Getreidepreise zeigen Probleme – Hohe Prämien für Qualitätsweizen


Für Qualitätsgetreide zahlen Aufkäufer höhere Prämien als in normalen Jahren. Damit zeigen die Preise den erwarteten Mangel an Qualitätsgetreide bereits an. Bis zu einer endgültigen Bilanz von Proteingehalten und Fallzahlen wird es zwar noch etwas dauern. Doch die Märke reagieren bereits. Futterweizen ist reichlich und Qualitätsgetreide knapp.

„Die diesjährige Ernte ist keine Frage der Menge, sondern der Qualität“, hatte bereits Martin Courbier, Geschäftsführer des Deutschen Agrarhandels (DAH) gesagt. Wir sehen ein starkes Ost-West-Gefälle – der Westen hatte stärker mit den Folgen des Regens zu kämpfen, genau so der Norden Deutschlands. Im Osten konnte bereits früher geerntet werden“, fasst Courbier zusammen.
Die Wetterlage spiegelt sich auch negativ in Proteingehalten, Fallzahlen und Auswuchs wider. Faktoren, die darüber entscheiden, ob der Weizen für die menschliche Ernährung, als Futtergetreide oder anderweitig verwendet werden kann. Wie der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) vorige Woche berichtete, wurde die Aussicht, trockenes, lagerfähiges Getreide einzufahren, von Regenschauer zu Regenschauer geringer.
Mit jedem weiteren Tag der Ernteverzögerung ist die Qualität des Getreides gesunken, während die Ertragsverluste immer größer wurden. Es sei daher ungewiss, ob beim Weizen der bisherige geschätzte Durchschnittsertrag tatsächlich erreicht werden könne. Fest stehe auch, dass der wichtige Qualitätsparameter „Fallzahl“ immer niedriger ausfalle, da das Getreide durch die Regenfälle am Halm vermehrt zu keimen beginne, sagt der RLV und bestätigt damit Berichte aus anderen Landesteilen.
Die zuletzt eingebrachten Mengen erreichten oft nicht mehr die Qualität von Brotgetreide. Ein Großteil der Weizenernte müsse nach dieser Einschätzung verfüttert werden oder könne gegebenenfalls als nachwachsender Rohstoff in der Stärkeindustrie einer industriellen Verwertung zugeführt werden.
Hohe Prämien für Qualitätsweizen
Schaut man auf die Getreidepreise, ist die preisliche Differenz zwischen Futterweizen, Brotweizen und A-Weizen mittlerweile deutlich größer als in „normalen Jahren“ mit einem hohen Anfall von Qualitätsgetreide – also an A-Weizen und E-Weizen.
Aktuell werden für Brotweizen am Hamburger Großmarkt und Exporthafen etwa 244 Euro je Tonne geboten. Der Preis für A-Weizen liegt bei 253 Euro und damit 9 Euro höher als für Brotweizen und für E-Weizen bekommen Lieferanten derzeit 259 Euro je Tonne.
Mit der Marktlage und den Preisen des vorigen Jahres ist die derzeitige Situation jedoch schwer zu vergleichen, aber im Jahr 2021 waren die Weizenpreise zur Ernte ähnlich hoch wie jetzt. Damals wurden für Brotweizen in Hamburg 250 Euro je Tonne geboten, während die Lieferanten für A-Weizen nur 253 Euro bekamen und damit gerade einmal 3 Euro mehr als für normalen Brotweizen und auch für E-Weizen wurden nur A-Weizenpreise geboten. Ganz offensichtlich hatten wir im Jahr 2021 eine komplett andere Situation mit einem reichlichen Angebot an Qualitätsweizen.
Im Süden Deutschlands ist der aktuelle Preisaufschlag für Qualitätsweizen sogar noch höher als im Norden. Am Großmarkt in Mannheim wurden diese Woche für A-Weizen (13 % Eiweiß) 15 Euro mehr geboten als für Brotweizen (11,5 % EW) und der Aufschlag für E-Weizen (14 % EW) gegenüber Brotweizen lag sogar bei 35 Euro!
Gleichzeitig beträgt der preisliche Abstand vom Brotweizen zum reichlich verfügbaren Futterweizen (205 Euro, max. 10 % Auswuchs) in Mannheim derzeit rund 30 Euro und für A-Weizen gibt es sogar 45 Euro mehr als für Futterweizen.
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