
Entscheidenden Einfluss auf die Preisrallye bei Getreide und Ölsaaten hatte der Nachfrageboom aus China – zur Versorgung der schnell wachsenden chinesischen Schweinebestände. Von der Angebotsseite kann die starke globale Nachfrage mit den derzeit verfügbaren Erntemengen offenbar nur durch eine stärke „Rationierung“ gedeckt werden. Das heißt übersetzt: Durch deutlich höhere Preise!
Neben der staatlichen Rationierung der Getreideausfuhren durch Kontingente und Zölle – wie etwa in Russland und Argentinien – hat vor allem das Wetter in Südamerika die Sorgen über eine knappe Versorgung mit Sojabohnen, Mais und Weizen angeheizt. Das ausgeprägte La-Nina-Phänomen hat nämlich, wie so oft, in weiten Teilen Südamerikas für eine schwere Dürre gesorgt bzw. für extremen Regenmangel. Der Oktober und der November waren in einigen Teilen Süd- und Zentralbrasiliens und in Zentral-Argentinien sogar die trockensten zwei Monate seit 40 Jahren.
Nun schrumpfen die Ernten der beiden südamerikanischen Export-Giganten in demselben Tempo, indem die globalen Getreidepreise steigen. Denn Brasilien ist der mit Abstand größte Exporteur von Sojabohnen – und der wichtigste Lieferant Chinas. Argentinien ist der weltweit größte globale Exporteur von Sojaschrot. Und beim Mais rangiert Brasilien nach den USA auf Platz zwei und Argentinien auf Position drei. Außerdem ist Argentinien ein wichtiger Exporteur von Weizen und Gerste.
Die Sojapreise lagen an den argentinischen Exporthäfen zuletzt bei 570 USD je Tonne – so hoch wie zuletzt im März 2014. Am brasilianischen Hafen Paranagua wurden 554 USD je Tonne verlangt und am US-Golf kosteten die Bohnen zum gleichen Termin 557 USD je Tonne.
Brasilien: Vor allem die Ernte im Süden hat gelitten

Der auf Südamerika spezialisierte US-Analyst –The Soybean and Corn Adivisor – Michael Cordonnier, schätzt die brasilianische Sojaernte aktuell auf 128 Millionen Tonnen – das USDA geht trotz einer Korrektur noch von 133 Millionen Tonnen aus. Cordonnier sagt, das Wetter habe sich zuletzt weiter verbessert und die Bohnenernte stabilisiert.
„Die beiden Hauptgebiete Brasiliens, die zusätzlichen Niederschlag benötigen, sind Rio Grande do Sul im äußersten Süden Brasiliens und die Staaten im Nordosten“, sagt er und fügt hinzu, dass beide Gebiete diese Woche einige Schauer erwarten. Der Analyst hält für die brasilianische Maisernte an seiner 102 Millionen Tonnen Schätzung fest – das USDA hat in seinem Januarreport noch 109 Millionen Tonnen für möglich gehalten.
Der Südamerika-Spezialist sagt jedoch, dass vor allem der sehr früh gepflanzte Mais durch das sehr trockene Wetter „stark beeinträchtigt“ wurde, insbesondere in den südlichen Bundesstaaten Rio Grande do Sul und Santa Catarina. „Der später – nach der Sojaernte als Zweitfrucht – gepflanzte Mais könnte besser abschneiden, aber nicht so gut, um die Verluste auszugleichen", ist Cordonnier überzeugt.
Die Maisproduktion der ersten Saison macht in Brasilien etwa ein Viertel der Gesamternte aus, während die Maisernte in der zweiten Saison (Safrinha) – die nach der Sojaernte gepflanzt wird – ungefähr drei Viertel der gesamten Maisproduktion in Brasilien beisteuert. Der Großteil der ersten Ernte wurde von September bis November gepflanzt.
Sojabohnen: extrem später Erntebeginn und sehr späte Exporte

