Globale Agrarpreise steigen explosionsartig – was bringt's den Bauern?


Die globalen Agrarpreise steigen explosionsartig. Im Februar waren die Exportpreise für Agrarprodukte so hoch wie zuletzt im Juli 2014.

Allerdings steigen auch die Kosten für Energie, Dünger und andere Betriebsmittel teilweise noch stärker an, sodass ein Teil der höheren Erlöse wieder aufgefressen wird. Das zeigt ein Blick auf die Rohölpreise, den wichtigsten Indikator für die Entwicklung der globalen Wirtschaftstätigkeit und der Produktionskosten.
Hier geht die letzte Prognose der Großbank Goldman Sachs von einem Anstieg auf 75 USD je Barrel aus. Allein in den letzten beiden Monaten sind die Ölpreise (WTI) um 45 Prozent auf jetzt 65 USD je Barrel gestiegen.
Auch die Frachtkosten – also die Kosten für den Transport von Agrarprodukten und anderen Rohstoffen – verteuern sich im Schnellzugtempo. Nach den Daten des globalen Transportkosten-Index Baltic Dry haben sich die Schiffstransportkosten seit Mai vorigen Jahres fast verfünffacht. Das hat zum einen mit den Störungen der Handelsketten durch die globalen Corona-Maßnahmen zu tun, zum anderen mit der großen Knappheit an Fracht-Containern in einer boomenden Nachfragephase.
Der FAO-Agrarpreisindex (FFPI) kletterte im Februar 2021 weiter nach oben, auf jetzt 116,0 Punkte, 2,8 Punkte bzw. nochmals 2,4 Prozent mehr als im Januar. Dies war der neunte Monat in Folge, in dem die globalen Agrarpreise gestiegen sind und zudem das höchste Preisniveau seit Juli 2014. Der Anstieg im Februar wurde von einem besonders starken Zuwachs bei den Teilindizes Zucker und Pflanzenöle angeführt, aber auch für Getreide, Milchprodukten und Fleisch gingen die Preise weiter nach oben.
Analysten rechnen mit weiter steigenden Kursen

Nach Aussagen von Marko Kolanovic, einem bekannten Analysten der Großbank JPMorgan, hat ein neuer Rohstoff-Superzyklus begonnen. Nach seiner Einschätzung zeigen der Rohstoffaufschwung und die Ölpreisrallye die Erholung nach der Pandemie. Dazu kommen als Treiber die „ultralose Geld- und Fiskalpolitik“, der schwache Dollar, eine stärkere Inflation sowie die Auswirkungen der globalen Umweltpolitik auf Angebot und Nachfrage.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt die Großbank Goldman Sachs, die ihre Prognose für Rohstoffrenditen (also für die Wertentwicklung) in den nächsten 12 Monaten auf 15,5 Prozent anhob und erklärt, Rohstoffe seien weiterhin die beste Absicherung gegen Inflation.
Die Wall Street Bank prognostizierte in einer Mitteilung vom Montag eine Rendite von 6,2 Prozent bzw. 15,1 Prozent für Rohstoffe über einen Zeitraum von drei bzw. sechs Monaten für die im Goldman Sachs Commodity Index (GSCI) enthaltenen Produkte. Im Januar hatte die Bank für Rohstoffe für einen Zeitraum von drei, sechs und zwölf Monaten Renditen von 5,8 Prozent, 9,5 Prozent und 10,2 Prozent prognostiziert.
Goldman begründet den Boom damit, dass die Pandemie einen strukturellen Wandel ausgelöst hat, in der Art und Weise, wie die Regierungen mit der Wirtschaft interagieren. Zugleich glaubt die Bank, dass die Nachfrage nach Rohstoffen durch derzeitige Umverteilungs- und Umweltpolitik sowie durch die Veränderungen in der Lieferkette weiter angekurbelt werde.
Getreide: China kauft weiter den Markt leer
Der FAO-Getreidepreisindex lag im Februar im Durchschnitt bei 125,7 Punkten. Das ist ein Plus von 1,5 Punkten (1,2 Prozent) gegenüber Januar und ein Zuwachs von 26,3 Punkten bzw. 26,5 Prozent gegenüber dem Niveau von Februar 2020.
Bei Grobgetreide verteuerten sich die internationalen Sorghumpreise am stärksten und schossen im Februar um 17,4 Prozent nach oben, was einem Anstieg von 82,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Auslöser ist die anhaltend starke Nachfrage aus China.
Auch die internationalen Maispreise stiegen, wenn auch nur um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Gleichzeitig sind die Exportpreise für Mais jedoch 45,5 Prozent höher als im Vorjahr. Hintergrund ist die anhaltend starke Importnachfrage, bei weiter schrumpfenden Exportangeboten.
Die Weizenexportpreise blieben im Februar relativ stabil, waren jedoch 19,8 Prozent höher als im Vorjahr. Die globalen Reispreise stiegen ebenfalls weiter an.
Pflanzenölpreise auf 9-Jahreshoch
Der FAO-Pflanzenölpreisindex lag im Februar im Durchschnitt bei 147,4 Punkten: Ein Anstieg gegenüber Januar um 8,6 Punkte oder 6,2 Prozent. Der Index erreichte damit den höchsten Stand seit April 2012. Die anhaltende Stärke spiegelte festere Preise für Palmen-, Soja-, Raps- und Sonnenblumenöle wider.
Die internationalen Palmölpreise stiegen im Februar zum neunten Mal in Folge, was auf die Sorgen hinsichtlich niedriger Lagerbestände in führenden Exportländern zurückzuführen war.
Gleichzeitig befanden sich die Soja-Notierungen weiterhin in einem Aufwärtstrend, der hauptsächlich die derzeitigen weltweiten Versorgungsengpässe vor dem Eintreffen der neuen Ernte aus Südamerika widerspiegelt.
Bei Raps- und Sonnenblumenölen wurden die internationalen Preise durch niedrigere als ursprünglich erwartete Produktionsaussichten für 2021 in der Europäischen Union und eine weitere Verschärfung der Exportverfügbarkeit in der Schwarzmeerregion gestützt. Außerdem stützten auch die stark steigenden Rohölpreise die Pflanzenölkurse.
Milchpreise auf 40-Monatshoch

