Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Kartoffelmarkt und Kartoffelpreise

Kartoffelmarkt im Krisenmodus: Große Ernte, miese Preise

Kartoffeln in einem Haufen liegen auf einem Feld mit einem Traktor im Hintergrund
am Dienstag, 22.09.2020 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Die europäische Kartoffelernte wird größer als im vorigen Jahr. Der Grund: Eine Ausweitung der Anbaufläche.

Grafischer Verlauf der Erzeugerpreise für Speisekartoffeln mit einem Absturz des Kartoffelpreise im September 2020

Dagegen liegen die Erträge für Konsumkartoffeln zwar leicht unter dem Durchschnittsniveau der letzten 5 Jahre – jedoch ebenfalls höher als im Vorjahr. Zu dieser Einschätzung kommt die Vereinigung der nordwesteuropäischen Kartoffelanbauer (NEPG).

Da die Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent ausgedehnt wurde, wird die Gesamternte für die fünf wichtigsten Erzeugerländer der EU – nämlich Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Belgien und die Niederlande – auf 27,9 Millionen Tonnen geschätzt. Im Vorjahr haben die nordwesteuropäischen Kartoffelbauern lediglich 27,1 Millionen Tonnen geerntet – also 800.000 Tonnen weniger. Doch auch diese Kartoffeln sind noch nicht verbraucht und drücken auf den Markt, berichten Analysten aus den Niederlanden.

In Deutschland wurde die Anbaufläche nach den Daten der NEPG sogar um 2 Prozent ausgedehnt und die Produktion von Konsumkartoffeln könnte um 7 Prozent wachsen – am stärksten von allen NEPG-Ländern. In Anbetracht der aktuellen Situation ist die neue Ernte also sehr groß, wenn auch nicht so riesig wie 2017 mit 29,6 Millionen Tonnen.

Nach der Hitzeperiode im Juli und August, sind die Bestände in ihrer Entwicklung weiter fortgeschritten als gewöhnlich und weniger produktiv, berichtet die NEPG. Aktuelle Proberodungen zeigen im Mittel nur Zuwächse von 200 bis 300 kg pro Hektar und Tag, was extrem niedrig ist. Außerdem ergeben sich witterungsbedingt große Ertragsunterschiede zwischen den Ländern und Regionen.

Kühlläger sind noch immer gut mit Kartoffeln gefüllt

Kartoffelernte mit einem Erntefahrzeug auf einem Acker

Hauptgrund für die derzeitigen Probleme ist Corona-Krise mit den Lockdowns und der weltweit geringeren Nachfrage des Foodservice-Marktes nach Kartoffelprodukten. Auf der anderen Seite stieg zwar die Nachfrage des Lebensmitteleinzelhandels nach Kartoffelprodukten an, dies reichte aber nicht aus, um die weggebrochene Nachfrage der Hotel-, Restaurant- und Cateringbranche (HoReCa) aufzufangen.

Es ist daher offensichtlich, dass derzeit kein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage besteht. Dies wird auch die aktuellen Preise für frei gehandelte Kartoffeln und die weitere Preisentwicklung bestimmen. Diese Situation gilt dabei allerdings hauptsächlich für Verarbeitungskartoffeln. Zuletzt hat die Nachfrage der Verarbeitungsbetriebe zwar wieder zugenommen, liegt aber weiterhin nicht auf dem Vor-Corona-Niveau.

Die Pommes-Frites-Fabriken verfügen noch immer über gut gefüllte Kühlläger und kaufen meist nur bereits vertraglich gebundene Ware zu. Freier Industrierohstoff wird kaum nachgefragt. Die NEPG erwartet deshalb, dass die Preise für freie Kartoffeln zumindest bis Ende des Jahres und möglicherweise noch länger auf einem sehr niedrigeren Niveau bleiben werden. Am Speisekartoffelmarkt – insbesondere auch in der Direktvermarktung – ist die Lage etwas besser.

Niederlande: Preisfindung bei Kartoffeln extrem schwierig

Kartoffeln kommen sauber aus einer Maschine

In den Niederlanden hat die Branchenorganisation PotatoNL seit Wochen kein Kursziel für Kartoffeln veröffentlicht. Der Vorsitzende Mark Brantjes erklärt, dass das Quotierungskomitee innerhalb von PotatoNL unabhängig entscheidet, ob eine Notierung vorgenommen wird oder nicht. „Wir haben jetzt festgestellt, dass die ersten Transaktionen sorgfältig registriert werden. Sobald diese Transaktionen ausreichende Informationen über den Markt liefern, führt dies zu einer Notierung. Der Angebotsausschuss kontrolliert dies wöchentlich.

Es ist klar, dass der Kartoffelmarkt einen Schub braucht, heißt es weiter. Seit Beginn der Coronakrise ist die Nachfrage nach Pommes-Frites stark zurückgegangen. Für die niederländische Situation bedeutete dies, dass nach einer Schätzung nur ein Drittel der 1,5 Millionen Tonnen eingelagerten Kartoffelchips für den Direktverkauf verarbeitet werden konnten.

Analysten warnen davor, dass die Ernte 2019 den Kartoffelmarkt noch lange beeinflussen wird. Der Börsenmakler De Vries & Westermann berichtet, dass die verarbeitende Industrie derzeit zu 80 bis 85 Prozent der normalen Kapazität ausgelastet ist. Der Rohstoffbedarf kann daher mit Vertragskartoffeln nahezu vollständig gedeckt werden.

Preise für Kartoffeln weiter im Keller

Grafischer Verlauf der Kartoffelpreise am Terminmarkt mit einem Preisabsturz im August 2020

Niederländische Analysten warnen davor, dass die Kartoffelernte 2019 den Kartoffelmarkt weiter beeinflussen wird. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach kostenlosen Kartoffeln bis zum Jahreswechsel begrenzt bleibt. Vorige Woche verzeichnete der belgische Handelsverband Belgapom einen Preis von 2,50 Euro pro 100 Kilo für Frühkartoffeln.

In Deutschland werden Kartoffeln für die Stärkeproduktion und für Tierfutter zu Preisen zwischen 1,50 und 3,50 Euro gehandelt, berichten niederländische Analysten. In den Niederlanden wurde die Ware zu vergleichbaren Preisen notiert.

Am Terminmarkt liegen die Notierungen für Pommes-Frites-Kartoffeln der Ernte 2020 zur Auslieferung im November derzeit auf einem Niveau von 5,00 Euro pro 100 Kilo und der April 2021 notiert gerade einmal bei 7,10 Euro.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...