Gestern Abend hat das USDA seinen Juli- Bericht zur weltweiten Schätzung von Angebot und Nachfrage bei Getreide (WASDE) veröffentlicht. Unmittelbar danach drehten die Kurse an den US-Börsen ins Minus und blieben dort bis zum Börsenschluss. Nahezu alle Mais-, Sojabohnen- und Weizenkontrakte erlitten in Chicago einen zweistelligen Einbruch. Auch in Europa fielen die Preise, wenn auch nicht so heftig – obwohl das USDA die europäische Weizenernte ebenso nach unten korrigierte, wie die EU-Maisernte.
Der Bericht geht davon aus, dass die Produktions- und Ertragszahlen für Mais und Sojabohnen in den USA für 2023/2024 höher sein werden als vom Markt prognostiziert, was zu den heftigen Preisreaktionen führte. Naomi Blohm, leitende Analystin bei Total Farm Marketing sagte gegenüber successful farming: „Der USDA-Bericht hat jede freundliche Hoffnung zunichte gemacht, nach der die Getreidemärkte gesucht hatten. Da es keine neuen bullischen Nachrichten gab, konnten sich die Preise nur nach unten wenden."
In den kommenden Wochen werden die Preise weiter schwanken, bis mehr über das Wetter im August bekannt ist.“ Bei Mais geht das USDA zwar davon aus, dass ein Rekordmaisertrag wahrscheinlich nicht in Frage kommt, dennoch waren die USDA-Analysten sehr vorsichtig, bei der Senkung der möglichen Erträge, und ließ sich für den kommenden August-Bericht Spielraum für eine weitere Ertragssenkung. In der Zwischenzeit werden sich Händler und Analysten verstärkt mit den Satellitenbildern des Maisgürtels befassen, um eine bessere Vorstellung vom möglichen Ertrag zu bekommen.
Größere US-Weizenernte – Rekordexporte Russslands

Für Weizen sagt das USDA: „Das Angebot beim US-Weizen wird bei einer größeren Produktion erhöht, die um rund 2 Millionen Tonnen auf 47,3 Millionen Tonnen gestiegen ist.“
Ursache sind eine größere Erntefläche und höhere Erträge. Für Europa hat das USDA die Weizenproduktion indessen um 2 Millionen Tonnen auf 138 Millionen Tonnen gesenkt und auch für Kanada korrigierte das USDA die Produktion von 37 Millionen Tonnen auf 35 Millionen Tonne nach unten.
Dafür blieb die russische Ernte bei 85 Millionen Tonnen und auch für die Ukraine blieb die Ernteerwartung unverändert bei 17,5 Millionen Tonnen. Bei den Weizenexporten setzte das USDA die Exportschätzung für Russland indessen auf den neuen Rekordwert von 47,5 Millionen Tonnen nach oben und ließ die Schätzung für Europa unverändert bei 38,5 Millionen Tonnen - immerhin 4,5 Millionen Tonnen über dem Vorjahr.
Auch für die Ukraine blieb die Exporterwartung unverändert bei 10,5 Millionen Tonnen. Das USDA bezifferte die weltweiten Maisendvorräte für 2023/2024 auf 266,5 Mio. Tonnen gegenüber der Handelserwartung von 270,8 Mio. Tonnen. Letzten Monat hat das USDA den Endbestand bei 270,7 Mio. t festgelegt.
Sehr große US-Maisernte – trotz Dürre im Mittelwesten
Angesichts der erwarteten großen Ernte hat das USDA keine Änderungen an der Maisnachfrage vorgenommen, da die Maispreise „günstiger“ zu sein scheinen und die Nachfrage stark bleiben wird. Das USDA sagt: „Für 2023/2024 wird ein Anstieg der US-Maisproduktion um rund 1,4 Millionen Tonnen gegenüber dem Vormonat (und 40 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr!!!) prognostiziert, da die größere bepflanzte und geerntete Fläche aus dem Acreage-Bericht vom 30. Juni teilweise durch einen Ertragsrückgang um ausgeglichen wird.“
„Nach den Daten der National Centers for Environmental Information stellten die nach Ernteflächen gewichteten Juni-Niederschlagsdaten für wichtigen Maisstaaten im Mitterlen Westen eine extreme Abweichung nach unten vom Durchschnitt dar. In einigen der trockensten Teile des Landes kam es jedoch zu rechtzeitigen Niederschlägen und kühleren als normalen Temperaturen Es wird erwartet, dass die Niederschläge von Anfang Juli die Auswirkungen des Juni-Wetters abmildern. Für einen Großteil der Ernte wird die kritische Bestäubungsperiode in den kommenden Wochen liegen.
US-Analysten sagen: „Die Ertragsschätzungen sind für Mais nicht so stark gesunken, wie die Händler erwartet hatten. Angesichts der schwachen Exportzahlen und einer günstigen Wettervorhersage versucht der Markt, einen Boden zu finden, aber er ist offenbar nicht in der Lage, dies zu tun, heißt es weiter.
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