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Getreidemarkt und Getreidepreise

Kriegsausbruch jagt die Weizenpreise durch die Decke: 330 Euro

Getreidehafen
am Donnerstag, 24.02.2022 - 11:25 (2 Kommentare)

Es ist Krieg in Europa. Die Weizenpreise steigen auf 330 Euro, Mais auf 303 Euro.

Weizenpreise Matif

Es ist Krieg in Europa. Seit heute Nacht greifen russische Truppen die Ukraine an. Die Weizenpreise sind bereits am Mittwoch am europäischen Markt auf knapp 290 Euro/t gestiegen und am Donnerstag klettern die Kurse für Weizen auf 330 Euro/t. Auch für alle anderen Getreidearten und für Ölsaaten geht es weiter steil nach oben.

In den USA hatten die Weizen- und Sojabohnenpreise am Mittwoch bereits neue Neunjahreshochs erreicht. Am heutigen Donnerstag geht es im vorbörslichen Handel inmitten einer eskalierenden Ukraine-Krise weiter zweistellig nach oben. Die Getreidepreise in den USA und in Europa steigen auf neue Rekordmarken.

Der Krieg in der Ukraine weckt die Sorgen der großen Importeure über die Versorgung mit Weizen, wo die Ukraine der siebtgrößte Produzent der Welt und der fünftgrößte Exporteur ist. Russland nimmt weltweit den ersten Platz in der Rangliste der exportierten Weizenmengen ein. „Die geopolitische Eskalation der letzten Tage hat das Risiko einer weiteren Vertiefung der Ungleichgewichte auf den Rohstoffmärkten erheblich erhöht“, schreiben die Rohstoffanalysten von JP Morgan.

„Angesichts des beträchtlichen Einflusses Russlands auf diese Märkte werden wir möglicherweise Zeuge einer längeren Periode erhöhter geopolitischer Spannungen und hoher Risikoprämien bei allen Rohstoffen“, fügen die Analysten hinzu.

Bei Weizen halten die großen Importeure aus Angst vor Lieferverzögerungen oder -unterbrechungen Ausschau nach alternativen Käufen – etwa aus Westeuropa. "Auch in den östlichen Regionen der Ukraine, die im Zentrum der Spannungen stehen, befinden sich zahlreiche Produzenten von Sonnenblumen und auch von Weizen“, sagt ein Analyst von US-Commodities.

Logistik und Handel gestört – extrem hohe Risikoprämien

weizenpreise.

Da auf Russland und die Ukraine etwa 29 Prozent der weltweiten Weizenexporte, 19 Prozent der weltweiten Maislieferungen sowie 80 Prozent der  Sonnenblumenölexporte entfallen, befürchten Händler, dass ein militärischer Konflikt den globalen Handel massiv behindern wird und einen Nachfrageboom der Importeure auslösen könnte, um die Lieferungen zu ersetzen, die bislang aus der Schwarzmeerregion kommen.

„Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine haben die Versorgungsrisiken für den Weltmarkt erheblich verschärft“, sagen Analysten und rechnen damit, dass die Weizenexporte aus der Europäischen Union deutlich zunehmen könnten. Russland hat die Bewegung von Handelsschiffen im Asowschen Meer bis auf weiteres ausgesetzt, aber seine Häfen im Schwarzen Meer für die Schifffahrt weiter offen gehalten, berichten Getreidehändler, als die Nachricht von Russlands Angriff auf die Ukraine die Märkte erschütterte.

Die Ukraine hat am Mittwoch ihre Reservisten mobilisiert und ihre Staatsangehörigen aufgefordert, Russland zu verlassen. „Die Angst vor einem bewaffneten Konflikt, der die ukrainische Logistik blockiert, war real, wie sich jetzt zeigt. Nun ist der Weltmarkt von einer wichtigen Quelle landwirtschaftlicher Rohstoffe abgeschnitten“, schreibt die Analysten-Firma Agritel in einer Pressemitteilung.

„Bis zuletzt gingen die Handelsströme weiter, trotz der sehr hohen Risikoprämie, die sich in den seit Beginn der Krise stark gestiegenen Frachtraten auf dem Schwarzen Meer bemerkbar macht“, fügt Agritel hinzu. Der Agritel-Direktor Michel Portier stellt fest, dass "die Ukraine aus einer Rekordkampagne in der Getreide- und Sonnenblumenproduktion hervorgeht", und dass "das Land in diesem Jahr den siebten Platz unter den Mais- und Weizenproduzenten und den ersten Platz unter den Sonnenblumenproduzenten weltweit einnimmt". Allerdings, sagt Portier weiter, „ist der Platz der Ukraine beim Export dieser Produkte noch sehr viel wichtiger.“

In Russland stürzen die Getreidepreise ab

maispreise.

Die geopolitische Krise stellt eine große Gefahr der Unterbrechung der Logistikströme vom Schwarzen Meer dar und könnte den Weg für umfangreiche Wirtschaftssanktionen gegen Russland ebnen. Allerdings sind die Exportpreise in Russland in den letzten Wochen stark gefallen und auf den niedrigsten Stand seit fast sechs Monaten abgestürzt.

Der Krieg und die Wirtschaftssanktionen, die die Europäische Union und die Vereinigten Staaten gegen Moskau verhängt haben, schaffen große Unsicherheit für alle Märkte, insbesondere aber für die Agrarmärkte. Weizen, Mais und Energie – diese Sektoren sind besonders stark betroffen. Am 22. Februar hatten die Europäische Union und die Vereinigten Staaten bereits Wirtschaftssanktionen beschlossen. Diese könnten in Form einer Beschlagnahme der Vermögenswerte russischer Oligarchen, eines Ausschlusses aus Swift, dem internationalen Zahlungssystem, das zur Durchführung sicherer Transaktionen für 200 Länder verwendet wird, und einer Unterbrechung des Zugangs Russlands zum Dollar erfolgen.

Deutschland hat seinerseits das Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 gestoppt, mit dem russisches Gas nach Europa transportiert werden soll. Die Bundesrepublik hat innerhalb der Europäischen Union die meisten Handelsbeziehungen mit Russland.

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