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Getreidemarkt und Krieg in der Ukraine

Maispreise und Ukraine-Krieg: Kein Tierfutter mehr für Europa?

Mais.
am Mittwoch, 02.03.2022 - 12:47 (Jetzt kommentieren)

Der Krieg in der Ukraine blockiert den Maisexport und verhindert die Maisaussaat. Futtermais könnte in Europa und in China knapp werden.

maispreise.

Der Maisexport aus der Ukraine ist unterbrochen. Auch die anstehende Maisaussaat für die Ernte 2022 ist massiv gefährdet. Dabei ist die Ukraine ist der wichtigste Maislieferant für die Europäische Union. Offensichtlich kommen die ukrainischen Landwirte wegen der Kriegshandlungen nicht auf ihre Felder um Mais oder Sommergetreide zu auszusäen. Die Folge: Die Maispreise setzen ihren historischen Höhenflug fort und klettern am Dienstag und auch Mittwoch auf neue Rekordmarken.

International ist die Ukraine in diesem Jahr mit rund 33,5 Millionen Tonnen – nach den USA, Argentinien und noch vor Brasilien – die Nummer drei unter den Topexporteuren. Der ukrainische Marktanteil an allen Mais-Exporten liegt nach den Daten des US-Landwirtschaftsministeriums immerhin bei 17 Prozent. Hauptabnehmer sind derzeit China und die Europäische Union – und hier vor allem Spanien, die Niederland, Italien und  auch Deutschland – sowie zahlreiche andere EU-Staaten.

Außerdem beziehen auch Ägypten, die Türkei, der Iran und Südkorea sowie andere afrikanische und südostasiatische Länder beträchtliche Mengen Mais aus der Ukraine. Angesichts des erwarteten Versorgungsprobleme mit Mais bzw. Futtergetreide sind die europäischen Mais-Preise an der Matif am Dienstag stark gestiegen und klettern am Mittwoch weiter.

Der vordere März-Kontrakt notierte schon am Dienstag auf einem neuen Allzeithoch bei 340 Euro pro Tonne und stieg bis Mittwoch Mittag um weitere 30 Euro auf 370 Euro je Tonne.

Ukraine ist der wichtigste Maislieferant für Europa

Maisexporte.

Die EU ist als Ganzes – anders als bei Weizen oder Gerste - einer der weltweit größten Nettoimporteure von Mais als Viehfutter, wobei die Ukraine der Hauptlieferant ist. Das USDA schätzt die Gesamtimportimporte der EU 27 im laufenden Jahr auf 15 Millionen Tonnen – das wären knapp ein Fünftel der Verbrauchsmenge von rund 80 Millionen Tonnen.

Davon wurden nach den Daten der Kommission seit Beginn des laufenden Wirtschaftsjahres bereits  rund 11 Millionen Tonnen importiert. Mit knapp 6 Millionen kam mehr als die Hälfte dieser Lieferungen aus der Ukraine. Weitere 3,3 Millionen Tonne der europäischen Maisimporte stammten aus Brasilien und der Rest kam aus Kanada und Serbien sowie Moldavien. Der Wegfall der Ukraine als Lieferant dürfte für die Europäer für die noch laufende Saison zwar Probleme bringen, denn noch stehen 4 Millionen Tonnen des Bedarfs aus und gerade Brasilien ist trockenheitsbedingt kaum noch lieferfähig.

Doch die großen Probleme könnten im nächsten Jahr kommen, wenn die ukrainischen Landwirte in diesem Frühjahr keinen Mais aussäen und im Herbst keinen ernten können. Die Landwirtschaftsminister der EU werden deshalb am heutigen Mittwoch ein Sondertreffen abhalten, um die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zu erörtern.

Rumänien, Ungarn und Frankreich können Lücken nicht stopfen

Maisproduktion.

Zwar gibt es auch in der EU einige große Mais Maisproduzenten, insbesondere Rumänien, Ungarn, Bulgarien und Frankreich, doch die können die Lücke, die die Ukraine reißt, wohl schwerlich stopfen. Auch Deutschland muss nach den Daten der BLE bei einer Verbrauchsmenge von 7,0 bis 7,5 Millionen Tonnen etwa 4 bis 5 Millionen Tonnen importieren. Davon kamen zuletzt fast 2 Millionen Tonnen aus der Ukraine, der Rest überwiegend über die Donau aus Südosteuropa. Doch dort versuchen jetzt auch andere internationale Importeure zu kaufen, um ukrainische Lieferungen zu ersetzen.

Neben rumänischem Mais hatten Handelsfirmen zuletzt auch mehrere Schiffe mit französischem Mais gebucht, um Lieferungen in die Nähe von EU-Destinationen wie der iberischen Halbinsel und den Benelux-Ländern abzudecken, sagten Händler gegenüber Reuters. Derzeit liegen in den ukrainischen Speichern noch rund 3 Millionen Tonnen Mais, die für den Export bestimmt waren. „Käufer müssen nun auf andere Herkünfte zurückgreifen, was zu erheblichen Spannungen auf den Getreide- und Ölsaatenmärkten führen dürfte“, erwartet ein französischer Analyst.

Da jedoch auch in Europa der Mais noch erheblich knapper wird und die Preise weiter steigen, müssen sich die Futtermittelimporteure ihre Ware wohl bald woanders suchen. „Ein großes Loch ist plötzlich in den Lieferplan der Futtermittelhersteller gerissen worden, darunter in den Benelux-Ländern, auf der Iberischen Halbinsel, im Nahen Osten und in Nordafrika“, sagte ein Händler. "Seit der Invasion sind einige Maisverbraucher und -händler gezwungen, alternative Vorräte zu praktisch jedem Preis zu kaufen."

China fehlen große Mengen – Brasilien ist aber knapp versorgt

Die derzeit fehlenden Mengen sind jedoch schwer einzuschätzen. Jeden Tag, wenn die ukrainischen Häfen blockiert werden, bedeutet das, dass etwa 100.000 Tonnen Mais auf den Weltmärkten fehlen“, sagte ein Händler gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ein weiteres Problem besteht offenbar darin, dass einige Schiffe die Ukraine schnell verließen, als der Konflikt ausbrach, während sie nur teilweise beladen waren oder keine vollständigen Papiere hatten.

„Importeure in mehreren EU-Ländern sind in Gesprächen mit ihren nationalen Regierungen, um zu sehen, was mit diesen Schiffen getan werden kann“, berichtet Reuters. Da die EU als Ganzes eigentlich keine Maisüberschuss hat, müssen die Importeure möglicherweise deutlich weiter wegschauen. In die USA oder nach Südamerika. Doch aus da gibt es Probleme: Niedrige Lagerbestände in Brasilien, nachdem die Dürre die Produktion der ersten Maisernte deutlich beeinträchtigt hat, könnten die Nachfrage in Richtung der Vereinigten Staaten erhöhen, glauben Analysten.

Tatsache ist wohl auch, dass China offenbar noch mehrere Millionen Tonnen ukrainischen Mais gebucht hat der in den kommenden Monaten versendet werden soll, berichtet Reuters. „Die große Frage ist nun, was China wird tun, wenn seine großen Maiseinkäufe aus der Ukraine nicht verschifft werden können“.

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