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Getreideernte und Preise

Getreidepreise: Trotz großer Ernte steigen die Preise

Gettreideernte
am Montag, 30.09.2019 - 15:05 (Jetzt kommentieren)

Die Weizenpreise sind im September um 10 Euro gestiegen. Dabei melden die Kommission und Russland sehr große Weizenernten.

Weizenpreise

Keine guten Nachrichten für die Getreidepreise: Die Kommission setzt ihre Ernteprognosen für Weizen und Gerste nochmals deutlich nach oben. Damit bestätigen die Brüsseler Marktexperten fast ein zu eins die letzten hohen Ernteschätzungen privater Analysten wie Strategie Grains.

Zusätzlichen Druck bringt eine Meldung aus Russland. Am Freitag hatte der russische Landwirtschaftsminister Dimitry Patrushev die russische Weizenernte, auf der Grundlage der zu 90 Prozent abgeschlossenen Ernte, von 75 Mio. t auf 78 Mio. t nach oben korrigiert. Das ist auf jeden Fall keine gute Nachricht für die Exportmärkte und die Weizenpreise.

Dabei lief es mit den Preisen zuletzt eigentlich ganz gut. Mit Unterstützung aus den USA ist der Weizen am europäischen Terminmarkt im September um rund 10 Euro nach oben geklettert. Das hat auch die übrigen Getreidepreise mit nach oben gezogen. Heute Abend veröffentlich das USDA den Report über die US-Quartalsbestände bei Getreide und über die aktualisierten Anbau -und Erntezahlen bei Weizen. Besonders die Quartalsbestände, die den Inlandsverbrauch und den Export abbilden, haben das Potenzial für heftige Preisausschläge in beide Richtungen.

Entgegen den ansonsten eher bärschen Daten hat die Kommission die Erntemengen bei einigen Kulturen jedoch auch nach unten korrigiert: Erwartungsgemäß trifft dies vor allem den Mais, aber auch Hafer und Raps.

Weizenernte größer, Preise trotzdem 10 Euro höher

Weizenernte

Beim Weichweizen geht die Kommission weiterhin von einer kräftigen Ausweitung der Anbaufläche aus. Gegenüber dem vorigen Jahr beträgt der Zuwachs rund 859.000 ha insgesamt 23,9 Mio. ha aus. Im Vergleich zum Vormonat ist die Anbaufläche nochmals 211.000 ha größer. Die durchschnittlichen Weizenerträge werden auf 6,06 t/ha ebenfalls leicht nach oben geschätzt. Daraus ergibt sich eine europäische Weizenernte von 145 Mio. t. Im Vergleich zum Vormonat ist das ein Plus von 2,3 Mio. t. Gegenüber dem vorigen Jahr bedeutet diese Erntemenge einen Zuwachs von 16,2 Mio. t bzw. knapp 13 Prozent.

Damit steht im neuen Wirtschaftsjahr auch deutlich mehr Weizen für den Export und als Futterweizen zur Verfügung. Die Kommission geht davon aus, dass die europäischen Weich-Weizenexporte „nur“ um 4,1 Mio. t auf etwa 25,5 Mio. t zunehmen. Das wäre ein Plus von etwa einem Fünftel. Die Endbestände sollen deshalb um 4,7 Mio. t anwachsen. Der Einsatz von Weizen in der Tierfütterung wird wegen der insgesamt größeren Erntemengen bei allen Getreidearten nur leicht um 0,6 Mio. t zunehmen.

Die Weizenpreise sind am Terminmarkt im September um rund 10 Euro auf 174 Euro gestiegen. Ein Grund für den Preisanstieg sind die kräftig gestiegenen Weizenpreise in den USA und der schwache Euro. Auch am deutschen Kassamarkt ging es mit den Weizenpreisen entsprechend nach oben. Am Großmarkt in Hamburg werden für den Brotweizen aktuell 178 Euro/t geboten. Damit sind die Preise am an den norddeutschen Exporthäfen immerhin 12 Euro höher als vor vier Wochen.

Mehr Gerste geerntet, Preise dennoch gestiegen

Gerstenernte

Die Anbaufläche für Gerste (Sommer und Winter) gibt die Kommission mit 12,25 Mio. ha an. Das ist geringfügig mehr als vor vier Wochen. Gegenüber dem vorigen Jahr ist die europäische Gerstenfläche etwa 35.000 ha kleiner. Die Gerstenerträge schätzt  die Kommission auf 5,01 t/ha. Das sind höhere Erträge als vor vier Wochen.

Damit würde sich eine Gerstenernte von 61,4 Mio. t ergeben. Das wären immerhin 5,4 Mio. t mehr als im vorigen Jahr und auch 0,9 Mio. t mehr als vor vier Wochen. Den Gerstenexport schätzt die Kommission für die aktuelle Saison auf sehr gute 8,8 Mio. t, im Vergleich zu 8,0 Mio. t im zurückliegenden Wirtschaftsjahr. Der Futterverbrauch wird um mehr als 3 Mio. t höher erwartet als im vorigen Jahr. Die Endbestände sollen um knapp 3 Mio. t auf 8,0 Mio. t anwachsen.

Die Preise für Futtergerste sind mit den Weizenpreisen gestiegen. Am norddeutschen Exporthafen in Hamburg wurde Futtergerste zuletzt mit knapp 160 Euro/t gehandelt. Das sind immerhin 9 Euro mehr als vor vier Wochen.

Körnermais: Kleinere Ernte, Preise leicht im Plus

Maisernte

Die Anbaufläche für Körner-Mais gibt die Kommission derzeit mit 8,82 Mio. ha an. Gegenüber dem vorigen Jahr wurde die Maisfläche damit um 518.000 ha ausgeweitet. Die Maiserträge erwartet die Kommission deutlich niedriger als im Vormonat bei 7,53 t/ha. Damit würde sich eine Körnermaisernte von 66,5 Mio. t ergeben. Das sind 2,6 Mio. t weniger als im vorigen Jahr und 2,1 Mio. t weniger als vor vier Wochen.

Den Maisimport schätzt die Kommission für die neue Saison auf 17 Mio. t, im Vergleich zu zu 15 Mio. t im Vormonat und den rekordhohen 24 Mio. t im vorigen Wirtschaftsjahr. Der Futterverbrauch wird mit 65 Mio. rund 1,5 Mio. t niedriger erwartet als im vorigen Jahr. Die Endbestände sollen um 3,0 Mio. t auf 22 Mio. t schrumpfen.

Die europäischen Preise für Futtermais sind im September leicht gestiegen. Am Terminmarkt wird der Mais für die neue Ernte mit 163 Euro notiert. Das ist nur 1 Euro mehr als vor vier Wochen. Am Großmarkt in Mannheim wird Futtermais ab Station derzeit mit 160 bis 163 Euro notiert. Fob Oberrhein liegen die Preise zwischen 162 und 163 Euro. Am norddeutschen Exporthafen in Hamburg wird importierter Körnermais derzeit für 170 Euro/t verladen.

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