Der FAO-Milchpreisindex lag im Februar im Durchschnitt bei 113,0 Punkten. Das ist ein Plus von 1,9 Punkten bzw. 1,7 Prozent gegenüber Januar. Außerdem stiegen die Milchpreise zum neunten Mal in Folge und näherte sich einem 40-Monatshoch.
Im Februar stiegen die internationalen Preisnotierungen für Butter, gestützt auf hohe Importe Chinas, auch wegen begrenzter Exportlieferungen aus Westeuropa infolge eines Anstiegs der Binnennachfrage und der bevorstehenden Frühlingsferien, berichtet die FAO.
Die Angebote für Vollmilchpulver (WMP) stiegen aufgrund hoher Importkäufe und wachsender Bedenken hinsichtlich potenziell geringerer Exportlieferungen Neuseelands wegen trockener Wetterbedingungen. Die Preise für Magermilchpulver kletterten ebenfalls, was auf niedrige Lagerbestände und enge Exportverfügbarkeiten in Europa zurückzuführen ist.
Im Gegensatz dazu belastete die geringere Nachfrage nach Spotlieferungen, in Verbindung mit hohen Lagerbeständen in den Vereinigten Staaten, die Käsepreise, berichten die FAO-Experten.
Fleisch: Chinas Nachfrage und Deutschlands „Überangebot“
Der FAO-Fleischpreisindex lag im Februar im Durchschnitt bei 96,4 Punkten. Das ist ein Plus von 0,6 Punkten bzw. 0,6 Prozent gegenüber Januar und markiert den fünften monatlichen Anstieg in Folge. Dennoch liegen die Fleischpreise damit immer noch 4,1 Punkte bzw. 4,0 Prozent unter dem Niveau im entsprechenden Monat des Vorjahres.
Im Februar stiegen die internationalen Preisnotierungen für Rinder- und Schaffleisch hauptsächlich aufgrund des knappen Angebots in wichtigen Produktionsregionen, was durch die geringere Schlachtung in Ozeanien infolge Bestandsaufstockung nach der Dürre in Australien noch verstärkt wurde.
Im Gegensatz dazu gingen die Notierungen für Schweinefleisch zurück, was auf geringere Einkäufe aus China und einem noch immer großen Überangebot nicht verkaufter Schweine in Deutschland aufgrund des anhaltenden Exportverbots für asiatische Märkte zurückzuführen war, berichtet die FAO.
Trotz der durch Winterstürme verursachten Versorgungsstörungen in den USA belasteten die reduzierten Käufe Chinas außerdem auch die weltweiten Geflügelpreise.
Höchste Zuckerpreise seit April 2017 – logistische Probleme
Der FAO-Zuckerpreisindex lag im Februar im Durchschnitt bei 100,2 Punkten. Das ist ein Plus von 6 Punkten bzw. 6,4 Prozent gegenüber Januar. Außerdem war dies der höchste Stand seit April 2017.
Der jüngste Anstieg der internationalen Zuckerpreisnotierungen wurde durch anhaltende Bedenken ausgelöst über ein engeres globales Angebot im Jahr 2020/21. Dabei geht es um Produktionsrückgänge in wichtigen Erzeugerländern und einer starken Importnachfrage aus Asien.
Logistische Zwänge, die die Lieferungen aus Indien behinderten, und die Rallye der Rohölpreise, die dazu führen könnte, dass mehr Zuckerrohr in die Ethanolproduktion in Brasilien fließt, trugen zur Stützung der Preise bei.
Potenziell größere monatliche Preissteigerungen wurden jedoch durch die Erwartung einer Produktionserholung in Thailand und einer sehr großen Ernte in Indien im Jahr 2021/22 eingedämmt.
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