
Der Grund für die kräftig steigenden russischen Weizenpreise: Die hohe Nachfrage von Exporteuren und das verhaltene Angebot von Landwirten. Diese machen sich nämlich zunehmend Sorgen um das extrem trockene Wetter und halten den Weizen aus der aktuellen Ernte deshalb immer stärker zurück. Es gibt immer mehr Regionen in Russland, in denen die Landwirte Auswirkungen der Trockenheit auf die Ernte 2021 erwarten, sagen Analysten.
Russischer Weizen mit einem Proteingehalt von 12,5 Prozent wurde an den Schwarzmeerhäfen Ende voriger Woche für 247 USD je Tonne frei an Bord (FOB) verladen. Das ist ein Plus von 5 USD zur Vorwoche und ein Anstieg von 13 USD in den letzten 14 Tagen. Gleichzeitig sind dies die höchsten russischen Weizen-Preise seit Februar 2019.
Für vergleichbaren französischen Export-Weizen meldete die EU-Kommission am wichtigsten Exporthafen Rouen fob-Preise von 243 USD je Tonne. Das sind 5 USD weniger als in Russland beszahlt werden. Damit ist der Weizen aus Russland erstmals seit langem teurer als die vergleichbaren Qualitäten aus der EU. Noch teurer als in Russland ist der Weizen jeddoch am US-Golf mit 269 USD je Tonne für den dort verladenen Chicago-Weizen (SRW). Auch in den USA ist es derzeit sehr trocken.
Für Gerste lagen die Exportpreise am Schwarzen Meer hingegen stabil bei etwa 204 USD je Tonne – dagegen schossen die Kurse in Rouen um 9 USD - auf 226 USD je Tonne - steil nach oben ging. Offenbar wegen der starken Nachfrage aus China.
Russlands Weizenfläche könnte 15 Prozent schrumpfen
Das anhaltend trockene Wetter könnte Russlands Aussaatfläche für Winterweizen um 10 bis 15 Prozent reduzieren, hauptsächlich im zentralen Teil des Landes, erwarten die russischen Analysten von Sovecon vorige Woche.
Händler in den südlichen Regionen Russlands berichten zudem von Verzögerungen bei der Sicherung der für den Export benötigten Phyto-Zertifikate, sagte Sovecon und fügte hinzu, dass dies wahrscheinlich auf den Mangel an staatlichen Inspektoren zurückzuführen sei, die diese Zertifikate im Rahmen des COVID-19 ausstellen.
Die Analysten meldet außerdem, dass Russlands Getreideexporte im Oktober voraussichtlich 5 Millionen Tonnen erreichen könnten, einschließlich 4,3 Millionen Tonnen Weizen.
In der Ukraine hatten Regenfälle die Aussaatbedingungen zuletzt verbessert, teilte die Beratungsfirma APK-Inform vorigen Dienstag mit. Die ukrainische Winterweizenfläche für die Ernte 2021 dürfte dennoch sehr deutlich schrumpfen.
Weizen: Trockenheit auch in den USA und in Südamerika ein Problem

Die Weizen-Preise am Terminmarkt in Chicago erreichten am Freitag fast ein sechsjähriges Hoch. Der Grund: Das trockene Wetter in wichtigen globalen Produktionsregionen - einschließlich den USA. "Die Wettervorhersagen lassen weiterhin keine großen Veränderungen der Bodenfeuchtigkeit für große Teile des Schwarzen Meeres und der USA erwarteten", sagte der Analyst Tobin Gorey, gegenüber Reuters.
Die geringe Bodenfeuchtigkeit in diesen Regionen wird ein immer größeres Problem, heißt es weiter. In weiten Teilen von Kansas, Oklahoma und Texas ist in den letzten 30 Tagen kein Regen gefallen. In diesen Regionen wurden jetzt außerdem auch noch Frostwarnungen ausgegeben. Die Winterweizenfläche in den USA war vorige Woche zu 68 Prozent bestellt, im Vergleich zu einem Fünfjahresdurchschnitt von 61 Prozent, teilte das US-Landwirtschaftsministerium mit.
Auch die argentinische Getreidebörse in Rosario senkte die Schätzung für die bald beginnende Weizenernte 2020/21 von 18 Millionen auf 17 Millionen Tonnen. Ebenfalls unter Hinweis auf die Trockenheit und wiederholten Frost. Die sehr trockenen Bedingungen in Südamerika könnten die bereits robuste Nachfrage nach US-Exporten bei Mais und Sojabohnen – sowie bei Weizen – weiter ankurbeln und damit auch die Preise weiter antreiben.
Vor allem in Brasilien haben die Landwirte große Schwierigkeiten, Sojabohnen und Mais in den ausgedörrten Böden zu bekommen. Wetterdienste erwarteten für die nächsten Wochen in Brasilien nur wenig Regen. Die anhaltenden trockenen Bedingungen in Brasilien und in einem Teil Argentiniens hatten zuletzt die großen Einfluss auf die Preisrallye vor allem am Sojamarkt.
Kassapreise für Weizen und Gerste steigen ebenfalls

Am europäischen Terminmarkt sind die Weizenpreise am Freitag auf 209 Euro je Tonne gestiegen. Das ist im Vergleich zur Vorwoche ein Plus von 9 Euro. Am Hamburger Exporthafen haben die Weizenpreise für die Anlieferung im Oktober ebenfalls zugelegt und notierten am Freitag bei 201 Euro je Tonne. Gegenüber der Vorwoche ist das ein Plus von 6 Euro. Für spätere Termine werden 204 Euro je Tonne geboten.
Für Futtergerste lagen die Preisangebote am Hamburger Hafen am Freitag bei 176 Euro je Tonne und damit 2 Euro höher als in der Woche zuvor. Nach wie vor sind die deutschen Exporte bei Gerste höher als bei Weizen. Für Brotroggen wurden in Hamburg am Freitag 164 Euro geboten und damit 1 Euro je Tonne höhere Preise als vor einer Woche.
Nach den Daten der EU-Kommission haben die Europäer bis zum 10. Oktober etwa 6,0 Millionen Tonnen Weizen in Drittländer verschifft – das sind 30 Prozent weniger als im vorigen Jahr. Bei Gerste wird eine Ausfuhrmenge von 2,25 Millionen Tonnen gemeldet. Ein Minus von 7 Prozent zum Vorjahr. Frankreich hat bisher 1,6 Millionen Tonnen Weizen exportiert und 953.000 Tonnen Gerste.
Deutschland kommt auf Ausfuhren von 224.000 Tonnen Weizen und 279.000 Tonnen Gerste und am rumänischen Schwarzmeerhafen Constanta wurden 871.000 Tonnen Weizen und 549.000 Tonnen Gerste verladen. Auch Lettland, Litauen, Polen und Bulgarien haben mehr Weizen in Drittländer verkauft als Deutschland. Bei Gerste rangieren die Deutschen hinter Frankreich und Rumänien auf Position drei.
Die Hauptabnehmer von europäischen Weizen sind weiterhin Algerien, Saudi-Arabien, China, Nigeria und die Philippinen. Die wichtigsten Zielländer für Gerste sind China und Saudi-Arabien – mit großem Abstand vor Tunesien, Marokko und Jordanien.
Eine Übersicht über die aktuellen Terminmarktpreise für Weizen erhalten Sie auf unserer Marktseite.
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