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Zuckermarkt und Zuckerpreise

Kollaps am Zuckermarkt - Preise im freien Fall

Zucker
am Montag, 09.09.2019 - 13:45 (Jetzt kommentieren)

Wer gedacht hatte, der Preisverfall bei Zucker wäre beendet, sieht sich bitter enttäuscht. Die Preise stürzen weiter ab.

Zuckerpreise

Der Absturz der Zuckerpreise geht weiter. Dabei sieht es in Europa eigentlich nach einer  kleineren Rübenernte und einer schrumpfenden Zuckerproduktion aus. Vor allem die Anbaufläche wurde kräftig reduziert - gleichzeitig drückt die anhaltende Dürre auf die Rüben-Erträge.

Aber: Die Preise werden am Weltmarkt gemacht. Und da sieht es offenbar anders aus. Anfang September fielen die Kurse für Weißzucker am Terminmarkt in London und in New York auf neue Jahrestiefs. Das heißt: Das letzte Preistief von August vorigen Jahres wurde erneut erreicht. Am europäischen Terminmarkt in London rutschten die Kurse zweitweise sogar unter die psychologisch wichtige Marke von 300 USD je Tonne Weißzucker (270 Euro/t).

Am westeuropäischen Binnenmarkt wurde Weißzucker zuletzt unverändert niedrig mit 311 Euro je Tonnen notiert. Ähnlich drastisch wie in London war der Absturz für Rohzucker auch am Weltmarkt. In New York fielen die Rohzuckerpreise zeitweise unter die Marke von 11 Cent je lb.

Ausverkauf am Zuckermarkt

Was aber sind die Ursachen für den Kollaps am internationalen Zuckermarkt? Ein Grund ist, die Zusage der brasilianische Regierung, die zollfreien Importe von Ethanol  aus den USA von derzeit 600 Mio. Litern pro Jahr auf 800 Mio. Liter pro Jahr zu erhöhen. Diese höheren Eimnfuhren aus den USA könnten die brasilianischen Zuckerfabriken veranlassen, ihre Ethanol-Produktion aus Zuckerohr zugunsten einer erhöhten Zuckerproduktion zu reduzieren.

Analysten berichten vor diesem Hintergrund, dass die Open-Interest-Positionen für Zucker-Futures an der New Yorker Börse ein 11-Jahres-Hoch von 1,09 Millionen Kontrakten erreichten. Das lässt erwarten, dass neue Short-Positionen die Zuckerpreise weiterhin unter Druck halten werden. Gegen einen noch kräftigeren Preisrückgang wirkt indessen die Stärke des brasilianischen Reals. Dieser hat sich gegenüber dem Dollar zuletzt deutlich erholt, was die Exportverkäufe der brasilianischen Zuckerproduzenten drosseln dürfte.

Indien subventioniert Exporte

Zuckerrohr ernte

Die weltweiten Zuckerpreise sind außerdem unter Druck geraten, weil noch größere Exporte aus Indien zu befürchten sind. Die indische Regierung hat nämlich am vergangenen Mittwoch die Ausweitung der Zuckersubventionen genehmigt, um Exporte von bis zu 6 Mio. t Zucker im Wirtschaftsjahr 2019/20 zu unterstützen.

Dies wirkte auf die Zuckerpreise natürlich extrem bärisch, da diese Exporte das globale Angebot deutlich vergrößern werden. Und das auch noch zu sehr niedrigen Preisen. Indien hat nämlich weiterhin erhebliche Probleme, seine rekordhohen Zuckerendbestände abzubauen. Diese werden nach derzeitigen Schätzungen am 1. Oktober, also zum Beginn der neuen Zuckersaison 2019/20, bei 14,2 Mio. Tonnen liegen und den Markt enorm belasten.

Zusätzlich belasten aber auch die Aussichten auf eine weitere große Zuckerernte in Indien, dem zweitgrößten globalen Produzenten, den Markt und die Preise. Die Analystenfirma Marex Spectron schätzt, dass Indien die Produktion im neuen Wirtschaftsjahr 2019/20 auf 30 Mio. Tonnen steigern könnte, was 6 Prozent mehr wären als die 28,2 Mio. t die die indische Zuckerindustrie (Indian Sugar Mills Association) erwartet.

Mexiko muss ebenfalls mehr exportieren

Zuckersack

Die Zuckerpreise wurden außerdem auch von der letzten Rabobank-Prognose aus der vergangenen Woche nach unten gedrückt. Diese geht davon aus, dass der neue Handelspakt zwischen den USA und Mexiko die Zuckermenge reduzieren wird, die Mexiko in die USA exportieren kann. Das dürfte Mexiko zwingen, zusätzlich bis zu 500.000 Tonnen Zucker auf den Weltmarkt zu exportieren und die Läger am Binnenmarkt zu räumen, bevor die neue Ernte im Oktober beginnt. Die Daten der mexikanischen Behörden zeigen, dass Mexiko vom 1. Oktober 2018 bis 18. August 2019 bereits 2,1 Mio. Tonnen Zucker exportiert hat. Das ist die höchste Menge seit 5 Jahren.

Die letzten Daten der Organisation der brasilianischen Zuckerindustrie (UNICA) von Ende August, waren für die Zuckerpreise ebenfalls bärisch. Sie zeigten, dass die aktuelle Erzeugung in Brasiliens wichtigster Zucker-Region Mitte-Süd in im Monat August um fast ein Viertel auf 2,1 Mio. Tonne gestiegen ist. Allerdings plant Brasilien die Ethanolproduktion in der Region Mitte-Süd weiter zu steigern: Das dürfte dazu führen, dass die Zuckerproduktion entsprechend sinken wird.  

Weltmarkt: Produktion und Überschüsse schrumpfen

Die International Sugar Organization (ISO) hat in der vorigen Woche eine neue Prognose zur weltweiten Zuckerproduktion 2019/20 veröffentlicht. Danach soll die Zuckererzeugung im Jahresvergleich um 2,3 Prozent auf 172 Mio. Tonnen sinken.

Außerdem hat die ISO hat ihre Schätzung des globalen Zuckerüberschusses für das aktuelle Wirtschaftsjahr 2018/19 von einer früheren Prognose von 1,8 Mio. t Tonnen auf  jetzt 1,7 Mio. Tonnen gesenkt und prognostiziert für das kommende Wirtschaftsjahr 2019/20 ein globales Zuckerdefizit von 4,8 Mio. t. Allerdings sind die globalen Bestände derzeit sehr hoch und Zucker wird keineswegs knapp. Im Wirtschaftsjahr 2017/18 betrug der Überschuss immerhin 7,3 Mio. t (ISO).

Die Produktion von Brasilien, dem weltgrößten Zuckerproduzenten, soll 2019/20 wieder um 17,4 Prozent auf 34,1 Mio. t steigen, nachdem die Produktion in der zurückliegenden Saison 2018/19 (April / März) um 17,2 auf ein 11-Jahrestief von 31,4 Mio. t geschrumpft war. 

Indiens Zuckerindustrie erwartet, dass die Produktion beim weltweit zweitgrößten Zuckerproduzenten, im Wirtschaftsjahr 2019/20 um 15 Prozent auf 28 Mio. t zurückgehen wird. Gründe sind Dürre und eine verzögerte Monsunzeit. Andere Analysten sehen die indische Produktion jedoch weitaus größer.

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