
Die vorige Woche endete für den Weizenmarkt auf beiden Seiten des Atlantiks erneut mit fallenden Preisen. Die steigenden russischen Ernteschätzungen und die großen russischen Lagerbestände aus der vorigen Ernte üben weiterhin Druck auf die globalen Weizenpreise aus.
Am europäischen Terminmarkt sind die Preise für den Septembertermin 2023, der am Montag, dem 11. September ausläuft, stark gefallen. Sie konnten am Freitag nur noch knapp das Unterstützungsniveau von 220 Euro/t halten. Am heutigen Montag (04.09) rutschen die Weizenpreise zum Handelsbeginn sogar leicht unter die Marke von 220 Euro je Tonne.
Der Dezembertermin wird mit knapp 235 Euro je Tonne gehandelt und damit 15 Euro höher als der September.
Wie in Europa leidet auch der US-Weizen weiterhin unter der massiven Konkurrenz vom Schwarzen Meer und der „Vormachtstellung des russischen Weizens“, sagen die Analysten von Agritel.
Weizenpreise weiter unter Druck – Erdogan bei Putin

Der Abwärtstrend der Weizenpreise wurde durch den massiven Verkaufsdruck von Fonds und durch die Tatsache, dass die Weizenpreise in Chicago für den Dezembertermin 2023 jetzt unter die Marke von 600 Cent je Buschel gefallen sind, noch verstärkt, sagen Analysten.
An diesem Montag dürften die Märkte aufgrund des Feiertags „Labor Day“ in den USA jedoch einigermaßen ruhig bleiben, glauben die meisten Beobachter.
Dennoch herrscht weiterhin große Unsicherheit an den Märkten, denn die Spannungen rund um das Schwarze Meer sind weiterhin sehr hoch, sowohl hinsichtlich der Donauhafeninfrastruktur als auch der Kertsch-Brücke.
Der türkische Präsident Erdogan reist am Montag nach Sotschi in Russland, um Wladimir Putin zu treffen und die Zukunft des Getreideabkommens zu besprechen.
Die bisherigen Gespräche zwischen dem türkischen Außenminister und seinem russischen Amtskollegen über die Wiederaufnahme des Getreideabkommens waren erfolglos.
Preissituation sehr unübersichtlich
Der Preisverfall der letzten Tage hat jedoch das Interesse internationaler Käufer wiederbelebt. Verschiedene internationale Ausschreibungen und Großeinkäufe ermöglichten die Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit der verschiedenen Herkunftsländer, berichten Händler und Analysten.
Dabei hat der ägyptische staatliche Einkäufer GASC vorige Woche 120.000 t französischen Weizen und 120.000 t rumänischer Weizen in einer Ausschreibung gekauft.
Händler berichteten gegenüber Reuters, dass es unterschiedliche Mindestpreise für Privatverkäufe und Verkäufe in öffentlichen Ausschreibungen gab, und außerdem unterschiedliche Preise für die Verkäufe zwischen September und Dezember und deutliche Rabatte für Weizensorten mit niedrigerem Proteingehalt.
Russland unterbietet alle
In einer Ausschreibung letzte Woche hatten alle russischen Lieferanten Angebote zu einem Mindestpreis von 270 US-Dollar pro Tonne auf FOB-Basis abgegeben, wobei die C&F-Preise zwischen 286,25 und 291 US-Dollar pro Tonne lagen.
Reuters berichtet außerdem, dass Ägyptens staatlicher Getreideeinkäufer im Rahmen eines Privatgeschäfts außerdem etwa 480.000 Tonnen russischen Weizen gekauft habe und dabei niedrigere Preise als bei den traditionelleren Ausschreibungen aushandeln könne.
Genannt wurde ein Freibordpreis (fob) von nur noch 265 US-Dollar pro Tonne.
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