
China meldet trotz einer extremen Sommerhitze und den massiven Folgen von COVID-19 ein weiteres Jahr mit einer Rekordgetreideernte. Das behaupten jedenfalls offizielle Daten des National Bureau of Statistics (NBS). Die Getreideproduktion des Landes erreichte danach 2022 einen neuen Rekordwert von 569 Millionen Tonnen (ohne Ölsaaten). Sowohl bei Weizen und Mais als auch bei Sojabohnen wurden Rekordernten eingebracht.
Die Weizenernte wird mit knapp 138 Millionen Tonnen angegeben und die Maisernte mit 277 Millionen Tonnen. Lediglich die Reisernte ist um 2 % auf 146 Millionen Tonnen geschrumpft. Wang Guirong, Direktor des NBS, sagte, dass die jährliche Getreideproduktion das achte Jahr in Folge über dem von der Zentralregierung festgelegten Richtwert für die Ernährungssicherheit des Landes geblieben sei. Dabei erlebte China im Jahr 2022 seinen heißesten Sommer seit 1961.
Die anhaltend hohen Temperaturen und eine extreme Dürre mit vielen ausgetrockneten Flüssen und Seen, führten zu Wassermangel und dürften den Aufwuchs bei Mais und Reis und anderen wichtigen Sommerkulturen erheblich beeinträchtigt haben – diese machen aber den Löwenanteil der chinesischen Getreideproduktion aus. In Europa führte ähnliches Wetter zu einer katastrophalen Maisernte.
Hinzu kamen zahlreiche logistische Probleme, wegen der endlosen Lockdowns, sowie ein akuter Mangel an Betriebsmitteln und Arbeitskräften. Um die Produktion dennoch anzukurbeln, hatte die Zentralregierung die Mindesteinkaufspreise für Weizen und Reis deutlich angehoben und man behielt auch andere Subventionen für Getreide im Jahr 2022 bei.
Die Behörden überschütteten die Bauern gewissermaßen mit einem Geldregen von insgesamt 40 Milliarden Yuan (5,7 Milliarden US-Dollar), um sie davon abzuhalten, den Anbau von Reis, Weizen und anderen weniger lukrativen Feldfrüchten aufzugeben, sagte Gou Tianlai, Professor an der Pekinger Universität für Landwirtschaft, gegenüber der chinesischen Zeitung Global Times.
Black Box China – gewaltige Lagerbestände

Vor diesem Hintergrund wuchs die Getreideanbaufläche Chinas im Jahr 2022 auf 118,33 Millionen Hektar, was einer Steigerung von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Anbaufläche von Sojabohnen überstieg sogar 10 Millionen Hektar, und war die höchste seit mehr als 60 Jahren. Das es unter den extremen Witterungsverhältnissen am Ende zu einer Rekordernte reichte, mögen viele Analysten und ausländische Beobachter dennoch nicht glauben.
Nach offiziellen chinesischen Angaben meldeten von den 31 Provinzen 23 einen Anstieg der Getreideproduktion, während der Getreideertrag des Landes pro Flächeneinheit im Jahresvergleich leicht zurückging, wie NBS-Daten zeigten „Chinas Getreideernte hat positiv zur Stabilisierung des globalen Lebensmittelmarktes und zur Ernährungssicherheit beigetragen“, sagte Wang Guirong weiter.
Bezogen auf die Importe dürfte das nicht ganz stimmen. China importiert in diesem Wirtschaftsjahr immerhin 9,5 Millionen Tonnen Weizen – etwa so viel wie im vorigen Jahr – und immerhin 18 Millionen Tonnen Mais, das sind 4 Millionen Tonnen weniger als vor Jahresfrist. Reis sollen rund 5,2 Millionen Tonnen eingeführt werden und damit ähnlich viel wie im vorigen Jahr.
Ein Blick auf die Bestände zeigt jedoch, wie sehr China auf Versorgungssicherheit setzt. So hält das Reich der Mitte, nach Schätzungen des USDA, genau weiß das niemand, bei Weizen mit 124 Millionen Tonnen fast eine ganze Ernte in seinen Lagern oder rund 46 % der weltweiten Weizenbestände. Beim Mais lagern nach den Schätzungen des USDA, am Ende des laufenden Wirtschaftsjahres, 208 Millionen Tonnen in chinesischen Silos oder 65 % der weltweiten Bestände. Nicht nur, dass diese gewaltigen Mengen Unsummen kosten, sie verzerren auch das Bild über die wirkliche globale Versorgungslage.
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