
Die geopolitische Risikoprämie bei den Weizenpreisen wird immer höher. Der Grund: Die Verhandlungen rund um den ukrainischen Exportkorridor haben offenbar noch zu keinem belastbaren Ergebnis geführt. Der europäische Weizen der neuen Ernte 2023 hat in der vorigen Woche um 15 Euro je Tonne auf 244 Euro zugelegt. Das ist der höchste Weizenpreis seit knapp drei Wochen. Dagegen haben ich sich die Maispreise kaum erholt. Hier liegt das Plus lediglich bei 4 Euro je Tonne auf 231 Euro je Tonne.
Gleichzeitig ist die Verunsicherung unter Landwirten, Getreidehändlern und Analysten weiter sehr groß. Deshalb werden von Fonds und Händlern sehr viele Short-Position beim Euronext-Weizen gehalten, was schnelle Preissprünge sehr wahrscheinlich macht. Außerdem berichten Getreidehändler kurz vor dem Ende des laufenden Wirtschaftsjahres über sehr hohe Lagerbestände aus der alten Ernte – nicht nur in Osteuropa, sondern auch in Deutschland und in Frankreich. Diese Ware hat es zunehmend schwerer am Markt zu akzeptablen Preisen verkauft zu werden, sagen Händler.
Die Weizenexporte der Europäer lagen bis 30.04 bei 26,8 Millionen Tonnen, zeigen die aktuellen Daten der Kommission. Das waren immerhin 1,9 Millionen Tonnen mehr als zum gleichen Termin im vorigen Jahre. Gleichzeitig flossen jedoch 9,4 Millionen Tonnen importierter Weizen auf den europäischen Markt. Das waren 5,9 Millionen Tonnen mehr als im vorigen Jahr bzw. fast dreimal so viel und zeigt, welcher massive Angebotsdruck auf dem europäischen Markt lastet.
Immerhin 4,8 Millionen Tonnen des importierten Weizen kamen bisher aus der Ukraine. Der größte europäische Einzelexporteur bei Weizen war Frankreich mit bislang fast 9,2 Millionen Tonnen. Dahinter rangieren dann Rumänien mit 3,5 Millionen Tonnen und Deutschland mit 3,1 Millionen Tonnen. Hauptabnehmer waren Marokko, Algerien, Nigeria, Ägypten und Saudi-Arabien.
Die Maisimporte der Europäer gibt die Kommission mit knapp 23 Millionen Tonnen an, im Vergleich zu 13,5 Millionen Tonnen im vorigen Jahr. Aus der Ukraine kamen 12,8 Millionen Tonnen Mais in die EU und aus Brasilien 7,9 Millionen Tonnen.
Gespräche über Getreidedeal (noch) ohne Ergebnis

Konsultationen zum Getreideabkommen, das am 18. Mai ausläuft, fanden am 5. Mai in Moskau und Istanbul statt. Es bestehe Chancen für eine Verlängerung des am 18. Mai auslaufenden Getreideabkommens, sagte der Sprecher des türkischen Präsidenten, Ibrahim Kalin, am Sonntag berichtet die Nachrichtenagentur Tass.
„Ich hoffe auf die Verlängerung des Getreideabkommens, dafür gibt es Chancen. Es werden notwendige Anstrengungen in diese Richtung unternommen“, sagte er. Abkommen über den Export von Nahrungsmitteln und Düngemitteln aus der Ukraine auf den internationalen Markt wurden am 22. Juli 2022 für 120 Tage geschlossen und im November um denselben Zeitraum verlängert. Eines der Abkommen regelt die Bestellung von Getreidelieferungen aus den von Kiew kontrollierten Häfen Odessa, Chernomorsk und Yuzhny.
Insgesamt exportierte die Ukraine während des Getreideabkommens über 29,4 Millionen Tonnen Getreide, von denen ein Drittel, 9,52 Millionen Tonnen, nach Asien und 11,36 Millionen Tonnen nach Westeuropa geliefert wurden. Die größten Importeure in diesem Zeitraum waren China, Spanien, die Türkei sowie Italien und die Niederlande.
Darüber hinaus wurde von Russland und den Vereinten Nationen ein Memorandum zur Aufhebung der Ausfuhrbeschränkungen für russische Agrarprodukte und Düngemittel auf die Weltmärkte unterzeichnet. Moskau sagt weiterhin, dass der zweite Teil des Abkommens nicht umgesetzt wird. Am 18. März kündigte Russland deshalb an, dass das Abkommen nur um 60 Tage verlängert werde.
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