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Getreidepreise: Markt in Angst wegen Russland-Ukraine-Konflikt

Getreide.
am Donnerstag, 20.01.2022 - 13:36 (Jetzt kommentieren)

Die Getreidemärkte befürchten offenbar eine Eskalation des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine. Die Weizenpreise sind nach dem Crash in der vorigen Woche seit Montag wieder um gut 10 Euro je Tonne gestiegen.

Getreideschiff.

Am heutigen Donnerstag notierte der Weizen im laufenden Handel bei 274 Euro je Tonne. Hintergrund für den steilen Preisanstieg ist, dass die beiden Schwarzmeer-Länder zu den weltweit größten Weizenexporteuren gehören. Eine wie auch immer geartete Eskalation zwischen beiden Ländern  dürfte den Weizenhandel über die wichtigen Schwarzmeerhäfen empfindlich stören.

Beide Länder zusammen exportieren etwa 60 Millionen Tonnen Weizen und bestreiten damit knapp 30 Prozent des gesamten globalen Weizenhandels. Hinzu kommt, dass auch Kasachstan, als dritter wichtiger Exporteur der Region, sich gerade in einer massiven politischen Krise befindet, so dass auch von dort weniger Weizen auf den Weltmarkt gelangt.

Die USA und Russland werden sich am Freitag wieder für Gespräche treffen, doch der Markt preist die wachsende Unsicherheit ein. Auch die Preise für Rohöl sind auf ein Siebenjahreshöchstständen gestiegen, denn Russland ist auch ein großer Öl- und Gasexporteur.

Der Weizenmarkt wird zudem durch die starke globale Nachfrage unterstützt, die durch neue Aktivitäten an den Exportmärkten angetrieben wird. Staatliche Getreidekäufer aus Jordanien und aus dem Iran haben am Mittwoch große Ausschreibungen für den Kauf von Weizen herausgegeben.

Und noch ein Punkt spielt bei der Rallye eine Rolle: Das Wetter hat sich zuletzt in einigen Schlüsselregionen Südamerikas zwar verbessert, doch in Südbrasilien und Paraguay bleibt es wohl heiß und trocken. Angesichts des unsicheren Wetters, der Inflationsängste und der geopolitischen Spannungen scheinen Hedge-Fonds, Getreidehändler und andere Anleger bereit zu sein, ihre Long-Positionen (steigende Preise) an den Terminmärkten vorerst beizubehalten und sogar auszubauen“, sagt ein US-Analyst.

Kälteeinbruch in den USA - Sorgen wegen Auswinterung

Wintergetreide.

In den USA sorgen zudem neue Befürchtungen über witterungsbedingte Produktionsausfälle in den wichtigsten Anbaugebieten für Winterweizen für steigende Preise. Eine Prognose für fallende Temperaturen im Mittleren Westen der USA hat den Winterweizen an der Chicago Board of Trade auf den höchsten Stand seit dem 28. Dezember getrieben. Händler sagten, das kalte Wetter könnte die jungen Weizenpflanzen in den Regionen schädigen, die nicht durch Schnee geschützt sind.

Gebremst wird der Preisanstieg indessen durch die große Weizenernte Argentiniens. Das südamerikanische Land produzierte eine Rekordmenge von 21,8 Millionen Tonnen Weizen und übertraf damit die bisherige Rekordernte von 19 Millionen Tonnen im Erntejahr 2018/19, teilte die Getreidebörse von Buenos Aires am Dienstag mit. Die Ernte, die diesen Monat endete, lag damit auch 2,8 Millionen Tonnen über der ursprünglichen Schätzung der Börse. Argentinien ist ein wichtiger Weizenexporteur, der insbesondere das benachbarte Brasilien versorgt, aber auch nach Asien und Nordafrika liefert.

Argentinien ist auch einer größten Maisexporteure der Welt und der größte Exporteur von Sojamehl als Viehfutter, dass vor allem nach Europa und Südostasien exportiert wird. Die Trockenheit der letzten Wochen hatte Probleme für die jungen Mais- und Sojapflanzen in Südamerika gebracht. Starke Regenfälle brachten am Wochenende jedoch deutlich Verbesserungen in die wichtigsten Anbaugebieten Argentiniens und unterbrachen mehrere Wochen trockenen Wetters, die die Getreidebörse Rosario dazu veranlasst hatte, die Prognosen für die Sojabohnen- und Maisproduktion deutlich zu senken.

Getreidepreise auch am Kassamarkt kräftig gestiegen

Der Weizen für den Frontmonat März 2022 wird am europäischen Terminmarkt am Donnerstag-Nachmittag mit 274 Euro je Tonne gehandelt. Das sind 10 Euro mehr als zum Beginn der Woche. Der nachfolgende Mai-Termin 2022 notierte am Donnerstag bei 272 Euro je Tonne und damit ebenfalls 8 Euro höher als zum Wochenbeginn. Die neuen Weizenernte 2022 wird am Terminmarkt in Paris am Donnerstag mit knapp 252,50 Euro notiert. Ein Plus von 7,50 Euro je Tonne zum Montag.

Am Großmarkt und Exporthafen Hamburg wurde der Brotweizen am Mittwoch mit 288 Euro je Tonne notiert. Das sind 16 Euro mehr als am Terminmarkt – und zugleich 7 Euro mehr als zum Beginn der Woche. Für spätere Termine wurden 291 Euro je Tonne geboten. Die Preise für Futtergerste lagen in Hamburg am Mittwoch bei 260 Euro je Tonne und damit 10 Euro höher als zum Beginn der Woche.

Am wichtigsten französischen Großmarkt und Exporthafen Rouen wurde Brotweizen am heutigen Montag mit 272 Euro je Tonne notiert – ein Plus von 11 Euro gegenüber dem Wochenbeginn. Die neue Weizenernte 2022 wird in Rouen mit 250 Euro je Tonne notiert. Die fob-Preise für den Export lagen in Rouen aktuell bei  knapp 320,6 Euro je Tonne – ein Preisanstieg von 10,60 Euro zum Wochenstart. Futtergerste wurde in Rouen für 252 Euro je Tonne angeliefert. Ein Plus von 11 Euro zum Montag. Die neue Gerstenernte 2022 wird in Rouen mit 242 Euro je Tonne notiert.

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