Grund sind die höheren Ertragsaussichten in Südeuropa, meldete die Crop-Monitoring-Agentur MARS in ihrem Monatsbericht. Diese höheren Erträge gleichen die durch das anhaltende Niederschlagsdefizit nach unten korrigierten Getreideerträge in Nordeuropa aus.
Für Raps hat MARS die durchschnittliche europäische Ertragsschätzung im Mai hingegen nach unten gesetzt.
In Norddeutschland und Polen zu trocken
MARS berichtet, dass sich die Ertragsaussichten durch reichliche Niederschläge in Italien, in Südosteuropa sowie im Südosten der iberischen Halbinsel spürbar verbessert haben. Die Regenfälle verbesserten zudem die Bodenfeuchte und das Ertragspotential in den genannten Regionen deutlich. Profitiert haben sowohl Wintergetreide als auch Sommergetreide.
MARS berichtet außerdem, dass weite Teile Nord- und Zentraleuropas seit Mitte März ein Niederschlagsdefizit verzeichnen. Auch der April war in diesen Regionen deutlich zu trocken. Das hat das Ertragspotential der Winterkulturen in einigen Ländern merklich reduziert. Betroffen sind vor allem Nordpolen, der Osten und Nordosten Deutschlands, der Nordwerten Tschechiens - und hier vor allem leichte Böden.
Auch die auflaufenden Sommerkulturen leiden in den genannten Regionen unter dem Niederschlagsmangel. Allerdings lassen die Wetterprogosen in den betroffenen Regionen in der zweiten Maihälfte zum Teil ergiebige Niederschläge erwarten. Noch sind diese Regenvorhersagen jedoch mit großen Unsicherheiten behaftet.
Sommergerste in guter Verfassung
Die Aussaat von Sommergerste war in den meisten Regionen Zentral- und Westeuropas bereits Ende März vollständig abgeschlossen. Das waren drei Wochen eher wie sonst. Das bis dahin sehr warme Wetter hatte zudem für ein sehr zeitiges Auflaufen des Getreides und einen kräftigen Entwicklungsschub gesorgt.
In Dänemark und Schweden hatte die Aussaat von Sommergerste etwa Mitte März begonnen und war im April beendet. Ende April hat es in Skandinavien zudem ausreichend geregnet, so dass sich die Pflanzen gut entwickeln konnten. In Ungarn und Rumänien war die Aussaat ebenfalls im April beendet und die Wachstumsbedingungen hatten sich durch den Regen im April erheblich verbessert.
MARS berichtet außerdem, dass die Aussaat von Sommergerste im Baltikum in der ersten Aprildekade begonnenen hat - etwa eine Woche eher als sonst. Die Entwicklung der Pflanzen ist gut – trotz regionalem Niederschlagsmangel.
Zuckerrüben leiden unter Kälte und Trockenheit
Die Aussaat von Zuckerrüben berichtet MARS, erfolgte von März bis April überwiegend im optimalen Zeitfenster. In Deutschland, Dänemark, Belgien und den Niederlanden war die Rübenaussaat in der dritten Aprildekade abschlossen.
Die Entwicklung der Pflanze wurde dann jedoch in Deutschland und in Polen, trotz der frühen Aussaat, wegen des trockenen und kalten Wetters (mit Nachtfrösten) spürbar gebremst. In Polen (vor allem im Südosten) ist außerdem der Krankheitsdruck sehr hoch, berichte MARS.
In Ungarn und in Rumänien war die Rübenaussaat in der ersten Aprildekade abgeschlossen. Dort haben Niederschläge jetzt für eine bessere Wasserversorgung gesorgt.
Späte Maissausaat in Südostfrankreich
Die Maisaussaat ist in den meisten europäischen Regionen abgeschlossen. Verschiebungen gab es durch Regenfälle und Kälte unter anderem in Südostfrankreich, in Spanien und Italien. Auch in Polen haben niedrige Temperaturen die Aussaat verzögert.
In Bulgarien und Rumänien begann die Aussaat in der letzten Märzdekade und war wegen des bis dahin sehr trockenen Wetters erheblich schneller als sonst beendet.
Ab Mitte April hat es dann geregnet, was die Aufwuchsbedingungen und das Ertragspotential in beiden Ländern spürbar verbessert hat. In Südost-Frankreich war die Maisaussaat erst Ende April Anfang Mai beendet – deutlich später als sonst.
Die Aufwuchsbedingung sind derzeit jedoch sehr gut, so dass sich die Pflanzen jetzt gut entwickeln und den Rückstand offenbar aufholen. In Nordfrankreich verlief die Aussaat unter normalen Bedingungen.
Mehr Weizen und weniger Raps
MARS schätzte das Ertragspotential bei Weichweizen in der Europäischen Union auf 6,05 t/ha und damit etwas höher als im April. Bezogen auf die von der Europäischen Kommission gemeldete Anbaufläche ergäbe sich damit eine Erntemenge von 143,4 Mio. t. Das wäre etwas mehr als die Kommission zuletzt mit 141,3 Mio. t erwartet hat.
Den europäischen Gerstenertrag (Sommer und Winter) schätzt MARS auf 4,96 t/ha. Das ergäbe eine Produktion von 61,4 Mio. t und damit etwa so viel wie die Kommission mit 61,0 Mio. t schätzt.
Bei Raps liegt die Ertragsschätzung von MARS bei 3,13 t/ha und damit niedriger als im Vormonat. Die Erntemenge würde auf der Basis der derzeit unterstellten Anbaufläche bei etwa 18,8 Mio. t liegen und damit etwas niedriger sein als die Kommission zuletzt mit 19,2 Mio. t geschätzt hat.