Getreidequalität oft miserabel – Brotweizen nur Futter oder fürs Biogas


Die diesjährige Getreideernte hat eine schlechte Qualität. Hohe Trocknungskosten, niedrige Hektolitergewichte, wenig Eiweiß und eine schlechte Bezahlung sind die Folgen. In vielen Regionen ist deutlich mehr als die Hälfte der Weizenernte nur noch Futtergetreide. Oder der Weizen geht gleich in die Biogasanlage.

Die Landwirte im Norden Deutschlands haben in diesem Jahr ebenfalls nur eine unterdurchschnittliche Getreide- und Rapserträge erzielt und sie haben massive Probleme mit der Qualität. Wie das Kieler Landwirtschaftsministerium gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer und dem Bauernverband berichtete, ist die schlechte Ernte vor allem auf die widrigen Witterungsverhältnisse zurückzuführen.
Die Trockenheit im Mai und Juni habe für Ertragseinbußen gesorgt, während das sehr nasse und unbeständige Wetter im Juli und August die Qualität des Ernteguts gemindert habe. Die Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holsteins, Ute Volquardsen, wies darauf hin, dass sich die Ernte aufgrund der Nässe hohe Qualitätseinbußen und hohe Trocknungskosten zur Folge habe.
Zwar stünden genaue Analysen noch aus, aber deutlich mehr als die Hälfte des geernteten Weizens dürfte lediglich Futtergetreide sein, so die Kammerpräsidentin. Zudem bewegen sich die Preise deutlich unter Vorjahresniveau.
Für Futterweizen würden im Norden aktuell 184 Euro/t gezahlt, für Brotweizen 218 Euro/t. Der Hektarertrag beim Winterweizen liegt den amtlichen Schätzungen zufolge rund 9 % unterhalb des langjährigen Durchschnitts.
Backweizen nur noch Futter – oder fürs Biogas

Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender des Pflanzenausschusses im Landvolk Niedersachsen, berichtet ebenfalls über erhebliche Qualitätsprobleme. Wo wegen der Starkniederschläge Lagerschäden flächig aufgetreten sind, wurde das Getreide sogar teilweise gemulcht. Je nach Region und Regenmenge schwankt die Erntemenge, die Hektolitergewichte sinken und pendeln abhängig von der Sorte zwischen 67 und 76 Hektoliter (hl).
„Der Weizen verliert an Gewicht und wird leichter. Das bedeutet, dass der Hänger zwar voll, aber leichter als üblich ist, weil die Körner die Backqualität verloren haben“, erklärt Meyer. Auf schwachen Böden und vor allem bei den frühen Sorten herrsche sehr viel Auswuchs. Durch die anhaltende Feuchtigkeit beginnen die Körner in den Ähren zu keimen und bilden grüne Haken. Dabei wird der Mehlkörper des Getreides verzehrt und die Ernte unbrauchbar.
Tritt dieses Phänomen flächig auf, sind diese Schläge nur noch für die Biogasanlage geeignet. „So eine Situation hatten wir lange nicht mehr“, führt der Ackerbauer aus dem Weserbergland aus. Regionen mit schweren Böden und weniger Niederschlag berichten von zufriedenstellender Ernte, denn dort werden zum Teil noch Backqualitäten geerntet.
Meyer befürchtet, dass bis zu 90 Prozent des Getreides, das als Backware ausgesät wurde, nur als Futtergetreide geerntet wird, weil keine Backqualität mehr erreicht werden kann. „Die meisten Bauern sind froh, wenn sie es überhaupt vom Feld kriegen und nicht in die Biogasanlage fahren müssen“, zeigt der Vorsitzende auf.
Sehr teure Ernte mit schlechten Preisen
Die Brandenburger Landwirte erwarten wegen des Wetters ebenfalls erhebliche Ernte- und Qualitätseinbußen. „Regen, Hagel, Sturm, niedrige Temperaturen und wenig Sonnenstunden, das hat uns insbesondere in den letzten Wochen sehr zu schaffen gemacht“, sagt Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes dem rbb24 Inforadio.
Anfang Juni hatten die Landwirte noch mit „durchschnittlichen bis guten Ernteergebnissen“ in diesem Jahr gerechnet. Nun sagt Wendorff: „Die Erlöse werden 20 bis 30 Prozent unter dem liegen, was wir kalkuliert haben.“ Erschwerend komme hinzu: Aktuell stehe eine der teuersten Ernten der letzten Jahre auf dem Feld. Die Preissteigerung beim Kraftstoff, bei Düngemitteln und Saatgut habe die Ernte teuer gemacht.
Benny Hecht von Kreisbauernverband Teltow-Fläming berichtet Ähnliches: Er und seine Kollegen konnten wochenlang nicht aufs Feld, um die Ernte einzuholen. Und was geentet werden konnte, brachte nicht so viel ein wie gedacht.
„Wir haben Qualitätseinbußen durch Schimmelpilzbefall“, sagt er im Gespräch mit dem rbb. Das Getreide sei zu nass, um Backmehl daraus zu machen und müsse deswegen als Tierfutter verwertet werden.
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