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Maisaussaat und Maisernte 2023

Maisernte in Gefahr? - Späte Maisaussaat und Preisverfall in Europa

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am Freitag, 21.04.2023 - 14:14 (1 Kommentar)

Die Maisaussaat beginnt sehr spät. Es ist zu feucht und kalt. In anderen europäischen Ländern ist es zu trocken. Der Maisanbau schrumpft in der EU. Doch die Ernte wird größer als im Dürrejahr 2022. Auch in Deutschland. Das glauben Analysten.

Maisfläche in Europa.

Die Maisausaat beginnt in Deutschland und Mitteleuropa später als üblich. Grund war der kühle und nasse März und der bislang ebenfalls kalte April. Die Schätzungen für die Aussaatfläche sind für Deutschland kleiner als im vorigen Jahr. Das gilt auch für die meisten wichtigen europäischen Maisproduzenten, wie Frankreich, Italien, Bulgarien, Polen und Rumänien.

Dennoch rechnet man mit einer deutlich größeren Ernte als im Dürrejahr 2022. Damals ist die Maisernte in vielen europäischen Anbauländern auf den Feldern verdorrt und die Europäer haben die kleinste Maisernte seit 2007 geerntet. Die Europäische Kommission schätzt die Anbaufläche in ihrer ersten Prognose auf 8,52 Millionen Hektar. Das sind rund 330.000 Hektar weniger als im vorigen Jahr und sogar 725.000 Hektar weniger als vor zwei Jahren (2021).

Grund für den Anbaurückgang ist nach Einschätzung von Analysten, zum einen die Ausweitung des Anbaus von Wintergetreide und Raps. Zum andern setzen die europäischen Landwirte auf trockenheitstolerantere Pflanzen wie Sonnenblumen oder „gewinnbringendere“ wie Sojabohnen. In einigen Mitgliedstaaten sind die Landwirte weniger bereit das Risiko von Ertragseinbußen aufgrund einer erneuten Dürre zu übernehmen. Hinzu kommt der massive Preisdruck, der durch die hohen Importe in den an die Ukraine angrenzenden Ländern ausgeübt wird. Hier sind die insbesondere die osteuropäischen Maisproduzenten wie Bulgarien und Rumänien betroffen, aber auch Polen, und die Slowakei.

Trotz der nassen und kalten Bedingungen in Deutschland und Mittelmitteleuropa sind andere EU-Länder bereits mit erheblichem Wassermangel konfrontiert. Betroffen sind insbesondere Spanien, Italien, aber auch Regionen in Bulgarien, Ungarn und Rumänien. Im Fall von Spanien und Portugal, wo Körnermais ganz überwiegend unter Bewässerung angebaut wird, wird die endgültige Maisanbaufläche durch die Bewässerungswasserzuteilung bestimmt. In Frankreich – neben Rumänien der größere Maisproduzent und Exporteuer der EU – muss die Niederschlagsmenge ebenfalls noch deutlich verbessert werden, um angemessene Bedingungen für den Mais zu bekommen.

Maisernte deutlich größer als 2022 – aber nicht groß

Maispreise.

Die EU-Maisproduktion wird sich trotz der kleineren Anbaufläche deutlich erholen, erwarten die meisten Analysten – es denn wir erleben eine ähnlich schwere Dürre wie 2022. Die erste Ernteschätzung der Kommission liegt bei 65,3 Millionen Tonnen. Das sind 13 Millionen Tonnen bzw. knapp 25 % mehr als im Dürrejahr 2022. Gegenüber die Ernte 2021 wäre die erwartete Produktion allerdings 8,2 Millionen Tonnen kleiner. 

Angesichts der bisher unterdurchschnittlichen Niederschlagsmenge in etlichen wichtigen Produktionsregionen sind die Ertragsschätzungen für die meisten wichtigen Maisanbau-Länder der EU jedoch eher konservativ. Für Deutschland liegt die Ernteschätzung derzeit bei 4,2 Millionen Tonnen, im Vergleich zu 3,8 Millionen Tonnen im Vorjahr. Die größten Produktionszuwächse gegenüber den Ernteausfällen aus dem Jahr 2022 erwartet die Kommission in Ungarn, Rumänien und der Slowakei.

In Spanien und Portugal, wo die Bewässerung die Erträge stabilisiert, nimmt die Produktion ebenfalls zu. In Frankreich hat der sehr trockene Winter das Ertragspotential erheblich gedämpft, aber die erwarteten Erträge sind noch immer noch deutlich höher als in der Vorsaison.

Der scharfe Rückgang der Viehbestände in der EU, das Auftreten von Tierkrankheiten (Vogelgrippe) und die hohe Inflation, die den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten einschränkt, reduziert jedoch auch den Bedarf an Tierfutter – insbesondere auch von Mais.

Darüber hinaus haben die hohen Maispreise der letzten Monate dazu geführt, dass Mais in den Futterrezepturen zunehmend durch Weizen und Gerste ersetzt wird, insbesondere in den Ländern, die im vorigen Jahr weniger Mais geerntet haben. Erhebliche Reduzierungen von Mais im Tierfutter erwarten Analysten in Frankreich, Italien, Rumänien, Ungarn und Deutschland.

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