
Außerdem bleibt die globale Marktversorgung ausgesprochen fragil, auch wenn die Weizenernte in den USA zügig voran geht. Dort wird am Donnerstag der sogenannte Acreage-Report zudem die genauen Anbauflächen für 2022 und ein anderer Report die noch vorhandenen Lagerbestände die bekannt geben. Das Ergebnis könnten heftige Preisausschläge sein.
Im laufenden Handel am Dienstag steigen die Weizenpreise für die neue Ernte am europäischen Terminmarkt um fast 7 Euro auf 356,75 Euro je Tonne. Die Maispreise für den vorderen Augusttermin legen um 3,50 Euro auf 303,50 Euro zu. Und die Rapspreise für die neue Ernte klettern um knapp 16 Euro auf 697,25 Euro je Tonne.
Auslöser für die Preiserholung war der am späten Montagabend veröffentlichte Bericht des US-Landwirtschaftsministerium (USDA) über den Zustand der Getreidebestände und den Fortgang der Ernte. Das USDA senkte seine Bewertung der Maisbestände in guter bis sehr gute Verfassung um 3 Prozentpunkt auf auf 67 Prozent. Bei Sojabohnenernte ging es ebenfalls um 3 Punkte auf 65 Prozent nach unten.
„Diese Zahlen liegen unter den Erwartungen der Händler und stützen die Getreidepreise“, sagte das Beratungsunternehmen Agritel. Der Rückgang der Ratings deutet darauf hin, dass das heiße und trockene Wetter im Juni Auswirkungen auf Mais und Sojabohnen hatte, obwohl die kühleren Bedingungen seit voriger Woche die Sorgen etwas abgemildert haben. Das USDA sagte außerdem, die US-Winterweizenernte sei zu 41 % abgeschlossen, gegenüber 25 % eine Woche zuvor und dem Fünfjahresdurchschnitt von 35 %.
Nur dreißig Prozent der noch nicht abgeernteten US-Winterweizenbestände seien in gutem oder ausgezeichnetem Zustand, unverändert gegenüber der Vorwoche und deutlich weniger als die 48 % im vorigen Jahr. Die Preise für den Chicago-Weizen waren zum Wochenbeginn auf den niedrigsten Stand seit vier Monaten gefallen.
Die Marktteilnehmer in den USA warten außerdem auf die USDA-Reports über die US-Anbauflächen und Lagerbestände am Donnerstag. Analysten gehen davon aus, dass es eine Aufwärtskorrektur der diesjährigen Maispflanzungen und eine Kürzung der bislang geschätzten Sojabohnen- und Sommerweizenfläche geben wird.
Ukraineexport bleibt schwach – Russland mit hohen Prognosen
Die Weizenpreise wurden zuletzt durch die sehr frühe Ernte in den Vereinigten Staaten und Europa sowie durch die Gespräche zur Eröffnung eines Schwarzmeer-Exportkorridors für ukrainisches Getreide unter Druck gesetzt. Aber die Zweifel an einem Schifffahrtsabkommen nahmen wieder zu, als Russlands Invasion in der Ukraine weiterging. „Wenn die Verhandlungen gut verlaufen, werden die Preise weiter fallen. Andernfalls werden sie auf hohem Niveau schwanken“, sagte ein Händler gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Die ukrainischen Getreideexporte gingen in den ersten 22 Junitagen gegenüber dem Vorjahr um rund 44 % auf 1,11 Millionen Tonnen zurück, wie Daten des Landwirtschaftsministeriums am Montag zeigten. Die Mengen umfassten 978.000 Tonnen Mais, 104.000 Tonnen Weizen und 24.000 Tonnen Gerste. Das Exportvolumen im Mai lag bei ingesamt 1,7 Millionen Tonnen gegenüber 5 bis 6 Millionen Tonnen im vorigen Jahr. Vor dem Krieg hatte die Ukraine das meiste Getreide über seine Seehäfen exportiert und ist nun gezwungen per Zug oder über die Donauhäfen zu exportieren.
Russland könnte 2022/23 hingegen eine Rekordmenge von 41 Millionen Tonnen Weizen für den Export zur Verfügung haben, was einer Steigerung von 25 % gegenüber der laufenden Saison entspricht, abhängig von den Auswirkungen von Sanktionen und anderen Herausforderungen, wie eine Umfrage von Reuters unter Analysten und Händlern ergab. Nach dieser Schätzung wird erwartet, dass die russische Weizenernte 2022 um 14 % auf 86,9 Millionen Tonnen steigen wird.
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