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Getreidemarkt

Getreidepreise: Weizen stürzt immer weiter ab

Getreideernte
am Mittwoch, 21.08.2019 - 16:00 (Jetzt kommentieren)

Die europäischen Weizenpreise sind auf den tiefsten Stand seit April vorigen Jahres gefallen.

Gleichzeitig verschärft sich der Wettbewerb zwischen Europäernund Schwarzmeerländern an den Exportmärkten für Weizen und Gerste. Bei der letzten Ausschreibung des größten Weizenimporteurs Ägypten in der vorigen Woche haben nur Russland und die Ukraine einen Liefer-Zuschlag erhalten.

Am europäischen Terminmarkt ist der Weizen jetzt den dritten Tag in Folge gefallen. Das zieht auch die Kassapreise weiter mit nach unten. Hoffnung für eine Preiserholung kam zuletzt jedoch von der laufenden Farmers-Crop-Tour in den USA. Diese geht durch die Staaten des  Mittelwestens und die teilnehmenden Farmer und Analysten schätzten die Erträge von Mais und Sojabohnen.

Bislang liegen die Schätzungen unter den Prognosen des USDA. Sollte sich diese Einschätzung weiter bestätigen, dürfte dies dem gesamten Getreidemarkt nach oben helfen. Kommt es jeoch anders herum, sind weitere Preisabschläge bei Getreide und Ölsaaten wohl sehr wahrscheinlich.

Scharfer Wettbewerb beim Weizenexport

Getreide verladen

Am Terminmarkt Chicago fiel der Weizen am Dienstag auf ein neues 3-MonatsTief und drückte auch die Maispreise und den europäischen Weizenmarkt nach unten. Terry Reilly, Analyst bei Futures International in Chicago, sagte dazu: "Es gibt offenbar reichlich Weizen auf der Welt. Die Ernte in der Ukraine und auch in der EU sind ziemlich groß“.

Die Weizenernte in der Ukraine wird nach Angaben des ukrainischen Getreidehändlers UZA von 24,8 Millionen Tonnen im Vorjahr auf 27,7 Millionen Tonnen steigen. Die ukrainischen Weizenexporte könnten in der Saison 2019/20, die am 1. Juli begann, rund 21 Millionen Tonnen erreichen, verglichen mit nur 15,5 Millionen Tonnen im Jahr 2018/19. Diese Nachricht drückte kräftig auf die Weizenpreise an den Terminmärkten.

Die Preise für russischen Export-Weizen sind in der vergangenen Woche gefallen. Ende der vorigen Woche hatte die staatliche ägyptische Importagentur GASC 295.000 t Weizen im Rahmen einer Auktion gekauft. Davon orderte man 175.000 t in Russland und 120.000 t in der Ukraine. Frankreich und Rumänien, die ebenfals mit geboten hatten, gingen hingegen leer aus. Rumänien war zu teuer und Frankreich hatte zu hohe Frachtkosten.

Unterstützung könnte vom Mais kommen

Mais verladen

Für Preisdruck bei Mais und Sojabohnen sorgten Stürme und Regenfälle in Illinois und Teilen von Missouri, Minnesota und Wisconsin. Der Regen brachte den sehr spät gepflanzten Beständen die dringend benötige Feuchtigkeit. Nach einem extrem nassen Frühling hatte der letzte US-Dürre-Monitor vom 13. August immerhin in 53 Prozent von Iowa und 44 Prozent von Illinois eine extreme Trockenheit festgestellt. Die beiden Bundestaaten sind die größten Produzenten von Mais und Sojabohnen.

Aktuell befinden sich 56 Prozent der US-Maisbestände und 54 Prozent der Sojabohnen in gutem bis sehr gutem Zustand. Das ist jeweils 1 Prozentpunkt weniger als vor einer Woche. Analysten hatten keine Veränderung erwartet. Die von Analysten genau beobachtete Crop-Tour im Mittleren Westen der USA, prognostiziert bisher niedrigere Maiserträge als im Vorjahr. Matt Tranel, Analyst bei Commodity Risk sagt dazu: Diese Woche dreht sich alles um die Erntetour. Der Handel wird sehr genau auf die Ertragsschätzungen achten, insbesondere aus dem östlichen Maisgürtel.

Tranel glaubt:"Wenn die Ergebnisse die USDA-Schätzungen bestätigen, ist mit weiteren Abwärtsbewegungen zu rechnen. Wenn die Crop-Tour-Zahlen niedriger als dei des USDA, können wir jedoch einen Anstieg bekommen. Aber der 400-Cent-Dezember-Futures pro Buschel dürfte schwer zu knacken sein, mit den Informationen, die wir heute haben.“

Weizen: Absturz auf neue Tiefstände

Weizenpreise MATIF

Am Terminmarkt in Paris sind die europäischen Weizenpreise am Dienstag auf den tiefsten Stand seit 17 Monaten gefallen. Mit geradei einmal 165 Euro/t wurde die neue Ernte noch notiert. Das war so niedrig wie zuletzt im April vor einem Jahr. Anfang August hatte man den September-Termin noch mit 175 Euro gehandelt und zur letzten Preisspitze Ende Mai war der Markt bereit mehr als 190 Euro zu zahlen. Am heutigen Mittwoch geben die Preise im laufenden Handel weiter nach und rutschen unter 165 Euro.

Am deutschen Kassamarkt sind die Preisangebote den Börsenvorgaben zunächst nicht weiter nach unten gefolgt. Das dürfte sich angesichts des auch am Mittwoch weiter nachgegebenden Terminmarkts jedoch ändern. Auch wenn zu diesen Preisen zunächst einmal wenig Ware den Besitzer wechseln wird.

Am Großmarkt und Exporthafen Hamburg wurden für Brotweizen am Dienstag 168 Euro geboten. Das waren 12 Euro weniger als Ende Juli und 31 Euro weniger als zur letzten Preisspitze Ende Mai. In Ostdeutschland lagen die Angebote im Großhandel am Dienstag bei 152 Euro und damit 12 Euro niedriger als vor drei Wochen.

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