Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Getreidemarkt und Getreideernte 2022

Getreidepreise: Heftige Preissprünge nach Anbaudaten aus den USA

Maisaussaat.
am Freitag, 01.04.2022 - 13:33 (Jetzt kommentieren)

Die Landwirte in den USA haben ihre Anbaupläne deutlich verändert. Ein Grund sind die hohen Düngerpreise und die übrigen Inputkosten. Ein anderer der Krieg in der Ukraine.

Maisaussaat.

Die Folgen der neuen Anbaudaten waren ein heftiger Absturz der Sojapreise und der Weizenpreise in Chicago am Donnerstag Abend und - auf der anderen Seite - steigende Maispreise. In Europa waren die Weizenpreise am Donnerstag hingegen kräftig gestiegen und auch für Mais und Raps ging es nach oben. Nach Einschätzung von Analysten war der USDA-Bericht bullisch für Mais und bearisch für Sojabohnen und leicht bullisch für Weizen.

Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) prognostizierte in seinem Prospective Planting Report für die Ernte 2022 Sojabohnenpflanzungen auf einem Rekordhoch von 90,955 Millionen Acres (36,8 Millionen Hektar). Das ist ein Anstieg von immerhin 4 % gegenüber 2021. Gleichzeitig ist die Maisfläche um 4 % auf 89,490 Millionen Acres (36,23 Millionen Hektar) geschrumpft.

Die gesamte mit Weizen bepflanzte Fläche für 2022 wird auf 47,4 Millionen Acres geschätzt (19,2 Millionen Hektar), ein Anstieg von 1 Prozent gegenüber 2021. Wenn dies realisiert wird, entspricht dies der fünftniedrigsten Anbaufläche für Weizen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1919. Die Anbaufläche für Winterweizen wurde mit 34,2 Millionen Arcres (13,85 Millionen Hektar) angegeben und ist um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, aber um 1 Prozent gegenüber der vorherigen Schätzung gesunken. Die erwartete Fläche von Sommerweizen für 2022 wird auf 11,2 Millionen Acres (4,5 Millionen Hektar) geschätzt, was einem Rückgang von 2 Prozent gegenüber 2021 entspricht.

Analysten sagten, dass die im Vergleich deutlich höheren Düngerkosten die US-Landwirte wahrscheinlich vom Mais abgebracht haben, weil Mais deutlich mehr Dünger als Sojabohnen oder Weizen benötigt. „Diesmal drehte sich alles um die Inputkosten“, sagte Don Roose, Präsident von U.S. Commodities, gegenüber dem US-Agrarportal „successful farming“ - kurz nach der Veröffentlichung der neuen Daten am späten Donnerstagabend.

„Als der Düngerpreis im letzten Monat mit dem Ukraine-Krieg noch weiter in die Höhe schoss, sagten sich die Bauern, es sei einfach besser, Bohnen anzubauen“, fügte der Analyst hinzu. Die meisten Analysten glauben jedoch, dass sich die Anbauflächenschätzungen des USDA aufgrund von Wetter- und Marktbewegungen im April und Mai durchaus noch ändern können, wenn nämlich die Aussaat im US-Maisgürtel beginnt. Das hängt natürlich auch von der weiteren Entwicklung der Getreidepreise und der Preise für Minerldünger ab.

Je länger der Ukraine-Krieg dauert – je höher steigen die Getreidepreise

Weizenpreise in den USA.

Das USDA wird aktualisierten Anbauflächen in einem weiteren Bericht am 30. Juni veröffentlichen. Dann sind die Pflanzungen im Mittelwesten und im Norden des Landes abgeschlossen und man weiß schon besser, ob die Farmer denn nun mehr Sommerweizen, Mais oder Soja ausgesät haben. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Getreide angesichts der großen Versorgungsprobleme, die durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine, zwei der größten Getreideexporteure der Welt, entstanden sind, sehr robust bleiben wird.

„Wir werden wohl so ziemlich jeden Hektar brauchen, um die globale Nachfrage zu befriedigen“, sagte ein Analyst aus Chicago zur erwarteten Entwicklung.

Vor dem Hintergrund der zusätzlichen Verwendung von Mais als Rohstoff für Ethanolkraftstoff und dem Einsatz von Sojaöl in Biodiesel, beeinflusst auch die weitere Preisentwicklung bei Rohöl die Getreidemärkte. Die Rohölpreise brachen am Donnerstag überraschend deutlich um etwa 5 % ein, als die USA-Regierung als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine die bisher größte Freisetzung aus ihrer strategischen Erdölreserve ankündigt hat.

Die globalen Getreidemärkte hofften auf einen Waffenstillstand, als die Ukraine und Russland Anfang der Woche Friedensgespräche führten. Die Hoffnungen schwanden jedoch später, als der Krieg weiter tobte. „Je länger der Krieg dauert, desto bullisher wirkt er auf die Getreidepreise, sagte ein Händler in Chicago."

Die Ukraine hat derzeit noch Lagerbestände von 13 Millionen Tonnen Mais und 3,8 Millionen Weizen aus der alten Ernte und kann dieses Getreide nicht exportieren, da die Seehäfen aufgrund der russischen Invasion blockiert sind, sagte der stellvertretende ukrainische Landwirtschaftsminister Taras Vysotskiy am Donnerstag. Mehr als 90 % der Getreideexporte der Ukraine verlassen das Land üblicherweise über die Häfen am Schwarzen Meer.

Jetzt versuchen ukrainische Handelsunternehmen auf dem Schienenweg über die europäischen Nachbarländer Mais und Weizen zu verkaufen. Auch über den Export über den  rumänischen Schwarzmeerhafens Constanta gibt es offenbar Gespräche.

Getreidepreise auf agrarheute

Aktuelle Getreidepreise auf agrarheute.

Aktuelle Erzeugerpreise für Marktfrüchte: Weizenpreis, Rapspreis, Gerstenpreis, Roggenpreis und aktueller Maispreis. Großhandelspreise und regionale Erzeugerpreise für Bundesländer.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...