
Auslöser für die heftige Korrektur beim Weizen war der Januarreport des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) am vorigen Mittwoch. Hier reagierten die US-Märkte vor allem auf eine größer als bislang erwartete Anbaufläche von Winterweizen in den USA und rissen die Weizenpreise weltweit mit nach unten. Wegen der rekordgroßen Weizen-Ernten in Argentinien und Australien hat das USDA zudem auch die Lagerbestände bei diesen beiden TOP-Exporteuren nach oben gesetzt und deshalb auch die weltweiten Bestände angehoben.
Die Reaktion der Märkte auf diese keineswegs gravierenden Änderungen in den Bilanzen war geradezu hysterisch.
Die Erträge der argentinischen Weizenernte waren jedenfalls noch etwas besser als zuvor schon erwartet. Die Getreidebörse in Buenos Aires korrigierte die Weizenernte deshalb auf das Rekordniveau von 21,8 Millionen Tonnen nach oben. Auch die australische Ernte war so groß wie nie zuvor und außerdem offenbar qualitativ besser als bislang gedacht. Die Weizenexporte Australiens stiegen allein im November auf 1,6 Millionen Tonnen gegenüber 505.000 Tonnen im November 2020, was insbesondere auf eine starke chinesische Nachfrage zurückgeführt wird.
Die Länder der EU exportierten bis zum 9. Januar 2022 immerhin 15,85 Millionen Tonnen Weichweizen in Drittländer, berichtete die Kommission. Das sind rund 1,2 Millionen Tonnen mehr als im vorigen Jahr zur gleichen Zeit. Größter europäischer Exporteur ist bis dahin Frankreich mit 4,15 Millionen Tonnen Weizen, nur knapp vor Rumänien mit 4,0 Millionen Tonnen.
Deutschland verkaufte bislang 1,9 Millionen Tonnen Weizen in Drittländer und rangiert damit auf Position drei im europäischen Ranking. Wichtigste Abnehmer bzw. Exportziele der Europäer waren Algerien, Ägypten, China, Nigeria und Südkorea.
Europa erntet 2022 weniger Weizen – Exporte sind hoch

Das europäische Analystenhaus Strategie Grains hat in der vorigen Woche seine Prognose für die Weichweizenexporte der Europäischen Union im laufenden Wirtschaftsjahr 2021/22 aufgrund der starken Konkurrenz aus Argentinien und von den Schwarzmeerländern gesenkt. Betroffen ist vor allem der Absatz nach Nordafrika, speziell von französischem Weizen nach Algerien.
In seinem monatlichen Getreidebericht senkte das Beratungsunternehmen seine Prognose für die EU-Exporte von Weichweizen von zuvor 31,5 Millionen Tonnen, auf 31,2 Millionen Tonnen. Aufgrund der rückläufigen Nachfrage in Saudi-Arabien, wurden auch die Aussichten für den Export von Gerste gesenkt. Im Gegensatz dazu führte die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit von Getreide gegenüber Ölschroten in der EU dazu, dass Strategie Grains seine Schätzung für die Verfütterung von Getreide um insgesamt 800.000 Tonnen im Wirtschaftsjahr 2021/22 nach oben setzte.
Außerdem haben die Analysten ihre Schätzung für die Lagerbestände zum Ende der Kampagne 2021/22 angehoben, wobei Gerste und Weizen jetzt auf ziemlich hohen Niveaus liegen, was die Preise weiterhin belasten dürfte, glaubt jedenfalls das Analystenhaus.
Für die kommende Saison 2022/23 hat Strategie Grains seine Schätzung der EU-Weizenernte leicht von 127,6 Millionen auf 127,7 Millionen Tonnen angehoben, während die geschätzte Gersten- und Maisernte unverändert bei 51,8 bzw. 66,4 Millionen Tonnen verblieb. Sowohl die Weizen- als auch die Maisproduktion in der EU werden 2022 jedoch aufgrund kleinerer Anbauflächen und schwächerer Erträge zurückgehen, heißt es dort.
Argentinien und Brasilien senken Ernteprognosen – aber es regnet

Die Preise für Sojabohnen und andere Ölsaaten fielen zuletzt kräftig, unter dem Druck von Regenvorhersagen in Südamerika. Die argentinische Getreidebörse Rosario hatte letzte Woche die Prognose für Argentiniens Maisernte 2021/22 aufgrund der jüngsten Hitzewelle jedoch von 56 Millionen Tonnen auf 48 Millionen Tonnen gesenkt, während die Sojabohnenernte auf 40 Millionen Tonnen geschätzt wurde, gegenüber der früheren Prognose von 45 Millionen Tonnen. Allerdings würden den jüngsten Regenfällen auch kühlere Temperaturen folgen, was für eine deutlich Verbesserung der Wachstumsbedingungen bei den Pflanzen sorgen dürfte.
Die brasilianische Agrarbehörde Conab senkte seine Prognose 2021/2022 für die Sojabohnen- und Maisproduktion des Landes wegen einer Dürre im Süden des Landes ebenfalls. Conab schätzt, dass Brasilien voraussichtlich 140,5 Millionen Tonnen Sojabohnen produzieren wird, das sind 1,6 Prozent weniger als in der Dezember-Prognose, was einer Reduzierung von 2,3 Millionen Tonnen entspricht.
Conab kürzte außerdem Brasiliens Maisproduktion für die Saison 2021/2022 auf 112,9 Millionen Tonnen, das sind 4,2 Millionen Tonnen weniger als in der vorherigen Prognose. Im vergangenen Jahr produzierten die Brasilianer 137,3 Millionen Tonnen Soja, so viel wie seit Beginn der Conab-Aufzeichnungen nicht. Die gesamte Maisproduktion betrug in der vorigen Saison aber nur 87 Millionen Tonnen, da der Wintermais, der nach Sojabohnen gepflanzt wurde, von Dürre und Frost heimgesucht wurde.
Kassapreise in Frankreich stärker gefallen als in Deutschland

Der Weizen für den Frontmonat März 2022 wurde am europäischen Terminmarkt am Montag-Nachmittag mit 266 Euro je Tonne gehandelt – das waren 14 Euro weniger als Anfang des Jahres. Der nachfolgende Mai-Termin 2022 notierte am Montag bei 264 Euro je Tonne und damit ebenfalls 13 Euro niedriger als zum Jahreswechsel. Die neue Weizenernte 2022 wurde am Terminmarkt in Paris mit knapp 245 Euro gehandelt.
Am Großmarkt und Exporthafen Hamburg wurde der Brotweizen am Montag noch mit 281 Euro je Tonne notiert. Das sind zwar 15 Euro mehr als am Terminmarkt – jedoch 8 Euro weniger als Anfang Januar. Für spätere Termine wurden 284 Euro je Tonne geboten. In den USA ist am Montag allerdings ein Feiertag und es wird nicht gehandelt, so dass die Impulse von der CBOT fehlen. Die Preise für Futtergerste lagen in Hamburg am Montag bei 250 Euro je Tonne und damit 14 niedriger als zum Beginn des Monats.
Am wichtigsten französischen Großmarkt und Exporthafen Rouen wurde Brotweizen am Montag nur noch mit 261 Euro je Tonne notiert, ein Minus von 13 Euro gegenüber dem Monatsbeginn. Die fob-Preise für den Export lagen in Rouen aktuell bei 311 Euro je Tonne, das ist ein Preisrückgang von 10 Euro. Futtergerste wurde in Rouen für 241 Euro je Tonne angeliefert. Ein Minus von 13 Euro zum Monatsbeginn.
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