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Getreidemarkt und Getreidepreise

Getreidepreise: Welthandel mit Getreide ist massiv gestört - Die Krise

Getreidesilos.
am Montag, 21.03.2022 - 10:02 (Jetzt kommentieren)

Immer deutlicher ist der globale Getreidemarkt von großem Mangel gekennzeichnet. Importeure finden nicht genug Ware. Der Hunger auf der Welt nimmt dramatisch zu. Auslöser ist der kriegsbedingte Ausfall der Ukraine und Russlands als Exporteure.

Weizenpreise in Europa.

Die Hoffnung auf ein Friedensabkommen in der Ukraine hatte in der vorigen Woche die Weizenpreise zweitweise deutlich nach unten gedrückt. Die neue Woche beginnt indessen wieder mit steigenden Preisen. Der Weltmarkt bleibt weiterhin stark angespannt. Die Angst vor einer gobalen Versorungungskrise ist groß.

Die Weizenpreise hatten in der vorigen Woche nach dem historischen Anstieg seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine erstmals nachgegeben. Auslöser waren Gespräche zwischen russischen und ukrainischen Politikern, und die Aussicht auf eine Wiederaufnahme der Schwarzmeerexporte. Die Ukraine versucht zuletzt den Getreideexport über den Schienengüterverkehr nach Europa zu organisieren.

Noch besteht die Hoffnung auf einen baldigen Beginn der Frühjahrsbestellung in der Ukraine und verbesserte Ernteaussichten. Die ukrainische Landwirtschaftsberatung APK-Inform hatte vorige Woche jedoch geschätzt, dass die mit Sommergetreide und Mais bestellte Fläche um 39 Prozent auf 4,7 Millionen Hektar zurückgehen könnte.

Auch in Russland wurden die Hafenaktivitäten teilweise wieder aufgenommen, berichten Analysten, obwohl die Schifffahrt im Asowschen Meer immer noch massiv behindert ist. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete vorige Woche dazu: „Getreideexporte aus Russland verlangsamen sich weiter, fließen aber immer noch. Getreideschiffe laufen die Häfen des Landes an, obwohl der Krieg in der Ukraine weiter tobt. AgFlow, ein in Genf ansässiges Unternehmen, schätzt nach Informationen von Bloomberg, dass etwa 73 Schiffe mit landwirtschaftlichen Grundnahrungsmitteln wie Weizen in den ersten beiden Märzwochen Russland verlassen haben, gegenüber 220 im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Der historische Anstieg der Getreidepreise und die starken Preisschwankungen hatte zuletzt auch zu einem Rückgang der Nachfrage am europäischen Binnenmarkt geführt. International bleibt die Lage nach Einschätzung der meisten Analysten jedoch äußerst angespannt. Die Ernährungssicherheit vieler Länder Afrikas und des Nahen Ostens ist akut gefährdet, und mehrere Länder haben bereits Exportbeschränkungen erlassen, um ihren Binnenmarkt so gut wie möglich zu stabilisieren.

Nicht genug Getreide für arme Länder – Preise oft viel zu hoch

Weizenpreise in den USA.

Massive Preisspitzen für Getreide, Lebensmittel und Energie, ausgelöst durch Russlands Invasion in der Ukraine, werden über 40 Millionen Menschen in extreme Armut treiben, sagte am Freitag das Zentrum für globale Entwicklung (CGDEV) in einem Blog. Gleichzeitig warnte die Organisation vor Exportbeschränkungen und Sanktionen gegen die russische Lebensmittelproduktion, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Dabei sagte der in Washington ansässige Think Tank, dass die Preise für Lebensmittel und Getreide seit Beginn des Konfliktes bereits über das Niveau gestiegen sind, dass bei den Preisspitzen in den Jahren 2007 und 2010 erreicht wurde. „Die bisher beobachteten Preiserhöhungen haben bereits eine ähnliche Größenordnung wie die Erhöhungen von 2010, und unsere Analyse deutet darauf hin, dass mindestens 40 Millionen Menschen durch den Preisanstieg 2022 in extreme Armut gedrängt werden“, schrieben CGDEV-Analysten.

Die Forscher sagten außerdem, dass die unmittelbarste Sorge die direkten Weizenkunden der Ukraine und Russlands sind. Diese machen zusammen mehr als ein Viertel der weltweiten Weizenimporte aus. Dazu gehören solch große Importeure wie Ägypten, Indonesien, Bangladesch, Pakistan, Aserbaidschan und die Türkei.

Und die Getreidepreise steigen weltweit auch, weil die Importeure jetzt um alternative Getreide-Lieferungen konkurrieren. Haushalte in Ländern mit niedrigem Einkommen wenden fast die Hälfte ihres Budgets für Lebensmittel auf, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters dazu. Der CGDEV forderte deshalb Entwicklungsagenturen und internationale Finanzinstitutionen auf, schnell zu handeln, um auf den deutlichen Anstieg des humanitären Hilfs-Bedarfs auf der ganzen Welt zu reagieren.

Getreiderat senkt Exportprognose für Ukraine deutlich

Maispreise in Europa.

Der Internationale Getreiderat (IGC) hatte am Donnerstag seine Prognose für die Getreideexporte der Ukraine in der laufenden Saison 2021/22 deutlich gesenkt. Dabei haben festgestellt, dass der anhaltende Konflikt am Schwarzen Meer große Sorgen hinsichtlich der Risiken für die Ernährungssicherheit geschürt hat.

Die Getreideexporte der Ukraine wurden auf 47,8 Millionen Tonnen gesenkt, ein deutlicher Rückgang gegenüber der Prognose vom letzten Monat von 62,8 Millionen Tonnen. Dabei stellte der IGC fest, dass die Prognosen mit erheblichen Unsicherheiten behaftet seien.

„Unmittelbare Bedrohungen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Unterbrechung der Exportströme. Die kommerzielle Beladung der Schwarzmeerhäfen in der Ukraine ist derzeit ausgesetzt“, sagte die IGC in einem monatlichen Bericht. „Obwohl es Bemühungen gibt, die Exporte über Eisenbahnrouten durch die Westgrenzen des Landes zu steigern, dürften die Gesamtmengen begrenzt sein“, hieß es weiter.

Die Maisexportaussichten der Ukraine wurden von 31,9 Millionen auf 21,0 Millionen Tonnen gesenkt, während die Weizenexporte von 24,5 Millionen auf 20,8 Millionen nach unten revidiert wurden.

Der IGC korrigierte außerdem auch seine Prognose für russische Getreideexporte von 37,7 Millionen auf 37,1 Millionen Tonnen leicht nach unten. Während die Verladungen (in Russland) zuletzt wieder aufgenommen wurden, können die gehandelten Mengen durch Finanzierungsbeschränkungen und zusätzliche Anforderungen an Seefrachtversicherungen erheblich behindert werden“, sagte die IGC.

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