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Holzmarkt und Holzpreise

Holzpreise stürzen gnadenlos ab: Minus 50 Prozent am Weltmarkt

sägewerk.
am Donnerstag, 02.06.2022 - 14:41 (3 Kommentare)

Die Holzpreise (Lumber) sind seit Jahresbeginn am Terminmarkt um fast 50 % gefallen. Diese Woche ging es nochmals deutlich nach unten. An den physischen Märkten ist das noch nicht angekommen. Doch das ist nur eine Frage Zeit, sagen Analysten. Über die Gründe des Preissturzes wird gestritten.

lumber prices

Die Holzpreise (Lumber) fielen am Terminmarkt in Chicago am Mittwoch um 7 Prozent. In dieser Woche ging es um ingesamt 12 Prozent nach unten. Damit ist der wichtigste Rohstoffe für die Bauindustrie und andere Branchen auf ein neues Jahrestief von 608,60 USD pro 1,000 board feet gefalllen.

Ingesamt sind die Holzpreise am Weltmarkt seit Jahresbeginn um 47 Prozent abgestürzt und liegen damit um 65 Prozent unter dem Höchststand von 2021 - von 1.733 US-Dollar pro 1,000 board feet. Dieser drastische Preisrückgang dürfte sich auch auf die Holzpreise an den wichtigsten internationalen Handelsplätzen auswirken und zumindest mittelfristig auch die europäischen Exportpreise für Holz deutlich nach unten drücken.

Analysten aus den USA sagen zudem, dass sich mit dem Preisrutsch bei Holz auch der massive Inflationsdruck auf dem Immobilienmarkt in den USA (aber auch in Europa) verringern wird und die Baukosten allmählich sinken dürften. Wie schnell das geht und wie stark sich dieser drastische Preisrückgang am Weltmarkt auf den europäischen und deutschen Holzmarkt auswirkt, lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit sagen.

Doch ohne Auswirkungen auf die physischen Holzpreise dürfte der scharfe Rückgang des mit Abstand wichtigsten internationalen Holzpreisindiktors wohl nicht bleiben.

Steigende Zinsen, schrumpfende Kaufkraft, größeres Angebot

Analysten aus den USA sagen außerdem, dass der Preisrückgang auch durch die steigenden Hypothekenzinsen ausgelöst und beschleunigt wurde. Diese waren zuletzt sowohl in den USA als auch in Europa auf Mehrjahreshochs gestiegen. Diese erhöhten Kreditkosten haben zumindest in den USA bereits dazu beigetragen, den Immobilienmarkt abzukühlen, wobei sowohl der Verkauf neuer Eigenheime als auch der Verkauf bestehender Eigenheime zurückgegangen ist.

Die Folge: In Nordamerika wächst das Angebot am Holzmarkt deutlich (manche Analysten sprechen bereits von einer Holzschwemme), denn die Lagerbestände sowohl in Sägewerken als auch in Baumärkten hab deutlich zugenommen. Der spübare Anstieg des Holzangebots dürfte nach Einschätzung der US-Analysten zu einer anhaltenden Abwärtsspirale der Holzpreise führen, wenn die Nachfrage jetzt nicht schnell anzieht. Doch danach sieht es nicht aus. Eher im Gegenteil.

Die hohe Inflation in allen Lebensbereichen zwingt die Verbraucher und Holzkäufer dazu, zu sparen. Und das wirkt sich offenbar auch auf den Bauholzsektor und die Immobiliennachfrage aus. Holzkäufer in USA haben ihre Bestellungen offenbar schon deutlich gedrosselt und Sägewerke beginnen bereits, ihre Preise zu senken, während die Lagerbestände weiter steigen, sagt ein aktueller Bericht des Wall Street Journals.

Lieferkettenprobleme sind nicht weg, Russland fehlt als Exporteur

Einige Analysten sind indessen auch skeptisch, was den starken Rückgang der Holzpreise in einem extrem inflationären Umfeld betrifft. Die Holzpreise haben zwar begonnen, nach unten zu rutschen, aber es wird einige Zeit dauern, bis diese Rückgänge beim Endnutzer ankommen, sagt ein anderer US-Analyst.

Er ist überzeugt, dass der Rückgang der Nachfrage oder der Anstieg des Angebots noch einige Zeit andauern muss, bevor Preissenkungen auch weiter unten in der Pipeline stattfinden. Doch die Preise an den Terminmärkten werden wohl noch weiter sinken, weil Investoren und Verbraucher erkennen, dass die Produktion wieder steigen wird, sagt der Analyst.

Trotz aller bärischen Signale ist die aktuelle Nachfrage noch immer relativ robust, so dass es keinen zwingenden Grund für die Produzenten gibt, die Preise rasch und deutlich zu senken, heißt es weiter. Das geschieht erst, wenn sie wirklich einen Rückgang bei den Bestellungen sehen. Das kann angesicht der oben geschilderten Entwicklung jedoch schneller gehen als mancher denkt.

Die globale Krise in der Lieferkette hatte in den letzten Quartalen aber ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Holzhandel und die Holzpreise. Internationale Holzhändler gehen deshalb davon aus, dass die Probleme in der Lieferkette noch mindestens einige Monate andauern werden. Auch der Krieg in der Ukraine und das Exportembargo gegen Russland, das auch Holz betrifft, wirkt einem schnellen Preisrückgang eigentlich eher entgegen.

Dieser Artikel ist auch in englischer Sprache verfügbar.

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