
Die europäischen Weizenpreise für die neue Ernte sind am Dienstag um 15 Euro auf 392 Euro je Tonne gefallen. Erstmals seit drei Wochen fielen die Preise damit unter 400 Euro. Seit der letzten Preisspitze vom 17. Mai von rund 440 Euro je Tonne, summiert sich der Preisrückgang damit auf knapp 50 Euro je Tonne oder 11 Prozent.
Ähnlich heftig war die Preiskorrektur in den USA und an den wichtigsten internationalen Handelsplätzen. An der Chicagoer Börse verloren die vorderen Weizenpreise am Dienstag 70 Cent auf 1087 Cent je Buschel. Im vorbörslichen Handel am heutigen Mittwoch starten die Weizenpreise jedoch ganz leicht im Plus.
Grund für den Preisrutsch ist die Aussicht auf höhere Getreide-Exporte vom Schwarzen Meer, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin seine Bereitschaft zum Ausdruck gebracht hatte, blockierte ukrainische Getreideschiffe aus den Schwarzmeerhäfen freizugeben. Ein hochrangiger UN-Beamter habe in Moskau „konstruktive Gespräche“ mit einem russischen Beamten über die Erleichterung der russischen Getreide- und Düngemittelexporte auf den Weltmärkten geführt, sagte der UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Dienstag.
Russland sei bereit, ukrainische Weizenexporte durch das Schwarze Meer sowie außerdem Lieferungen von russischem Mineraldünger zu ermöglichen, wenn die westlichen Sanktionen gelockert würden, heißt es in einer Mitteilung des Kremls. Der Markt reagiert mit einer heftigen Preiskorrektur auf die Nachrichten aus Russland. Allerdings ist überhaupt nicht klar, ob die russischen Bedingungen vom Westen überhaupt erfüllt werden und die Exporte dann wirklich abgewickelt werden können.
Hafenöffnung in der Praxis sehr schwierig

Trotz der entstandenen Möglichkeiten über Getreideexporte, bleibt die große Unsicherheit über die globale Getreideversorgung bestehen, denn der Krieg zwischen Russland und der Ukraine geht unvermindert weiter, und die Sanktionen gegen Russland, die Putin abschwächen wollte, werden eher noch verschärft. Der Konflikt zwischen zwei der größten Getreideexporteure der Welt, hat die globalen Getreidemärkte heftig durcheinandergewirbelt und eine massive globale Nahrungsmittelkrise ausgelöst.
Das Analystenhaus Sovceon hatte am Dienstag gesagt: „Selbst wenn einige Schiffe mit Getreide, die Ende Februar oder Anfang März beladen wurden, abfahren könnten, ist dies noch sehr weit von einer Wiedereröffnung der Terminals und einer Wiederaufnahme der üblichen Exporte entfernt.“
Die Getreideexporte der Ukraine lagen vom 1. bis 30. Mai 2022 bei 1,06 Millionen Tonnen, im Vergleich zu 2,8 Millionen Tonnen im Mai 2021, teilte das ukrainische Landwirtschaftsministerium am Montag mit. Das Ministerium sagte auch: "Die Exporte umfassen rund 1,0 Millionen Tonnen Mais und nur 42.000 Tonnen Weizen." Abgewickelt wurden diese Ausfuhren hauptsächlich über die Eisenbahn nach Europa, über den rumänischen Scharzmeerhafen Constanta und über die Donau. Allerdings sind die Kapazitäten dieser Transportwege auch ohne das ukrainische Getreide schon oft sehr stark ausgelastet oder überlastet.
Indessen berichtet Reuters, dass der weltgrößte Weizenimporteur Ägypten den Handel mit Weizen durch Dritte im eigenen Land bis Ende August verboten hat, was alle privaten Verkäufe außer durch die Regierung unterbindet. Die ägyptische Regierung beabsichtigt außerdem, die gesamte Ernte von ägyptischen Bauern aufzukaufen, nachdem der Ukrainekrieg das Land von einem Großteil des Schwarzmeerweizens abgeschnitten hat, auf den Ägypten eigentlich angewiesen ist.
US-Weizen in katastrophalem Zustand
Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) sagte, die US-Landwirte hätten bis vorige Woche 73 % ihrer geplanten Sommerweizen-Flächen gepflanzt. Das ist deutlich weniger als im Fünfjahresdurchschnitt mit 92 %. Das Rating der Winterweizenpflanzen gehört nach wie vor zu den schlechtesten seit Beginn der Aufzeichnungen, sagte das USDA.
Das US-Landwirtschaftsministerium bewertete in seinem wöchentlichen Bericht über die Erntebedingungen und den Fortschritt der Aussaat nur 29 % der Winterweizenpflanzen in gutem bis sehr gutem Zustand. Ähnlich schlechte Bewertungen von Winterweizen von weniger als 30 % gab es nach den USDA-Aufzeichnungen nur dreimal - 2006, 1996 und 1989.
Die Maisaussaat war vorige Woche hingegen zu 86 % abgeschlossen, was dem Fünfjahresdurchschnitt von 87 % nahekommt, während Sojabohnen zu 66 % im Boden waren, was ebenfalls dem Fünfjahresdurchschnitt von 67 % entsprach.
Erzeugerpreise für Getreide auf agrarheute
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