So viel haben die deutschen Ackerbauern zuletzt im Mai 2013 für ihren Weizen bekommen. Und die Notierungen steigen weiter. Die Rapspreise verfehlten nur knapp die 500-Euro-Marke und befinden sich auf dem höchsten Stand seit Januar 2012.
Gestützt wurden die Weizenpreise durch die Verdopplung der russischen Exportsteuer am 1. März und durch die aktuellen Kälteschäden beim Winterweizen in den USA. In den USA gab es nach einem sehr kräftigen Preisanstieg zum Handelsbeginn am Montag dann jedoch eine deutliche Korrektur nach unten im Handelsverlauf. Auslöser waren die wachsenden Sorgen wegen der erneuten Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in China – und den Folgen für die globale Nachfrage nach Futtergetreide.
Am chinesischen Terminmarkt in Dalian kletterten die Sojapreise am Montag allerdings auf ein neues Allzeithoch – das dürfte die globalen Kurse für Mais und Soja erneut nach oben treiben.
Wichtigen Treibstoff für die Märkte liefern zudem Berichte über die schrumpfenden Lagerbstände und über die Anbauentwicklung für die neue Ernte 2021 – in den USA, in Europa, am Schwarzen Meer und auch in China – und über den Zustand der Wintersaaten.
Auswinterung in den USA – russische Exportzölle verdoppelt

Der National Agricultural Statistics Service (NASS) des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) hat die Qualität der Weizenbestände auf den Feldern in den USA am Montag aufgrund der jüngsten Kältewelle weiter herabgestuft. Für den größten US-Weizenstaat, Kansas, wurden nur noch 37 Prozent der Weizenpflanzen in guter oder sehr guter Verfassung gesehen, im Vergleich zu 40 Prozent in der Woche zuvor.
Für den besonders von der arktischen Kälte betroffenen Bundestaat Texas hat der NASS nur noch 28 Prozent der Pflanzen als gut bis sehr gut eingestuft, verglichen mit 30 Prozent in der Vorwoche. Für einen weiteren wichtigen „Weizenstaat“, nämlich Oklahoma, bewertet der NASS jetzt 46 Prozent der Winterweizenpflanzen in gutem bis sehr gutem Zustand, verglichen mit 48 Prozent in der Woche zuvor.
Eine Woche zuvor hatte das USDA außerdem die Anbaufläche für die US-Winterweizenernte 2021 auf 12,95 Millionen Hektar geschätzt, ein Plus von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
In den letzten Tagen meldete man aus der Ukraine wachsende Sorgen über den Zustand des Winterweizens. Dort hat eine enorme Kältewelle – wie in Russland und in Teilen der EU – für extrem niedrige Temperaturen gesorgt. Die Nachttemperatur fiel Mitte Februar in den meisten ukrainischen Regionen bis minus 25 Grad Celsius. Doch in vielen Regionen könnte eine ausreichende Schneeschicht die Pflanzen geschützt haben - ähnliches wird aus Russland berichtet.
Russland hat am Montag (01.03.) zudem seine Weizenexportsteuer auf 50 Euro pro Tonne verdoppelt, um die Inlandspreise und dei Inflation zu dämpfen und den Export zu bremsen. Das hilft vor allem den Weizen-Preisen in Europa und den USA nach oben.
Sorgen wegen der Schweinepest in China

Die brasilianische Sojabohnenproduktion wird in der Ernte 2020/21 voraussichtlich 129,98 Millionen Tonnen erreichen, schätzt das Beratungsunternehmen AgResource. Das ist ein Anstieg von knapp 2 Millionen Tonnen gegenüber den zuvor prognostizierten 128 Millionen Tonnen.
Am Sojamarkt in Chicago löste die Meldung über die große brasilianische Ernte und die Sorgen über die mögliche erneute Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in China zunächst einen deutlichen Kursrutsch aus – nachdem die Sojapreise zuvor im laufenden Handel fast auf neue Höchstwerte gestiegen waren. Die europäischen Rapspreise kletterten davon ziemlich unbeeindruckt am Montag auf knapp 498 Euro je Tonnen – und damit auf den höchsten Stand seit September 2012.
Die Maispreise schlossen in Chicago am Montag ebenfalls schwächer, jedoch deutlich über den zwischenzeitlich markierten Tiefstständen. Händler begründen die Korrektur damit, dass ein gewisser Mangel an Exportaktivitäten in dieser Woche, bevor chinesische Käufer nach den Neujahrsfest auf den Markt zurückkehen, offenbar der Auslöser für den Rückgang der Maispreise war.
"Ein Bullenmarkt muss jeden Tag gefüttert werden", kommentierte ein US-Analyst die Korrektur in Chicago am Montag und die extrem hohe Volatilität an den Terminmärkten.
Für China befürchten Analysten zudem, dass sich die sehr hohen Sojabohnenimporte aufgrund der andauernden brasilianischen Ernteverzögerungen abschwächen könnten, zumal die neuen Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest auch bei den chinesischen Importeuren wachsende Bedenken hinsichtlich der Futtermittelnachfrage aufkommen lassen.
Chinas Sojapreise auf Rekordhoch, leere Läger in den USA

Brasiliens Ernte läuft weiterhin nicht so schnell, wie von zuvor vielen Analysten erwartet, weshalb sich die chinesischen Einkäufe weiter auf die USA konzentrieren. Dabei deutet alles darauf hin, dass die US-amerikanischen Sojabohnenvorräte sehr knapp sind und in den USA nicht viele Lagerbestände verfügbar sind, um die chinesische Nachfrage bis zu neuen Ernte im Herbst zu befriedigen.
Ähnlich leer sind die Läger bei Canola/Raps in Kanada, wo die Preise zuletzt sogar ein neues Allzeithoch erreicht haben – und natürlich die Preise in Europa mit nach oben ziehen. Hinzu kommt, dass die chinesischen Landwirte wegen der extrem hohen Erlöse am chinesischen Binnenmarkt offenbar mehr Mais zu Lasten von Soja anbauen wollen.
Chinas Sojabohnen-Futures am Terminmarkt in Dalian stiegen am Montag aufgrund des sehr knappen Angebots und der Erwartung, dass die Bauern die Sojafläche zugunsten von Mais reduzieren werden, auf ein neues Rekordhoch.
Der März ist zudem ein Schlüsselmonat für die Sojabohnen- und Maisaussaat in den USA. Dort geht es in diesem Jahr ganz besonders um die Preisrelation zwischen Mais und Sojabohnen und die Anbauentscheidung der US-Farmer. Wir stehen kurz vor dem Beginn der kritischen Pflanzsaison von März bis Mai in den USA und auf der gesamten Nordhalbkugel, sagt ein US-Analyst. Deshalb bestehe weiterhin ein hohes Risiko für starke Preisschwankungen.
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