
Im Vergleich zu anderen Kulturen und so genannten „Handelsgewächsen“ ist die Anbaufläche von Nutzhanf mit 6.443 Hektar dennoch verschwindend klein. Knapp 900 Landwirte beschäftigen sich derzeit mit Hanf – ein erheblicher Teil von ihnen sind Biobauern.
Wegen der berauschenden Wirkung seiner Blüten war der Anbau von „Cannabis sativa“, dass ist der botanische Name von Hanf, in Deutschland zwischen 1982 und 1996 verboten. Erst seit 1996 darf Nutzhanf wieder angebaut werden. Die Auflagen für den Anbau sind jedoch sehr hoch. Zugelassen sind in Deutschland nur Hanfsorten, deren THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt.
THC ist das Kürzel für den psychoaktiven Wirkstoff Tetrahydrocannabinol. Dieser ist für die berauschende Wirkung verantwortlich. Die in Deutschland zugelassenen Nutzhanfsorten sind nicht für die Herstellung von Marihuana oder Haschisch geeignet.
Wer in Deutschland Hanf anbauen darf, ist gesetzlich klar geregelt. So ist der Anbau von Nutzhanf nur Unternehmen der Landwirtschaft erlaubt, die nach dem Gesetz über eine Alterssicherung für Landwirte (ALG) verfügen also auch wirklich Landwirte sind.
Alle anderen Betriebsformen der Landwirtschaft, wie etwa Gärtnereien, dürfen keinen Hanf anbauen. Privatpersonen ist der Anbau ebenfalls verboten.
Strenge Auflagen und scharfe Kontrollen

Der Nutzhanfanbau wird durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) kontrolliert. Für den Hanfanbau gelten zusätzlich die Bestimmungen des Gesetzes über den Verkehr mit Betäubungsmitteln. Jeder Landwirt der Nutzhanf anbauen will, muss dies anmelden und umfassend dokumentieren. Dazu müssen in einem Formular der BLE Angaben zur Größe der Anbaufläche, der Lage und der verwendeten Sorte gemacht werden. Zusätzlich muss der BLE rechtzeitig der Beginn der Blüte gemeldet werden.
Dann kommt es durch die BLE zu einer Kontrolle und Probenahme auf dem Feld, um den THC-Gehalt der Pflanzen zu messen. Mit der Ernte des Nutzhanfs darf erst begonnen werden, wenn eine entsprechende Freigabe von der BLE vorliegt. Der Vorteil von Hanf ist: Er ist eine relativ anspruchslose Kultur und unterdrückt auch Unkraut gut, berichtet das Portal Ökolandbau. An die Vorfrucht stellt Hanf offenbar keine großen Ansprüche. Aufgrund des relativ hohen Nährstoffbedarfs bietet sich jedoch der Leguminosen oder Kleegras an.
Wegen seiner tiefreichenden Pfahlwurzel hat Hanf aber ebenfalls einen hohen Vorfruchtwert, heißt es weiter. Dabei kann die Pflanze vielseitig verwertet werden: Aus Hanfsamen wird Speiseöl gepresst, die Fasern eignen sich für die Herstellung von Seilen, Papier, Verbundwerkstoffen, Dämmstoffen oder auch Textilien.
Und auch die Schäben - das sind die holzigen Teile des Hanfs - lassen sich verwerten - zum Beispiel als Tiereinstreu oder Bestandteil von Bau- und Dämmstoffen. „Hanf ist also die ideale Kultur für den Öko-Landbau“, ist das Portal Ökolandbau überzeugt.
Vorher prüfen ob es ausreichend (regionalen) Absatz gibt

Ob sich der Anbau für Landwirte am Ende wirklich rechnet, steht auf einem anderen Blatt. Dazu müssen sich interessierten Landwirte mit den regionalen Absatzmöglichkeiten auseinandersetzen. Der Absatz der Hanfsamen zur Gewinnung von ökologischem Hanföl ist aber offenbar kein Problem, sind die Spezialisten vom Ökolandportal überzeugt. Offenbar gibt es regionale kleine Ölmühlen die die Ware gerne abnehmen.
Auf der anderen Seite wächst die Nachfrage Hanfsamen und Hanföl stetig – insbesondere aus dem Ökobereich. Wegen der relativ hohen Transportkosten ist die Fasergewinnung dagegen nur dann lohnenswert, wenn es Abnehmer in unmittelbarer Nähe gibt.
Die neue Ampelregierung hat indessen vor „die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genuss-Zwecken“. Für den Anbau zu Genuss- oder medizinischen Zwecken ist jedoch in der Regel der Indoor-Anbau nötig. Der Grund: Nur so lassen sich die Pflanzen ausreichend kontrollieren und das Wachstum besser steuern.
Solche Pflanzen werden zudem zwischen 12 und 24 Stunden pro Tag beleuchtet und Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen konstant bleiben, zeigt eine aktuelle Studie in der Zeitschrift Nature, die dabei auf die negative Klimabilanz des Indoor-Hanfanbaus hinweist. Pro Kilogramm Hanf werden im Indoor-Anbau zwischen 2,2 und 5,2 Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Ein Jahr Autofahren stößt etwa zwei Tonnen CO2 aus.
Eine andere Studie aus dem Jahr 2012 kommt zu einem ganz ähnlichen Ergebnis. Sie berechnete 4 Tonnen CO2 pro Kilogramm Cannabis.
Uni Hohenheim: Hanf ist Superfood – Preise wie Soja

Wissenschaftler der UNI Hohenheim sehen im Hanf hingegen eine neues Superfood. „Die Samen weisen bis zu 25 Prozent Protein auf, dessen Zusammensetzung der von Eiklar gleicht. Es enthält alle essentiellen Aminosäuren und weist damit eine hohe biologische Wertigkeit auf“, beschreibt Forough Khajehei, von der Arbeitsgruppe Anbausysteme und Modellierung, die Vorteile von Hanf-Protein.
„Es ist zudem leicht verdaulich und hat eine wünschenswerte, zähe, fleischähnliche Textur, die im Mund das Gefühl erzeugt, auf Fleisch zu beißen.“ Doch nicht jede Hanfsorte ist für jedes Produkt geeignet. Insgesamt testen die Wissenschaftlerinnen der Universität Hohenheim auf den Versuchsflächen derzeit rund 20 Sorten. Und sie arbeiten dabei mit einem der großen Hanfzulieferer in Europa zusammen.
Das ist die „Die Signature Products GmbH“ die auch die Zusammenarbeit mit Landwirten, regionalen Verarbeitern, Vertretern der Gastronomie und des Lebensmitteleinzelhandels in Baden-Württemberg organsiert. Bereits jetzt beliefert das Unternehmen Großkunden mit Hanfsamen und Hanfproteinen.
Die meisten Produkte, die derzeit noch aus Soja oder Erbsen-Protein hergestellt werden, können zukünftig aus nachhaltig und regional hergestellten Hanfproteinen produziert werden, ist man überzeugt. Da der Preis etwa mit dem von Soja vergleichbar ist, sieht Florian Pichlmaier Managing Director von der Signature Products GmbH eine rosige Zukunft für die nachhaltige Pflanze.
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