
Kanadas Farmer müssen die schlechteste Getreideernte seit 14 Jahren verkraften. Die Folgen für die Getreidemärkte sind gravierend. Das nordamerikanische Land gehört bei Weizen, Gerste und Raps zu den wichtigsten Exporteuren der Welt. Der Produktionseinbruch war von Analysten und auch vom USDA (Augustreport) bereits erwartet worden, jedoch nicht in diesem dramatischen Ausmaß.
Ursache für den Produktionseinbruch war die extreme Hitzewelle in Nordamerika – die die kanadischen Prärieprovinzen Saskatchewan und Alberta sowie den Nordwesten der USA hart getroffen hat. Die Getreidepreise an den kanadischen Exporthäfen waren vor allem für Weizen und Raps zuletzt auf neue Rekordmarken geklettert und hatte die extrem knappe Versorgung in Kanada und am Weltmarkt angezeigt. Das es nun noch schlimmer kommt, hatte kaum jemand erwartet.
Das kanadische Statistikamt hat diese Woche einen vorläufigen Erntebericht für Getreide und Ölsaaten vorgelegt – allerdings auf Basis von Hochrechnungen - denn die Ernte ist noch in vollem Gange. Der endgültige Erntebericht kommt erst am 14 September. Für die aktuelle Schätzung verwendeten die Statistiker Satellitenbilder und agroklimatische Daten bis zum 31. Juli.
Die internationalen Getreidepreise sind diese Woche infolge der durch den Hurrikan Ida an den US-Exporthäfen verursachten Verwüstungen (zwischenzeitlich) allerdings zurückgegangen – denn US-Händler befürchten massive Probleme bei der Ausfuhr aus den USA – doch das dürfte die kanadischen (und europäischen) Getreide- und Rapspreise nur um so weiter nach oben treiben, denn die globale Marktversorgung ist extrem angespannt.
Dramatischer Ernte-Einbruch bei Weizen und Raps

Extreme Hitze und Dürre haben Kanadas Weizenernte auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren abstürzen lassen. Die Rapsernte ist so klein wie zuletzt seit 9 Jahren, meldet das kanadische Statistikamt diese Woche. Ausgetrocknete Böden und rekordhohe Temperaturen in Kanadas westlicher Getreideregionen haben die Erträge eines der weltweit größten Getreideexportländer und des mit Abstand größten Rapsexporteurs drastisch reduziert. Die Dürre hat die Preise für Weizen und Raps am kanadischen Binnenmarkt zuletzt auf neue Rekordhöhen getrieben.
Statistics Canada schätzte in seinem ersten vorläufigen Ernte-Bericht die Gesamtweizenernte auf 22,9 Millionen Tonnen. Das sind 35 Prozent weniger als im Vorjahr als die Weizenernte bei 35,5 Millionen Tonnen lag. Das USDA war in seiner Augustprognose noch von 24 Millionen Tonnen ausgegangen, während einige Analysten sogar noch einen stärkeren Rückgang – bis auf 20 Millionen Tonnen für möglich halten.
Die Rapsproduktion schätzen die Statistiker auf 14,7 Millionen Tonnen. Das sind 24 Prozent weniger als im Vorjahr – als 18,7 Millionen Tonnen geerntet wurden. Das USDA war in seiner Augustprognose noch von 16 Millionen Tonnen ausgegangen – also deutlich mehr. Doch Analysten halten auch bei Raps eine weiter Korrektur der Ernte auf nur noch 14,1 Millionen Tonnen für möglich.
„Ich denke, Käufer auf der ganzen Welt haben bereits große Veränderungen vorgenommen", sagte Brian Voth, Präsident von IntelliFARM, einem Beratungsdienst für Landwirte gegenüber kanadischen Medien. „Diese Ernte muss stark rationiert werden,“ sagte Voth weiter.
Globale Versorgung massiv gestört

Rapsimporteure müssen die fehlenden Mengen in der Ukraine oder in Australien kaufen - zu Höchstpreisen. Beim proteinreichen kanadischen Sommerweizen und auch beim Hartweizen haben Importeure aus der ganzen Welt ebenfalls Probleme.
Auch in den USA beziehen viele Mühlen ihren proteinreichen Weizen aus Kanada oder eben aus dem Nordwesten der USA. In beiden Regionen ist die Ernte drastisch eingebrochen und der Weizen fehlt. Das zeigen auch die rekordhohen Preise für kanadischen Durum - und die auf Allzeithochs befindlichen Preise für Sommerweizen am Terminmarkt in Minneapolis in den USA.
„Landwirte in ganz Westkanada mussten während der Vegetationsperiode mit einem extremen Mangel an Regen und mit überdurchschnittlichen Temperaturen kämpfen“, sagte Stats Canada. „Dies hat die Böden völlig ausgedörrt, die bereits zu Jahresbeginn trocken waren. Diese Faktoren haben sich sehr negativ auf das Pflanzenwachstum und das Ertragspotenzial ausgewirkt. Im Vergleich dazu waren andere schwere Dürren wie etwa 2002 – obwohl sie für viele schwierig waren – weniger schlimm als die diesjährige.“
Auch für andere wichtige Getreidearten bricht die Produktion deshalb ein: So melden die Statistiker bei Gerste einen Rückgang um 27 Prozent auf 7,8 Millionen Tonnen, bei Hafer beträgt das Minus 33 Prozent auf 3,07 Millionen Tonnen, die Ernte bei Sojabohnen schrumpft um 8 Prozent auf bei 5.,8 Millionen Tonnen.
Deutliche Produktionseinbrüche von 30 bis 40 Prozent melden die Statistiker auch bei den für den Export wichtigen Hülsenfrüchten. Lediglich die Produktion von Mais und Winterweizen wurde in diesem Jahr über dem Vorjahresniveau prognostiziert, die beide hauptsächlich in Ostkanada angebaut werden.
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