
Seit Anfang Januar war das Wetter in Europa von drei zum Teil heftigen Kälteperioden geprägt, berichtet die europäische Crop-Monitoring-Agentur MARS in ihren Februar-Bericht. Die erste Kältewelle in der ersten Januarhälfte betraf jedoch hauptsächlich die britischen Inseln und Südwesteuropa.
Der zweite Kälteeinbruch, der nur 1 bis 2 Tage dauerte, suchte um den 18. Januar herum Polen und das Baltikum heim, berichtet MARS. Der dritte Kälteschock zwischen dem 7. und 15. Februar war deutlich ausgeprägter und betraf ein erheblich größeres Gebiet: Nordeuropa, Nordpolen, Deutschland, die Benelux-Länder und Nordfrankreich und dann kurzfristig auch Ungarn und die Türkei.
In mehreren Regionen gehörten die während der dritten Kälteperiode erreichten Mindesttemperaturen zu den niedrigsten seit 50 Jahren. Nach Einschätzung von MARS waren die negativen Auswirkungen auf Winterkulturen jedoch relativ begrenzt, da die Getreidepflanzen in den meisten betroffenen Gebieten durch eine ausreichende Schneedecke gut geschützt waren.
Die höchsten Frostschäden in Westdeutschland und Ostfrankreich

Größere Frostschäden am Wintergetreide erwartet MARS nur in wenigen Regionen: In Teilen Westdeutschlands, in Ostfrankreich, Ungarn, Südosteuropa und in der Türkei. Das waren ganz überwiegend Regionen ohne nennenswerte Schnee-Bedeckung und in denen die Frosttoleranz aufgrund der zuvor wärmeren Bedingungen vor dem Kälteeinbruch schlecht entwickelt war.
Winterfröste haben nach Einschätzung von MARS aber auch Vorteile für die Kulturpflanzen, denn sie verbessern die Struktur der Böden und erhöhen den Druck auf Schädlinge. Anders als in den von der Kältewelle betroffenen Regionen, lagen die Durchschnittstemperaturen in den meisten Teilen Südeuropas im gesamten Berichtszeitraums etwa 2 ° C über dem langjährigen Durchschnitt.
Die Niederschläge waren in den meisten Teilen Europas überdurchschnittlich hoch, mit den höchsten Anomalien in Italien, der Balkanregion, Rumänien, Bulgarien und Griechenland, wo es weiterhin reichlich Niederschläge gab, berichtet MARS weiter. Überdurchschnittliche Niederschläge wurden auch in Ostspanien und Teilen der Ukraine beobachtet.
Frostschäden in Mitteldeutschland trotz Tiefstwerten gering

MARS stellt weiter fest: In Europa sind seit Jahresbeginn große Temperaturschwankungen zu beobachten. Dabei war es in Südosteuropa, Südeuropa, Russland, der Ostukraine und der Türkei wesentlich wärmer als üblich. In vielen Teilen Mittel- und Nordeuropas wurden dagegen erheblich kältere Bedingungen als üblich beobachtet.
Die Mindesttemperaturen während der zweiten Kältewelle fielen in Mitteldeutschland unter -20 ° C, während der Großteil Mitteleuropas Mindesttemperaturen von unter -15 ° C aufwies. Die Mindesttemperaturen in Ostfrankreich und den Benelux-Ländern fielen ebenfalls unter -10 °
Einige Frostschäden dürften nach Einschätzung von MARS in Westdeutschland und Ostfrankreich aufgetreten sein, was hauptsächlich ein Folge der mangelnden Frostbeständigkeit und des Fehlens einer schützenden Schneeschicht war. Das erwartete Schadensniveau ist aber gering, da die Mindesttemperaturen in diesen Regionen über -15 ° C blieben.
Wintergetreide in Mitteldeutschland, das Temperaturen unter -20 ° C ausgesetzt war, hatte bereits eine fortgeschrittene Aushärtung erreicht und war an den Tagen mit den niedrigsten Temperaturen durch eine Schneeschicht geschützt, ist MARS überzeugt. Dieselben beiden Faktoren verhinderten auch Frostschäden in den anderen Teilen Mitteleuropas, die Mitte Februar von der extremen Kältewelle betroffen waren.
Analysten sehen wenig Auswirkungen – größere Weizenfläche

Die Auswirkungen des Frosts könne jedoch erst vollständig bestimmt werden, wenn die Pflanzen aus der Winterruhe kommen. Bei geringen Verlusten könnte es jedoch zu einer größeren EU-Weizen-Ernte kommen, insbesondere nach einer deutlichen Ausweitung der Aussaatfläche beim führenden EU-Erzeuger Frankreich, berichten Analysten.
„In Frankreich dürfte es keine großen Schäden durch die Kältewelle geben, und wir halten an einem Szenario mit recht anständigen Ernteerträgen fest", schrieb das Analystenhaus Strategie Grains vorige Woche. Wie in anderen europäischen Ländern auch, hatte Frankreich in einigen Regionen zweistellige negative Celsius-Temperaturen verzeichnet, die möglicherweise die Weizenernte geschädigt haben könnten.
Nach Angaben der Analysten dürfte jedoch vor allem der Raps, der während der Spätsommerdürre gesät wurde, gefährdeter sein als der deutlich robustere Weizen. Das französische Landwirtschaftsministerium hatte seine Schätzung der Winterweizenfläche für die Ernte 2021 vorige Woche mit 4,86 Millionen Hektar angegeben, was einem Anstieg von 15 Prozent gegenüber dem (sehr schwachen) Vorjahr entspricht.
Deutschlands Winterweizen-Aussaatfläche für die Ernte 2021 stieg nach einer offiziellen Meldung von Destatis gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent auf rund 2,83 Millionen Hektar. In Polen gehen die offizielle Schätzungen davon aus, dass sich die Winterweizenfläche mit etwa 2 Millionen Hektar kaum verändert hat.
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