Die Sojabohnenernte in Brasiliens wichtigstem Sojastaat Mato Grosso wird voraussichtlich 15 bis 20 Tage später als normal erfolgen, schätzt Cordonnier. Das sehr trockene Wetter verlangsamte das Pflanzen, die Keimung und die frühe Entwicklung der Sojapflanzen. Dies bedeutet, dass die Hauptbohnenernte in Mato Grosso von Mitte Februar bis Anfang März erfolgen dürfte.
Im vorigen Jahr waren bis Ende Januar bereits 25 Prozent der Sojabohnen geerntet. In diesem Jahr werden wahrscheinlich weniger als 10 Prozent von den Feldern geholt sein. Letztendlich hat diese verspätete Ernte zur Folge, dass die Sojabohnen-Exporte von Mato Grosso möglicherweise erst Ende Februar beginnen, im Vergleich zu dem sonst üblichen Exportstart von Anfang Februar.
Die späte Ernte wird auch das Anpflanzen von Safrinha-Mais erheblich verzögern, wobei Cordonnier und andere Analysten erwarten, dass ein „erheblicher Teil“ der zweiten Maisernte wahrscheinlich erst gepflanzt werden kann, nachdem sich das ideale Pflanzfenster in der dritten Februarwoche bereits geschlossen hat, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Ernte die Feuchtigkeit ausgeht. Die Regenzeit von Mato Grosso endet normalerweise Anfang Mai.
Argentinien: Es geht wohl weiter abwärts

Die argentinische Sojabohnenernte schätzten die Analysten derzeit auf 46 Mio. Tonnen – im Vergleich zu den 48 Millionen Tonnen des USDA. Die Experten von „Soybean and Corn Adivisor“ glauben, dass die Niederschläge in der vergangenen Woche eine bescheidene Erleichterung darstellten und sich die Regenfälle jedoch vor allem auf die südlichen Gebiete konzentrierten. Cordonnier ergänzt, dass nur 27 Prozent der argentinischen Bohnenernte als gut bis sehr gut eingestuft werden, ein 15-Punkte-Absturz gegenüber der Woche zuvor.
Ungünstige Bedingungen haben die Bohnen außerdem kleiner als normal gehalten und die Entwicklung deutlich verlangsamt. Nach Einschätzung der Analysten beginnt die Befüllung der Schoten in den nächsten 10 bis 20 Tagen. Ab diesem Zeitpunkt werden die weiteren Ertragsverluste etwas begrenzt, auch wenn sich die Trockenheit nicht bessert.
Cordonnier senkte außerdem seine Schätzung der argentinischen Maisernte um 500.000 Tonnen auf 44,5 Millionen Tonnen. Das USDA geht trotz einer deutlichen Abwärtskorrektur immer noch von 47,5 Millionen Tonnen aus. Die Analysten sagen jedoch, dass Ende letzter Woche noch rund 1 Million Hektar Mais nicht gepflanzt waren und nur noch etwa zwei Wochen bis zum Schließen des Pflanzfensters verbleiben.
Nur 15 Prozent der argentinischen Mais-Ernte werden noch als gut bis sehr gut bewertet, ein Zwei-Punkte-Rückgang gegenüber der letzten Woche.
Argentiniens Farmer verkaufen nicht
Wirtschaftliche Probleme behindern Argentinien außerdem. Der Wert des Pesos bleibt während der Pandemie im Verhältnis zum Dollar niedrig, und die Landwirte sind besorgt, da viele der Pflanzenschutzmittel wie Pestizide in Dollarwerten gekauft werden und in diesem Jahr mehr Pesos für den Anbau einer Ernte benötigt werden.
Hohe Lagerbestände und die Rückgabe der hohen Exportsteuer haben den Anbau der verbleibenden Sojabohnenernte nicht gefördert. Hohe Lagerbestände sind auf langsame Sojabohnenverkäufe und niedrigere Crush-Zahlen zurückzuführen, die sich bis ins neue Jahr fortgesetzt haben.
Infolgedessen werden einige Getreideschiffe nicht an den Häfen verladen und die Ware bleibt sehr knapp und teuer.
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