
Qualitätsmängel und eine anhaltend starke internationale Nachfrage treiben die Weizenpreise auf dem europäischen und dem Weltmarkt erneut in die Höhe. Die Weizenpreise haben vorige Woche auf dem europäischen Markt und auch international ihren Aufwärtstrend wieder aufgenommen. Zuvor war es in den USA zu Preis-Korrekturen, wegen der durch den Hurrikan Ida zerstörten Hafenanlagen am Golf und befürchteter Lieferstaus zur US-Ernte gekommen.
Die Bedenken hinsichtlich des verfügbaren Angebots im Jahr 2021, nehmen jedoch am Weltmarkt zu, da sich in Europa – vor allem in Frankreich – die schlechte Erntequalität bestätigt. Hinzu kommen katastrophale Ernteergebnisse in Kanada und weiteren Korrekturen an der Getreideernte in Russland.
An den französischen Exporthäfen werden an den dort angelieferten Mengen zahlreiche Kürzungen und Rückstufungen vorgenommen, berichten Analysten. Mitunter werden Transaktionen wegen mangelnder Qualität einfach storniert. Auch Futtermittelhersteller melden Probleme mit Mykotoxinen bei den Lieferungen. Verarbeiter und Händler passen daher ihre Spezifikationen an, was die Handels-Aktivitäten auf dem Binnenmarkt trotz des hohen Bedarfs zunächst reduziert.
An den Häfen drosselt das knappe Angebot von Weizen mit guten Mahlqualitäten die Export-Aktivität, obwohl aus Europa weiterhin zahlreiche Verschiffungen gemeldet werden. Die internationale Nachfrage bleibt jedenfalls sehr stark.
In der vorigen Woche wurde erneut ein ägyptischer Einkauf von 180.000 Tonnen gemeldet – davon kamen 60.000 Tonne aus Rumänien und 120.000 Tonne aus der Ukraine. Der Einkaufpreis lag bei durchschnittlichen 340,45 USD je Tonne - einschließlich Frachtkosten. Das waren 9 USD mehr als Mitte August.
Importeure kaufen den Markt leer

Auch Algerien hat vorige Woche reichlich Weizen in Europa gekauft. Nach Angaben der Firma Inter-Courtage haben die Nordafrikaner 390.000 bis 460.000 Tonnen Mahlweizen für Preise zwischen 353 und 356,6 Dollar je Tonne gekauft, einschließlich Verlade- und Transportkosten.
Obwohl die Herkunft des Weizens nicht genau bekannt ist, „dürfte Frankreich trotz der Qualitätsprobleme mit dabei sein und auch Deutschland dürfte gut abgeschnitten haben, da es etwas weniger von den Qualitätsproblemen betroffen ist", sagt das Analystenhaus Agritel.
Die Europäische Kommission meldet bis zum 29. August französische Weizenexporte in Drittländer von 531.500 Tonnen, aus Deutschland wurden 281.000 Tonnen in Drittländer verschifft und aus Rumänien gingen bereits 1,3 Millionen Tonnen auf den Weltmarkt. Die Gerstenpreise haben im Sog der Weizenpreise ihren Aufwärtstrend ebenfalls wieder aufgenommen.
Die internationale Nachfrage gewinnt erneut an Dynamik, berichten Analysten. Die europäischen Futtermittelhersteller sind bei der Gerste im Einkauf allerdings vorsichtiger geworden – der Grund sind die immer wieder auftretenden Qualitätsprobleme. Gerste verliert in Europa aber auch an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem in größeren Mengen verfügbaren Futterweizen, glauben Händler.
Die Europäische Kommission meldet bis zum 29. August Gerstenexporte aus Frankreich von 641.500 Tonnen, aus Deutschland wurden 333.000 Tonnen in Drittländer verschifft und aus Rumänien gingen bereits 1,03 Millionen Tonnen in Drittländer.
Getreidepreise in Europa dürften weiter steigen

Die Weizenpreise sind am europäischen Terminmarkt in der vorigen Woche zurückgegangen, dürfte diese Woche aber steigen - denn in den USA ging es bereits am Freitag zum Handelsschluss noch kräftig nach oben. (Heute ist in den USA Feiertag und es wird nicht gehandelt).
Am vorigen Freitag wurde der September- Weizen am europäischen Terminmarkt mit knapp 244 Euro je Tonne gehandelt und der Dezembertermin notierte bei 245 Euro – das ist allerdings ein Minus von 7 Euro im Wochenverlauf. Für die Ernte 2022 wurden am Terminmarkt Preise von knapp 217 Euro angezeigt.
Am Großmarkt und Exporthafen Hamburg wurde der Brotweizen am Freitag mit 246 Euro je Tonne notiert – das waren ebenfalls 6 Euro weniger als zum Beginn der Woche. Für den Dezember-Weizen wurden in Hamburg am Freitag hingegen 251 Euro je Tonne geboten. Die Preise für Futtergerste am Großmarkt und Exporthafen Hamburg lagen am Freitag bei 223 Euro je Tonne – das waren 1 Euro höher als zum Wochenbeginn.
Für Roggen der neuen Ernte boten die Händler in Hamburg 221 Euro Tonne .
Am wichtigsten französischen Großmarkt und Exporthafen Rouen wurde Brotweizen am Freitag mit 245 Euro je Tonne notiert – die fob-Preise für den Export lagen in Rouen bei 298,50 Euro je Tonne. Futtergerste wurde in Rouen für 227 Euro je Tonne angeliefert.
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