Das gilt sowohl für die Europäische Union als auch für Russland, die Ukraine und auch für die USA – wo die Ernte bereits begonnen hat.
Das Resultat waren eine Reihe von Korrekturen an den aktuellen Ernteschätzungen und steigende Angebotspreise für die neue Ernte an den Exportmärkten.
Dieser Entwicklung dürften auch die deutschen Kassapreise folgen – auch wenn der zuletzt sehr feste Euro einem stärken Anstieg spürbar entgegenwirkt.
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EU: Wie hoch sind die Trockenschäden?
Die Europäische Kommission hat am vorigen Donnerstag ihre Prognose für die Weizenproduktion in den 27 Mitgliedstaaten (ohne UK) im Jahr 2020/21 von 125,8 auf nur noch 121,5 Millionen Tonnen sehr kräftig gesenkt. Im vorigen Jahr hatten die europäischen Landwirte immerhin noch 130,8 Mio. Tonnen Weichweizen von ihren Feldern geholt.
Vor allem in Frankreich – aber auch in Deutschland, Rumänien und Polen sieht die Kommission die Weizenernte kleiner als im vorigen Jahr. Ursachen sind neben dem witterungsbedingten Rückgang der Winterweizenfläche um insgesamt fast 500.000 Hektar, vor allem die sehr trockenen Bedingungen im April und im Mai und die deshalb erwarteten erheblichen Ertragseinbußen.
Doch noch sind die globalen Ernte-Prognosen für Weizen und auch insgesamt ausgesprochen hoch – um nicht zu sagen auf Rekordstand. Das gilt sowohl für die Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) als auch für die Prognose des Internationalen Getreiderates (IGC).
"Mit den aktuellen Niederschlagsvorhersagen glaube ich nicht, dass sich die Bedingungen weiter verschlechtern werden. Die Frage ist, wie viel Schaden bereits angerichtet wurde", sagte Peter Collier, Analyst bei der Beratungsfirma CRM AgriCommodities. Er fügte hinzu: "Ohne größere Störungen wird es am Markt angesichts des großen Angebots an Gesamtgetreide in der Welt derzeit keine Rallye geben."
In weiten Teilen Europas herrschte trotz der Rückkehr Regens große Trockenheit. Meteorologen erwarteten jedoch, dass die jetzt prognostizierten Regenfälle auch die trockenen Gebiete Frankreichs und Deutschlands erreichen werden.
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In Russland schrumpft die neue Ernte
Aber nicht nur in Europa war es zu zuletzt zu trocken: Das gleiche gilt für die Ukraine und Russland. Russlands größte Analystenfirma IKAR hat die Prognose für die russische Weizenernte 2020 von 77,2 Millionen Tonnen auf 76,2 Millionen Tonnen gesenkt, einen Tag nachdem das russische Landwirtschaftsministerium die Prognose für die gesamte Getreideernte 2020 auf 120 Millionen Tonnen reduziert hat.
Die russischen Exportpreise für die neue Weizenernte waren vorige Woche stabil, berichten Analysten. Russischer Weizen der neuen Ernte mit 12,5% Protein, der im Juli am Schwarzen Meer verladen wird, kostete Ende letzter Woche etwa 202 USD pro Tonne (FOB) und damit etwa so viel wie in der Woche zuvor, berichtet die Analystenfirma SovEcon. Zum gleichen Termin lagen die Weizenpreise für die alte Ernte zwischen 221 und 225 USD je Tonne. Die Preise für die neue Gerstenernte gab SovEcon mit 170 bis 172 USD pro Tonne an und die alte Ernte wurde mit 179 bis 181 USD je Tonne verladen.
Die laufenden russischen Weizen-Exporte haben sich in der vorigen Woche indessen auf den niedrigsten Stand der letzten Jahre verlangsamt, berichtete SovEcon außerdem. Das Land exportierte nur noch 134.000 Tonnen Weizen, gegenüber 305.000 Tonnen in der Woche zuvor. Vom 1. Juli bis 28. Mai haben die Russen insgesamt 35,4 Millionen Tonnen Getreide exportiert, was einem Rückgang von 13 Prozent gegenüber dem rekordhohen Vorjahr entspricht. Davon entfielen etwa 30,2 Millionen Tonnen auf Weizen.
Das russische Landwirtschaftsministerium hat seit April etwa 1,43 Millionen Tonnen Getreide aus seinen Lagerbeständen verkauft. Der Lagerbestand ist damit fast erschöpft, heißt es und der staatliche Getreidehändler UGC berichtet, dass Russland erwäge, die staatlichen Reserven im neuen Wirtschaftsjahr auf 6 Millionen Tonnen anzuheben.
Ukraine: Weniger Weizen und steigende Preise
Das ukrainische Wirtschaftsministerium hat vorige Woche gemeldet, dass die Dürre während der Aussaat und im Frühjahr die diesjährige Weizenernte von 28,3 Millionen Tonnen im Jahr 2019 auf etwa 23 Millionen Tonnen reduzieren dürfte. Analysten prognostizieren, dass das ungünstige Wetter auch den Anteil von exportfähigem Brotweizen an der Ernte verringern wird.
Das Ministerium hat zudem angekündigt, dass die Weizenexporte in der Saison 2020/21 von 20,5 Millionen Tonnen im Jahr 2019/20 auf nur noch 14,9 Millionen Tonnen sinken könnten.
Die Preise für ukrainischen Exportweizen sind in der vorigen Woche um 3 bis 4 US-Dollar pro Tonne gestiegen, als Reaktion auf die Erwartung eines Rückgangs der Ernte 2020/21 in der Ukraine und in anderen Exportländern, teilte die Landwirtschaftsberatung APK-Inform mit.
Deutsche Kassapreise dürften steigen
Bis zuletzt lief der der europäische Weizenexport auf Hochtouren und treibt auch die Preise am Binnenmarkt immer wieder nach oben – auch wenn der zuletzt sehr feste Euro einen stärken Preisanstieg verhindert. Insgesamt haben die Europäer bis zum 26. Mai bereits 33 Millionen Tonnen Weizen exportiert. Das sind 12,5 Millionen Tonnen bzw. 61 Prozent mehr als im vorigen Jahr.
Größer Exporteur ist Frankreich mit 10,8 Millionen Tonnen, gefolgt von Rumänien mit 5,1 Millionen Tonnen. Deutschland kommt immerhin auf Ausfuhren von 4,5 Millionen und Polen verschiffte 3,1 Millionen Tonnen. Hauptnehmer für europäischen Weizen waren zuletzt Algerien, Saudi-Arabien, Marokko, Ägypten und China. Am deutschen Kassamarkt folgen die Preise den Vorgaben vom Terminmarkt und dürften weiter zulegen – auch wenn der physische Handel immer dünner wurde.
Am Hamburger Großmarkt und Exporthafen wurde Brotweizen am gestrigen Mittwoch mit 199 Euro je Tonne notiert – und damit etwa so hoch wie in der vorigen Woche. Die Angebote für den Weizen der neuen Ernte lagen bei 191 Euro je Tonne und damit um einiges höher als am Terminmarkt. An den ostdeutschen Großmärkten wurden vergleichbare Qualitäten der alten Ernte mit durchschnittlich 183 Euro je Tonne notiert – und die neue Ernte mit etwa 175 Euro je Tonne. Auch hier waren die Preise etwa so hoch wie vor einer Woche.
Futtergerste wurde in Hamburg am Mittwoch mit 161 Euro je Tonne notiert und damit etwa 1 Euro unter dem Niveau der Vorwoche.
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