
Die europäische Weizenernte 2021 wurde immerhin mit 200 Euro gehandelt. Auch die europäischen Maispreise überwanden die 210-Euro-Marke. In USA und Russland stiegen die Weizenexportpreise ebenfalls auf ein Siebenjahreshoch. Ebenso steil ist der Preissprung auch bei Mais und Sojabohnen. Mais ist weltweit das wichtigste Futtergetreide und Weizen gilt im Tierfutter für den mittlerweile sehr knappen und teuren Mais als wichtigstes Substitut.
Das USDA hat die Maisernte und Bestände in der Welt und in den USA am Dienstag viel stärker reduziert als der Markt erwartet hatte. Das heißt: Die Versorgung mit Futtergetreide und Eiweißfutter ist noch knapper als bisher gedacht.
Und es kommt neuer Treibstoff hinzu: Russland heizt die außergewöhnliche Rallye nämlich weiter an. Die russischen Behörden sagen, dass die ab Februar geltende Exportsteuer von 25 Euro wegen der sehr hohen Weizenpreise viel zu niedrig ist, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen. Aus diesem Grund denkt man offenbar über eine Verdopplung nach – auf 45 bis 50 USD je Tonne.
Gleichzeitig will China seine Getreide-Importe kräftig ausweiten – denn das Getreide-Angebot am chinesischen Markt ist wegen der kräftig steigenden Schweinebestände sehr knapp und extrem teuer. Auf der anderen Seite hat Argentinien seine Ausfuhr-Restriktionen bei Mais zunächst einmal wieder aufgehoben und damit für etwas Entlastung am Futtergetreidemarkt gesorgt.
Doch die Möglichkeit, dass diese Rallye überhitzt ist, wird unter Analysten sehr kontrovers diskutiert. „Die scheinbar endlosen Kürzungen des Getreide- und Ölsaatenangebots wurden vom USDA in diesem Monat fortgesetzt. Angesichts der besonders leeren Sojabohnen- und Maisläger dürfte es jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die Kürzungen auf die Nachfrage verlagern", sagte ein Rohstoff-Analyst der Rabobank.
Russland will Exportzölle für Weizen deutlich erhöhen

In Russland denken die verantwortlichen Behörden darüber nach, die Weizenexportsteuer von derzeit geplanten 25 Euro pro Tonne zwischen dem 15. Februar und dem 30. Juni zu erhöhen, sagte der Leiter der Russischen Union der Getreideexporteure, Eduard Zernin, am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Russland, ist derzeit der weltweit größten Weizenexporteur mit einer Rekordernte von 85,3 Millionen Tonnen in diesem Jahr.
Doch die russischen Lebensmittelpreise gehen wegen der Corona-Krise und der hohen Exporte durch die Decke. Deshalb versucht man die Inflation mit der Weizenexportabgabe sowie einer Getreideexportquote und einer Reihe anderer Maßnahmen zu stabilisieren. „Die Weizenexportsteuer zielt auf die Stabilisierung der inländischen Getreidepreise ab. Die bisher geplanten 25 Euro wurden jedoch von den Weltmärkten fast vollständig übernommen", sagte Zernin.
Die russischen Exportpreise für Weizen sind deutlich - auf zuletzt 275 Dollar je Tonne - gestiegen, seit die Maßnahmen Mitte Dezember beschlossen wurden. "Die Regierung hat also keine andere Wahl, als zu überlegen, den Zoll auf einen Betrag anzuheben, der erhebliche Auswirkungen auf den Inlandsmarkt haben kann", fügte der Marktkenner hinzu. "Es ist zu früh zu sagen, wie viel es sein wird, es wird in den nächsten Tagen diskutiert", sagte Zernin.
Von Händlern und Analysten war jedenfalls zu hören, dass die russische Regierung die Weizenexportsteuer auf 50 Euro pro Tonne anheben könnte, und die Chancen ofenbar hoch sind, dass dieser Betrag genehmigt würde.
"Wenn der russische Exportzoll so deutlich angehoben würde, könnte der starke Anreiz für Exporte untergraben werden", sagte ein Analyst der Commerzbank. "Letztendlich ist es das Ziel der Regierung, genügend Weizen im Land zu halten, um die Inlandspreise zu dämpfen."
Den aktuellen Marktpreis von Weizen können Sie in der Marktübersicht für Marktfrüchte auf agrarheute einsehen.
China will noch mehr Getreide und Soja importieren

