 353.000 Tonnen. Hauptabnehmer europäischer Gerste waren bisher Saudi-Arabien, China und der Iran.

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