Währenddessen kündigt China an seine Importe von Getreide und Ölsaaten auszuweiten. Das chinesische Landwirtschaftsministerium hat am Dienstag seine Prognosen für die Maisimporte im Jahr 2020/21 angesichts steigender Inlandspreise und einer sehr robusten Nachfrage infolge einer sich stetig erholenden Schweineherde angehoben. China werde voraussichtlich im Wirtschaftsjahr 2020/21 rund 10 Millionen Tonnen Mais importieren, sagte das Ministerium und erhöhte seine Prognose damit von 7 Millionen Tonnen im Vormonat.
Begründet wurde die Erhöhung damit, dass sich der „Preisunterschied zwischen einheimischem und internationalem Maispreisen weiter vergrößert“. Die chinesischen Maispreise erreichten diese Woche ebenfalls neue Rekordmarken. Der Maisverbrauch für Tierfutter lag bei 185 Millionen Tonnen, 2 Millionen Tonnen Mais höher als zuvor prognostiziert, da die Erholung der Schweineproduktion besser als erwartet ist, teilte das Ministerium mit.
Die sonstige Nachfrage nach Mais dürfte jedoch auf 82 Millionen Tonnen sinken, da die steigenden Preise die Margen für Verarbeitungsunternehmen weiter drücken, so das Ministerium. Die Schätzung für die Maisernte im Jahr 2020/21 wurden von 264,7 Millionen Tonnen im Vormonat auf 260,7 Millionen Tonnen gesenkt.
Es wird außerdem erwartet, dass China im Wirtschaftsjahr 2020/21 rund 98,1 Millionen Tonnen Sojabohnen importieren wird, verglichen mit einer früheren Prognose von 95,1 Millionen Tonnen, da die Nachfrage nach Sojaschrot zur Versorgung des Tierbestände steigt.
Mais: Argentinien hebt Exportobergrenze auf

Argentiniens Regierung gab am Dienstag bekannt, dass es die Ober-Grenze für Maisexporte von 30.000 Tonnen pro Tag aufgehoben hat. Die Exportbeschränkung hatte die Maisbauern aus Protest zu einem Verkaufsstreik veranlasst. Die Landwirte hatten den Mais vom Markt zurückgehalten.
Die argentinische Regierung teilte mit, dass die Obergrenze dazu gedacht war, eine ausreichende Versorgung mit einheimischen Lebensmitteln und stabile Preise am Binnenmarkt zu gewährleisten. Im Rahmen eines am Dienstag ausgehandelten Abkommens mit den Landwirten gab das Landwirtschaftsministerium nun bekannt, dass eine Kommission zur Überwachung der inländischen Maispreise eingesetzt werden soll.
„Diese Maßnahme ermöglicht es uns, die privaten Interessen weiter mit der Notwendigkeit des Staates in Einklang zu bringen, und wesentliche Güter im Inland zu garantieren", heißt es in der Erklärung des Ministeriums. Der dreitägige Verkaufsstreik hatte in einem Land, das auf die Agrarexporte zur Devisenbeschaffung angewiesen ist, Besorgnis ausgelöst, da Argentinien mit einer schweren Rezession und der COVID-19-Pandemie zu kämpfen hat.
Die 30.000-Tonnen-Grenze für Maisexporte hatte bereits eine frühere Entscheidung ersetzt, nämlich sämtliche Maisexporte im Januar und Februar auszusetzen. Die Landwirte kritisierten auch diese Maßnahmen massiv.
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